Fussball-WM Unsportliches Kamerun setzt Tiefpunkt an der Weltmeisterschaft

tbz

24.6.2019

Mit einer unwürdigen und beschämenden Vorstellung verabschiedet sich Kamerun gegen England aus der Fussball Weltmeisterschaft und sorgt damit für den ersten Tiefpunkt des Turniers in Frankreich.

England-Trainer Phil Neville deklariert das Verhalten der Kamerunerinnen nach dem Schlusspfiff als «beschämend und traurig». Die Reaktion des Ex-Manchester-United-Profis ist verständlich, kurz zuvor hatten die Afrikanerinnen ihre destruktive Spielweise mit einem rüden Foul an England-Kapitänin Steph Houghton gekrönt.

Das rotwürdige Einsteigen in der Nachspielzeit passt zu diesem Spiel, das gespickt ist mit Tätlichkeiten, Spuckattacken und kindlichem Verhalten. Klare Siegerinnen sind am Ende die Britinnen, des Resultats wegen wird sich aber niemand an diese Partie erinnern.

Toni Duggan beschwert sich bei der Unparteiischen über eine Spuckattacke.
Toni Duggan beschwert sich bei der Unparteiischen über eine Spuckattacke.
Bild: Getty

Spuckattacken und Tätlichkeiten

Der Unmut der Kamerunerinnen, die als Aussenseiterinnen in diese Partie gehen, wird bereits in der zwölften Minute losgetreten. Nach einem klaren Rückpass entscheidet das Schiedsrichterteam völlig zurecht auf Fünf-Meter-Freistoss für England. Die Wut über den Entscheid auf Seiten Kameruns ist unverständlich: Torhüterin Ngo Ndom hätte die klare Rückgabe nie und nimmer mit den Händen aufnehmen dürfen.

Steph Houghton fällt nach einem harten Foul in der Nachspielzeit womöglich für längere Zeit aus.
Steph Houghton fällt nach einem harten Foul in der Nachspielzeit womöglich für längere Zeit aus.
Bild: Getty

Noch bevor Steph Houghton den indirekten Freistoss verwerten kann, kommt es bereits zum nächsten Zwischenfall: Die Engländerin Toni Duggan scheint sich bei der Unparteiischen über eine Spuckattacke zu beschweren. Es ist nur die erste Szene von vielen, die für ordentlich Diskussionsstoff sorgt und dass Kamerun die Partie mit elf Feldspielerinnen beenden darf, ist nach Ellbogenschlägen, Schiedsrichter-Schubsern und wüsten Fouls ein kleines Wunder.

Sündenbock ist die chinesische Unparteiische Qin Liang. Dabei macht sie ihre Sache eigentlich gar nicht schlecht. Nachdem ihre Assistentin in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit das 2:0 der Engländerinnen zuerst wegen Abseits aberkannt, hebt Qin Liang den Entscheid nach Konsultation mit dem Videoschiedsrichter (VAR) wieder auf und gibt den Treffer. Eine korrekte Entscheidung, auf den Bildern ist klar zu sehen, dass Torschützin Lucy Bronze bei der Ballabgabe nicht im Abseits steht. Trotzdem Grund genug für die Spielerinnen aus Kamerun, nach der ersten Halbzeit einen Spielabbruch in Erwägung zu ziehen.

Viel Pech ist keine Entschuldigung

«Wir haben nur weitergespielt, weil wir für Kamerun spielten», fasst Mittelfeldakteurin Raissa Feudijo die Besprechung in der Kabine zusammen. Aber das Hadern mit der Unparteiischen geht auch nach der Pause weiter: Kurz nach Wiederanpfiff deckt der VAR beim vermeindlichen Anschlusstreffer Kameruns eine hauchdünne Abseitsstellung auf. Das Tor wird den Afrikanerinnen aberkannt.



Trotz all des Pechs lässt sich das unwürdige Auftreten Kameruns nicht entschuldigen. Gemäss Phil Neville genau das Gegenteil dessen, was die Weltmeisterschaft bisher ausmacht: «Ich kam an dieses Turnier, um Frauenfussball mehr Aufmerksamkeit zu verleihen und um Spektakel und Aufregung zu erleben. Aber heute sah ich 90 Minuten Fussball und schämte mich dafür.»

Auch neben dem Platz kam es zu kleineren Tumulten. Englischen Medienberichten zufolge mussten auf den Tribünen kleinere Auseinandersetzungen und Provokationen geschlichtet werden.

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