Schicksalsspiel in Paris Die Fans haben das Vertrauen in Löw schon verloren – und der DFB?

dpa/jar

15.10.2018

DFB-Trainer Jogi Löw steht in der Kritik.
DFB-Trainer Jogi Löw steht in der Kritik.
Bild: Getty

Nach der 0:3-Klatsche in Holland steht für Deutschland am Dienstag gegen Weltmeister Frankreich so etwas wie ein Schicksalsspiel an. Noch eine Niederlage dieser Art darf sich Jogi Löw kaum erlauben. 

Kritik hagelt es für Löw und seine Mannschaft derzeit von allen Seiten. Als «Altherrenfussball» etwa bezeichnet Ex-Nationalspieler Olaf Thon Löws Spielkonzept und kritisiert, dass zu viele Spieler des kriselnden FC Bayern München auch in dieser schwierigen Zeit Vorrang geniessen. «Man muss die Spieler aufstellen, die jetzt in der Bundesliga topfit sind – und das waren gerade die Spieler beim FC Bayern nicht», so Thon. 

Auch in den Medien – national wie international – wird auf Löw und seine Mannschaft eingedroschen. «Die deutsche Nationalmannschaft ist eine Karikatur dessen, was sie einmal war», schreibt etwa die spanische Zweitung «AS». Eine Umfrage der deutschen Boulevard-Zeitung «Bild» mit über 100'000 Stimmen zeigt, dass auch die Fans nicht mehr an den Weltmeister-Trainer glauben. 90 Prozent meinen, dass Löw nicht mehr der richtige Coach für Deutschland ist.

Schicksalsspiel gegen den Weltmeister

Nach der Aufarbeitung der heftigen Niederlage reist die Mannschaft heute Montag unter grosser Anspannung aus Amsterdam weiter nach Paris, wo die Deutschen am Dienstag auf Frankreich treffen und schon gegen den Abstieg aus Liga A der Nations League kämpfen. Der Druck auf Löw ist gross. Der 58-Jährige muss personell und taktisch einen überzeugenden Plan entwerfen, um einem weiteren sportlichen Desaster zu entgehen.

Löw hatte wahrlich schön schönere Zeiten als Coach der deutschen Nationalmannschaft.
Löw hatte wahrlich schön schönere Zeiten als Coach der deutschen Nationalmannschaft.
Bild: Keystone

Die Niederlage gegen die Niederlande hat neue Grundsatzdebatten aufgeworfen, auch über Löw als geeigneten Erneuerer nach der WM-Blamage. «Wir müssen ausblenden, was auf uns einprasselt», sagte der 58-jährige Trainer. Dass Löw bei einer nächsten klaren Pleite weiter als unantastbar gilt, scheinen inzwischen auch die Spieler nicht mehr zu glauben. «Inwiefern da jetzt die Entscheidungsträger beim DFB aktiv werden oder nicht, habe ich keine Ahnung», sagt etwa Julian Draxler zur Bundestrainer-Debatte.

Ausgerechnet beim Weltmeister muss Löw nun ein positives Ausrufezeichen setzen, um sich das Vertrauen von Verband, Medien und Fans zurückzuerobern. «Gegen Frankreich hatten wir in München die Chance, zu gewinnen», erinnert Captain Manuel Neuer an das 0:0 im Hinspiel. Ein Punkt wäre in der aktuellen Verfassung der DFB-Auswahl ein Achtungserfolg.

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