Nach dem missglückten Auftakt in die Nations League mit zwei Niederlagen hat die Schweizer Nationalmannschaft im Heimspiel gegen Spanien am Donnerstag im Stade de Genève in Genf etwas gutzumachen. Bei einer weiteren Pleite droht der Abstieg aus der Liga A.
Murat Yakin musste herzhaft lachen. Als zum Abschluss der Pressekonferenz am Tag vor dem Spiel gegen Spanien ein Kind fragte, ob der Nationaltrainer lieber zwei Siege gegen Spanien und Portugal (am Sonntag) oder eine Qualifikation für die Achtelfinals an der WM bevorzugen würde, hatte der Nationaltrainer die in den Tagen rund um das 0:4 gegen Portugal etwas abhanden gekommene Lockerheit wieder gefunden. Nach langer Pause antwortete er schliesslich mit einem Schmunzeln: «Am liebsten beides natürlich. Aber wenn ich etwas wählen könnte, dann wünsche ich mir, dass an der WM alle gesund, fit und bereit sind.»
Nach einem perfekten Start mit der Qualifikation für Katar im letzten Herbst hat Yakin in diesen Tagen seine erste kleine Krise als Verantwortlicher der SFV-Auswahl zu meistern. «Die Konstellation ist heute eine ganz andere», sagte Yakin, ohne dies allerdings als Ausrede für die beiden Niederlagen in Tschechien (1:2) und Portugal zu nutzen. «Die WM ist das grosse Ziel. Jetzt geht es auch darum, Spieler, die auf Klubsuche sind oder wenig Rhythmus haben, zu unterstützen, ihnen Einsatzzeit zu geben, andere hingegen wiederum zu schützen. Das macht die Aufgabe nicht einfacher.»
Fehlende Breite
Für Yakin ist klar, was es braucht, um wieder in die Spur zu finden: Intensität und Organisation. «Wir müssen gut und sauber verteidigen, nach vorne und vertikal spielen, den Gegner beschäftigen und im Abschluss effizient sein.» Mit diesen Tugenden und etwas Glück blieb die SFV-Auswahl im letzten Herbst in den ersten sieben Spielen unter Yakin ungeschlagen und kassierte dabei nur zwei Gegentore. Der Weg nach Katar war geebnet.
Gegen Spanien im Stade de Genève wird der Nationaltrainer keine Experimente machen. Nach der Schmach von Lissabon, als nur eine Handvoll Stammspieler auf dem Platz stand, dürfte gegen den EM-Halbfinalisten die bestmögliche Formation auflaufen. «Wir haben nicht wie Portugal oder Spanien zwanzig Spieler auf diesem Niveau», sagte Yakin. Yann Sommer, Silvan Widmer, Remo Freuler, Noah Okafor und Breel Embolo kehren zurück, ob die zuletzt verletzten Manuel Akanji und Nico Elvedi von Beginn an spielen können, entscheidet sich kurzfristig.
Eine offene Rechnung
Mit dem Gegner Spanien hat die Schweiz noch eine Rechnung offen. Den EM-Viertelfinal im letzten Sommer verlor sie gegen den dreifachen Europameister erst im Penaltyschiessen, nachdem es nach 120 Minuten 1:1 gestanden hatte. Auch in der letzten Nations-League-Kampagne war die SFV-Auswahl zweimal auf Spanien getroffen. Nach einem 0:1 in Madrid gab es zuhause in Basel nach zwei parierten Penaltys von Yann Sommer ein 1:1.
Im Kampf um den Verbleib in der Liga A der Nations League, die stärkere Gegner und mehr Preisgeld beschert, ist das erste Duell mit der «Seleccion» bereits vorentscheidend. Bei einer weiteren Niederlage würde das Handicap auf Rang 3 bereits auf mindestens vier Punkte anwachsen. Auch den Spaniern ist der Start in die Kampagne nicht wunschgemäss geglückt. Das Team von Luis Enrique spielte zuhause gegen Portugal und in Tschechien – trotz 73 Prozent Ballbesitz – nur unentschieden.
Dennoch hat der Weltmeister von 2010 unter Luis Enrique nach drei enttäuschenden Endrunden in Folge wieder zum Erfolg zurückgefunden. Im letzten Sommer fehlte wenig zum grossen Coup, scheiterten die Spanier doch gegen den späteren Europameister Italien im Halbfinal erst im Penaltyschiessen. Der Neuaufbau ist geglückt, und mit dem erst 17-jährigen Gavi vom FC Barcelona, dem jüngsten Nationalspieler in Spaniens Geschichte, leuchtet ein neuer Stern am Himmel.
Der Live-Ticker der Pressekonferenz
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Liveticker
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Liveticker beendet
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Ende der Pressekonferenz
Damit ist die Pressekonferenz zu Ende.
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Siege gegen Portugal und Spanien oder WM-Achtelfinal?
Ein Kind darf dem Nati-Coach auch noch eine Frage stellen. Was ist ihm wichtiger, zwei Siege gegen Portugal und Spanien oder lieber der Einzug in den WM-Achtelfinal? Yakin lacht und überlegt, bevor er meint: «Beides! Aber wenn ich wählen müsste, dann würde ich schon den WM-Achtelfinal nehmen. Ich will aber auch, dass die Spieler morgen bereit sind, denn diese Spiele dienen auch als Vorbereitung auf die WM.»
