Hansi Flick verfolgt die Torhüter-Debatten beim FC Bayern sehr aufmerksam. Jetzt positioniert er sich – klar und geschickt: Neuer spielt, Nübel soll erstmal lernen. Der Verein bezieht Stellung für seinen öffentlich angegriffenen Torwart der Zukunft.
Hansi Flick positioniert sich in der aufgeregten Münchner Torwart-Debatte - und auch der Verein bezieht mit einem Plädoyer aktiv Stellung. Der 55-jährige Trainer betont im Zuge der neuen Torhüterkonstellation im Sommer mit Schalke-Zugang Alexander Nübel seine Entscheidungshoheit in Aufstellungsfragen beim FC Bayern und bestätigt schon vorab den Nummer-1-Status von Manuel Neuer.
«Wer letztendlich spielt, ist immer Sache des Trainers», erklärt Flick im «Kicker». Und das wird auch in der veränderten Konstellation mit dem ehemaligen U21-Nationaltorhüter Nübel wohl bis auf sehr wenige Ausnahmen weiterhin Kapitän Neuer sein. «Manuel Neuer ist eindeutig unsere Nummer 1, daran wird sich auch in der kommenden Saison nichts ändern», sagt Flick, garniert mit dem Zusatz: «Alexander Nübel weiss das auch.»
Vereinsführung stärkt Nübel den Rücken
Kurz nach Flicks Aussagen war die Vereinsführung bemüht, ihrem künftigen Arbeitnehmer den Rücken zu stärken. «Im Namen des FC Bayern möchte ich klarstellen: Alle Entscheidungsträger des FC Bayern inklusive Cheftrainer Hansi Flick sind sehr glücklich darüber, dass Alexander Nübel zur neuen Saison Spieler des FC Bayern wird», äussert der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in einer offiziellen Stellungnahme. Nübel sei einer «der besten Nachwuchstorhüter Europas» und in München «ein wichtiger Spieler für die Zukunft».
Nübel stand nach einigen Patzern zuletzt bei Schalke nicht mehr im Tor. In München soll er weiter dazulernen. «Wir sind überzeugt, dass Manuel Neuer mit seiner Qualität und grossen Erfahrung einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Alexander Nübel leisten wird», betonte Rummenigge.
Die Bayern-Bosse stören sich offenbar auch an Angriffen aus der Fussballszene gegen Nübel. «Weiterhin möchten wir festhalten, dass sich der FC Bayern abwertende Kommentare von Spielerberatern über andere Spieler des FC Bayern grundsätzlich verbittet.» Diese öffentliche Kritik geht an den Spielerberater von Christian Früchtl, der aktuellen Nummer drei der Bayern-Torhüter.
«Beim FC Bayern zählt der Leistungsgedanke»
Nübels Verpflichtung (mit angeblichen Einsatzzusagen) hat die Verhandlungen mit dem Kapitän verkompliziert. Es knirschte zuletzt arg zwischen Verein und Kapitän. Neuer beklagte Indiskretionen, er stand wegen angeblicher Forderungen (Vertrag bis 2025, 20 Millionen Euro Jahresgehalt) in Corona-Zeiten als raffgierig dar. Rummenigge meldete sich zu Wochenbeginn via «Bild» zu Wort und versicherte, dass man «eine für beide Seiten glückliche Lösung finden» werde.
Flick verspricht Nübel, «das gleiche Vertrauen und die gleiche Wertschätzung» zu erhalten wie alle Spieler beim FC Bayern. «Er ist ein junger, sehr talentierter Keeper, den wir weiterentwickeln wollen.» Es folgt aber auch der Hinweis, «dass beim FC Bayern der Leistungsgedanke zählt - sogar noch extremer als woanders».Neuer verzichtet bekanntlich gar nicht gerne und schon gar nicht freiwillig auf Einsätze.