Am Dienstagabend kommt es in Mönchengladbach zum Nations-League-Rückspiel zwischen Deutschland und Italien. Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Zahlen und Fakten dieses traditionsreichen Duells.
Ausgangslage
In der Gruppe 3 der Liga A ist nach der Hälfte der Spiele immer noch alles möglich. Momentan führt Italien mit fünf Punkten vor Ungarn (4), Deutschland (3) und den noch sieglosen Engländern (2). Mit einem Sieg gegen Italien könnte die DFB-Elf die Tabellenführung übernehmen, der Spitzenrang würde am Ende der Gruppenphase im September die Qualifikation für das Finalturnier im Juni 2023 bedeuten. Bei einer Niederlage droht Deutschland zur Vorrunden-Halbzeit das Abrutschen auf Platz vier – den Abstiegsplatz.
Duell der Goalie-Giganten
Italiens Gianluigi Donnarumma hatte beim EM-Titelgewinn vor einem Jahr überzeugt. 2021 wurde der PSG-Profi auch als Welttorhüter des Jahres ausgezeichnet. Gleich fünf Mal diesen Preis einheimsen konnte in der Vergangenheit Manuel Neuer (2013,14,15,16 & 2020) – damit ist der Bayern-Keeper zusammen mit Donnarummas Vorgänger Gianluigi Buffon und dem Spanier Iker Casillas Rekordgewinner.

Eine Wachablösung im Weltfussball sieht man vor allem in Deutschland noch lange nicht. Für Neuer ist das Länderspiel aber kein Privat-Duell mit seinem Torwart-Konkurrenten. «Es geht nicht um einen Vergleich zwischen Gigi und mir», so der 36-Jährige. Egal, wen man favorisiert, die Zeit läuft zumindest zugunsten des 13 Jahre jüngeren Italieners. Ob am Dienstagabend im Tor Erfahrung über Jugend siegt, wird spannend zu beobachten sein.
Neue Generation übernimmt bei Italien
Gegen England hat bei Italien ein Spieler sein Debüt gefeiert, der selbst vielen Insidern kein Begriff gewesen sein dürfte: Federico Gatti. Kein Wunder, schliesslich hat der bald 24-Jährige noch nie in der Serie A gespielt. Der Frosinone-Profi wurde im Januar zwar von Juventus gekauft, spielte aber die Saison in der Serie B fertig. «Wenn ich Gatti spielen lasse, dann deshalb, weil ich glaube, dass er ein hervorragender Verteidiger für die Zukunft werden kann», hielt Italiens Coach Roberto Mancini fest. Der 57-Jährige bewies schon oft, dass er ein gutes Auge für Talente hat.
Seine Premiere für die Squadra Azzurra schon hinter sich hat Willy Gnonto, der mit seinen drei Auftritten in der Nations League für viel Furore in der Heimat sorgte. «Er spielt Fussball wie nur wenige in seinem Alter, und er ist sehr schnell. Er hat Fähigkeiten, die unsere anderen Stürmer nicht haben. Er bringt, was uns gefehlt hat», meinte Mancini, selber ein ehemaliger Angreifer.
Der wirblige FCZ-Flügel machte damit auch beste Werbung in eigener Sache – die Top-Klubs sollen Schlange stehen beim 18-Jährigen. Mit einem weiteren starken Auftritt gegen Deutschland könnten seine Aktien noch weiter steigen.
Ebenfalls zu gefallen wusste Lorenzo Pellegrini. Der im Mittelfeld eingesetzte Roma-Captain bekam gar von Mancini ein Sonderlob. Hat Italien in ihm gar wieder eine magische Nummer 10 gefunden? «Pellegrini hat seinen eigenen Fussballstil, er ist weder ein Zehner wie Giuseppe Giannini noch wie Francesco Totti. Ich glaube, dass er noch viel besser werden kann, weil er sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung sehr gut ist. Manchmal verliert er Bälle, die er nicht verlieren sollte, aber wenn er das und ein paar andere Dinge verbessert, kann er einfach aussergewöhnlich werden.»