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Teamspirit als grosse Stärke
Was ist die grosse Stärke der Nati, wird Yakin gefragt. «Wir haben sie dieses Jahr noch nicht gezeigt. Unser Spiel hat noch nicht die Intensität und die Organisation, die ich mir wünsche», antwortet der Trainer. «Letztes Jahr war die Ausgangslage anders, es waren natürlich auch andere Spiele. Die WM ist das grosse Ziel, jetzt wollen wir auch Spielern eine Möglichkeit geben, die nicht so viel gespielt haben.» Als grosse Stärke bezeichnet Yakin auch den «unglaublichen Teamspirit».
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«Wird sicher ein paar Wechsel geben»
Yakin spricht noch einmal über die Aufstellung und sagt, dass es «sicher wieder ein paar Wechsel geben wird. Jeder soll «seine Chancen bekommen». Die Abwehrkette stehe eigentlich. «Wie wir vorne spielen, hängt davon ab, welche Spieler da sind», sagt der Coach.
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Was passiert mit Stergiou und Amdouni?
Bei der Bekanntgabe des Nati-Aufgebots hatte Yakin gesagt, dass geplant ist, Leonidas Stergiou und Zeki Amdouni die ersten Einsätze in der A-Nati zu ermöglichen. Gegen Spanien wird das aber noch nicht der Fall sein. «So lange sie Einsätze haben mit der U21, werden sie die Spiele da absolvieren», sagt Yakin. Stergiou und Amdouni seien auch noch angeschlagen. «Wir müssen das morgige Spiel abwarten.»
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Yakin: «Ich weiss nur, dass Freuler spielen wird»
Yakin will sich noch nicht zu sehr in die Karten blicken lassen. Auf die Frage, ob auch im Mittelfeld Veränderungen vorgenommen werden und beispielsweise auch Granit Xhaka mal eine Chance erhält, antwortet Yakin mit einem Grinsen im Gesicht: «Ich weiss nur, dass Remo (Freuler) sicher spielen wird.»
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Freuler über die Länderspiele nach der langen Saison
Sind Länderspiele direkt nach einer langen Saison zu viel für die Profis? «Natürlich ist es nicht optimal», sagt Freuler. «Aber wir können daran nichts ändern. Wir können höchstens sagen, dass es nächstes Jahr vielleicht besser geplant werden könnte.» Die lange Saison will er aber nicht als Ausrede gelten lassen. «Aber es wäre schön, wenn man das nächstes Jahr nochmals anschauen würde.»
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Freuler: «Wir haben etwas gutzumachen»
Remo Freuler dürfte besonders heiss sein aufs Duell gegen die Spanier. Im EM-Viertelfinal, das die Schweiz gegen Spanien im Penaltyschiessen verlor, flog er mit einer Roten Karte vom Platz. «Wir haben etwas gutzumachen», sagt Freuler – auch mit Bezug auf die Niederlagen gegen Tschechien und Portugal. «Die Stimmung im Team ist immer noch positiv, aber jeder will eine Reaktion zeigen nach dem Portugal-Spiel.»
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Problem in der Verteidigung – aber Akanji ist zurück
Gegen Portugal war die Defensive um die Innenverteidiger Fabian Schär und Fabian Frei heillos überfordert. Gegen Spanien hofft Yakin, dass die angeschlagenen Manuel Akanji und Nico Elvedi wieder fit sind. «Akanji ist wieder beim Team, wir müssen aber noch schauen, ob er starten kann oder nicht. Elvedi sollte heute wieder mit der Mannschaft trainieren.»
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Es wird wieder Umstellungen geben
Yakin spricht auch die lange Saison an und erklärt damit auch die Umstellungen im Spiel gegen Portugal. «In den beiden Heimspielen gegen Spanien und Portugal wollen wir zeigen, was wir draufhaben.»
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Yakin: «Das Glück war nicht auf unserer Seite»
Noch kein Sieg in diesem Jahr und die Nati hat zu viele Gegentore kassiert – wie kann das besser werden? «Wir haben gegen Tschechien gute Chancen herausgespielt und gegen Portugal auch gut begonnen. Momentan haben wir das Glück nicht auf unserer Seite, aber die Mannschaft ist weiter positiv», sagt Yakin.
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Gleich geht's los
Yakin und Freuler haben den Medienraum bereits betreten. In wenigen Augenblicken kann es losgehen.
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Yakin und Freuler an der Pressekonferenz
1:2 gegen Tschechien, 0:4 gegen Portugal – so hat sich die Schweizer Nati den Auftakt in die Nations League natürlich nicht vorgestellt. Nun ist am Donnerstag in Genf gegen Spanien eine Reaktion gefordert. Mit den Spaniern haben die Schweizer nach dem Viertelfinal-Aus an der EM auch noch eine Rechnung offen. Nati-Trainer Murat Yakin und Remo Freuler geben ab 10.30 Uhr Auskunft.