Velofahren statt Mens Shiffrin spricht über ihren Zyklus – ORF übersetzt es ganz anders

SB10

26.1.2023

Shiffrin mit einem Siegerinterview, welches vielen ORF-Zuschauern in Erinnerung bleiben wird. 
Shiffrin mit einem Siegerinterview, welches vielen ORF-Zuschauern in Erinnerung bleiben wird. 
Screenshot ORF

Ski-Superstar Mikaela Shiffrin winkt die nächste Rekordmarke, obwohl sie sich gemäss eigener Aussage aktuell mit Menstruationsbeschwerden herumschlägt  – im TV ist danach von etwas ganz anderem die Rede.

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Die Ausnahmeathletin durfte am Mittwoch wieder zuoberst aufs Podest steigen: Die US-Amerikanerin gewann auch den zweiten Riesenslalom am Kronplatz und feierte ihren 84. Weltcupsieg. Damit fehlen der 27-Jährigen nur noch zwei Siege zum Allzeit-Rekord der schwedischen Alpin-Legende Ingemar Stenmark. 



Mit ihrem 83. Weltcuptitel hatte die Athletin aus Colorado am Dienstag ihre frühere Teamkollegin Lindsey Vonn überholt und war zur alleinigen Rekordhalterin bei den Damen aufgestiegen. «Ich war mental so müde nach dem Sieg gestern. Und dann war ich aufgeregt, weil ich gemerkt habe, dass ich müde bin», sagte Shiffrin im Interview mit ORF.

Als ORF-Reporterin Alina Zellhofer auf die Bestmarke von Stenmark zu sprechen kommt, die sie noch vor der WM knacken kann – am Wochenende stehen in Tschechien zwei Rennen in ihrer Paradedisziplin Slalom an – meint Shiffrin. «Klar, es ist möglich. Aber ich muss mich erst mal erholen und dann sehen, wie viel Energie ich aufbringen kann», sagte die Alpin-Überfliegerin.

Das Ski-Ass fügt etwas verlegen hinzu: «Aber ich bin gerade in einer ungünstigen Phase meines Monatszyklus, also bin ich irgendwie noch müder.» Während Zellhofer mit «ich verstehe es total» antwortet, hat eine andere Person im Dienste des Österreichischen Rundfunks etwas ganz anderes verstanden. Der ORF-Übersetzer Peter Brunner machte für die TV-Zuschauer aus Shiffrins Monatszyklus (englisch: monthly cycle) ein Radfahren (englisch: cycling). Fazit: Statt Menstruationsbeschwerden sprach Brunner davon, dass Shiffrin nicht mal mehr zum Rad fahren komme, was sie sonst jeden Monat mache.

Auf Twitter sorgt die Szene einerseits für Belustigung, andererseits zeige die komplett falsche Simultan-Übersetzung auch exemplarisch den allgemeinen Umgang mit dem Thema, das in der Öffentlichkeit noch immer ein Tabu sei. 

Dies dürfte wohl auch ganz im Sinne von Shiffrin sein. Das Ski-Ass hielt nach ihrer erfrischend offenen Antwort lachend fest: «Wir sollten normal darüber reden.»