Ein Sorgenkind und eine Konstante beim DFB
Leroy Sané ist aktuell das grosse Sorgenkind beim DFB. Zum Auftakt in die Nations League durfte der Flügelspieler gegen Italien von Anfang an spielen, enttäuschte aber praktisch durchgehend – nach knapp einer Stunde war Schluss. Gegen England drei Tage später wurde er erst kurz vor dem Abpfiff eingewechselt. Vom als solchen gelobten Unterschiedsspieler war nichts zu sehen. Zu Beginn der Trainingseinheiten in den vergangenen Tagen wirkte der Bayern-Profi immer wieder seltsam unmotiviert. Ein Tor im DFB-Trikot gelang dem 26-Jährigen 2022 noch nicht.
«Leroy Sané hat einfach ein sensationelles Potenzial, dass natürlich der Mannschaft sehr gut helfen kann. Und da müssen wir alle hinarbeiten, dass das wieder so ist», hielt Flick fest. Bei den Länderspielen im September, Oktober und November habe er herausragende Leistungen gezeigt. «Das ist seine Baseline und da müssen wir einfach sehen, dass er da wieder hinkommt.»
Ganz anders sieht die Gefühlsskala im DFB-Lager bei Jonas Hofmann aus. Als «zurzeit der beste Stürmer» bezeichnete ihn die «SZ», ohne den die Nationalelf «ziemlich aufgeschmissen» wäre. Gegen Italien war der Gladbach-Profi beim einzigen Tor massgeblich involviert, gegen England und Ungarn besorgte er selbst die Treffer. Bei Flick wurde der 29-Jährige noch zu Beginn oft als Rechtsverteidiger eingesetzt, zuletzt durfte er aber auf der Aussenbahn ran, wo er mit seinen gut getimten Läufen in die Tiefe oft für Gefahr sorgen kann. Von den letzten zwölf Länderspielen kam er nur zweimal nicht zum Einsatz – wegen eines Muskelfaserrisses. Fazit: Der Spätzünder Hofmann – sein DFB-Debüt gab er erst 2020 – ist neben Jamal Musiala der grosse Gewinner bei den Deutschen.
Bilanz
Die Squadra Azzurra gehört zudem zu den wenigen Teams, gegen die die DFB-Auswahl eine negative Bilanz hat. Bei acht Siegen gab es 13 Remis und schon 15 Niederlagen. In einem Pflichtspiel wurde Italien auch noch nie in der regulären Spielzeit bezwungen. Den einzigen Erfolg für den vierfachen Weltmeister gab es im Elfmeterdrama im EM-Viertelfinale 2016 (6:5).

Di 14.06. 20:10 - 23:05 ∙ SRF zwei ∙ 175 Min
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Voraussichtliche Mannschaften
Deutschland: Neuer (FC Bayern München/36/112 Länderspiele) – Klostermann (RB Leipzig/26/17), Süle (FC Bayern München/26/39), Rüdiger (FC Chelsea/29/52), Henrichs (RB Leipzig/25/7) – Kimmich (FC Bayern München/27/67), Gündogan (Manchester City/31/59) – Hofmann (Borussia Mönchengladbach/29/13), Müller (FC Bayern München/32/115), Sané (FC Bayern München/26/44) – Havertz (FC Chelsea/23/28)
Italien: Donnarumma (Paris Saint-Germain/23/46) – Calabria (AC Mailand/25/6), Gatti (Frosinone Calcio/23/1), Bastoni (Inter Mailand/23/14), Spinazzola (AS Rom/29/20) – Barella (Inter Mailand/25/38), Cristante (AS Rom/27/26), Pellegrini (AS Rom/25/25) – Politano (SSC Neapel/28/7), Raspadori (Sassuolo Calcio/22/12), Gnonto (FC Zürich/18/3)