Umwälzung verzögert sichDie Formel 1 kämpft weiter mit den Altlasen von Ecclestones Vermächtnis
SDA
22.3.2018 - 09:14
Die Formel 1 präsentiert sich vor der neuen Saison im gewohnten Kleid. Die Zeit für Reformen ist auch im zweiten Jahr unter der neuen Führung noch nicht reif.
Im Hochgeschwindigkeits-Business Formel 1 ist neben den Rennstrecken Schritttempo angesagt. Daran wird sich in absehbarer Zeit nicht allzu viel ändern, denn die Möglichkeit, bei der Überarbeitung der prägenden Sachverhalte innert Kürze ein paar Gänge höher zu schalten, ist nicht gegeben. Entsprechend ist es bisher bei Veränderungen in weniger wichtigen Angelegenheiten geblieben - bei der Abschaffung der Grid-Girls etwa oder der Einführung eines neuen Logos für die Formel 1.
Bremsklötze Altlasten
Pläne und Vorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen gibt es mehrere. Bei der Umsetzung ist aber Geduld gefragt, denn den Gesandten des neuen Besitzers, dem amerikanischen Unternehmen Liberty Media, sind durch bestehende Verträge die Hände gebunden. Die von Bernie Ecclestone übernommenen Altlasten lassen im Moment keine Reformen grosser Tragweite zu.
Das Concorde Agreement, in dem die Rechte und Pflichten der Teams verankert sind und das somit das wegweisende Dokument in der Formel 1 ist, ist bis ins Jahr 2020 sakrosankt. In den nächsten drei Jahren können nicht einmal im Ansatz Veränderungen erwartet werden. Als weitere, noch schwerwiegendere Hypothek hat Ecclestone den neuen Machthabern die individuell mit den (einst) grossen Teams abgeschlossenen Zusatzvereinbarungen hinterlassen. Die Zusicherung, mindestens bis 2020 Teilnehmer an der Formel-1-WM zu sein, lassen sich Ferrari, Mercedes, Red Bull, McLaren und Williams seit fünf Jahren mit hohen Boni abgelten. Die Scuderia als grösste Profiteurin darf sich pro Saison über eine ausserordentliche Überweisung von 100 Millionen Dollar pro Saison freuen.
Dass solche Machenschaften bei den anderen Teilnehmern auf Unverständnis stossen, ist nachvollziehbar. Die zusätzlichen finanziellen Mittel lassen die Schere zwischen den grossen und den kleineren Equipen noch weiter aufgehen und führen zu einer Wettbewerbsverzerrung, die auch dem Sport selber nicht gut bekommt.
Careys schwierige Mission
Chase Carey, der neue starke Mann in der Formel 1, und seine Leute werden gefordert sein, einen Weg vorzugeben, der allen involvierten Parteien zusagt. Carey weiss selbstredend um die Schwierigkeit der Aufgabe in einem Umfeld, in dem der Eigennutz über das Gemeinwohl gestellt wird. Den unterschiedlichen Forderungen und Ansichten gerecht zu werden, wird der Quadratur des Kreises gleich kommen.
Carey wird zu einer Lösung kommen müssen, denn das Ergebnis der Verhandlungen wird wegweisend sein für die Zukunft der nach wie vor wichtigsten Meisterschaft im Automobilrennsport. Sie werden für die Qualität des Produktes Formel 1 entscheidend sein. Ausgeglichenheit garantiert spannende Wettkämpfe. Die krassen leistungsmässigen Unterschiede, wie sie seit fast zehn Jahren herrschen und die Grands Prix zu Veranstaltungen mit absehbaren Ergebnissen haben werden lassen, müssen ein Ende haben. Andernfalls wird sich Carey schwer tun in seinem Ansinnen, die Formel 1 als Premium-Marke aufrechtzuerhalten.
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