Die grossen Erfolge der Swiss-Ski-Stars bleiben nicht ohne Effekt und versetzen die Schweiz in eine Euphorie. Die steigenden Mitgliederzahlen stellen die Skiclubs allerdings auch vor Herausforderungen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nachdem die Mitgliederzahlen der Schweizer Ski-Klubs jahrelang zurück gingen, konnte der Abwärtstrend 2022 gestoppt werden.
- Insbesondere der alpine Bereich verzeichnet einen starken Zuwachs, was nicht zuletzt dem Odermatt-Effekt zu verdanken ist.
- Der Boom ist so gross, dass man bei den Kadern bereits an die Kapazitätsgrenzen stösst.
Marco Odermatt ist im Ski-Zirkus aktuell das Mass aller Dinge, fährt bei den Männern in drei verschiedenen Disziplinen von Sieg zu Sieg und beschert den Schweizer Ski-Fans Woche für Woche viel Freude. Der Nidwaldner ist vielleicht das grösste, aber bei weitem nicht das einzige Schweizer Aushängeschild im alpinen Skisport.
Allen voran Lara Gut-Behrami macht mit konstant starken Resultaten immer wieder auf sich aufmerksam und steht mittlerweile bei eindrücklichen 40 Weltcup-Siegen. Daneben stellt die Schweiz zahlreiche potenzielle Podestfahrer wie Loïc Meillard, Daniel Yule, Michelle Gisin oder Corinne Suter.
Negativtrend gestoppt
Die grossen Erfolge bleiben nicht ohne Effekt. Nachdem die Mitgliederzahlen der Schweizer Ski-Klubs jahrelang abnahmen, konnte der Abwärtstrend 2022 gestoppt werden. «Die Mitgliederzahlen in den meisten Schweizer Vereinen sind seit Jahren tendenziell unter Druck, dies gilt auch für die Skiclubs», stellt Adrian Albrecht, Leiter Breitensport beim Schweizer Dachverband Swiss-Ski, in der «Luzerner Zeitung» klar. «In letzter Zeit haben sich die Zahlen aber stabilisiert. Erfreulicherweise hat insbesondere die Anzahl Kinder in den Clubs schweizweit wieder zugenommen.»
Das hohe Interesse sei über die ganze Breite der Disziplinen spürbar. Der Luzerner Schneesportverband (LUSV) verzeichnet aber insbesondere im alpinen Bereich einen starken Zuwachs an Mitgliedern. Im Leistungszentrum in Schüpfheim herrscht Hochbetrieb – sowohl für die unter 14-Jährigen, als auch für die älteren Jugendlichen. «Wir sind in beiden Kadern an unsere Kapazitätsgrenzen gelangt», macht Schneider klar. Diese weiter auszubauen, komme aus finanziellen Gründen derzeit nicht in Frage.
Finanzielle Herausforderungen
Aber nicht nur für die Skiklubs stehen finanzielle Herausforderungen teilweise im Weg. Für ein Nachwuchstalent fallen pro Saison Kosten von rund 10'000 Franken oder mehr an. «Der Skisport ist teuer», weiss LUSV-Präsident Marcel Schneider. «Es tut schon weh, zu sehen, wenn ein talentiertes Kind aus finanziellen Gründen nicht mehr mitmachen kann.»
Umso erfreulicher ist, dass zahlreiche Familien den Aufwand auf sich nehmen wollen. «Die Zahlen der Kinder, die Ski fahren, gehen durch die Decke. Alle wollen Odermatts werden», frohlockt Swiss-Ski-Geschäftsführer Walter Reusser am Rande der Lauberhorn-Rennen bei SRF. «Wenn wir das den Kindern mit Menschen wie Marco vermitteln können, denken auch viele Eltern: ‹Das könnte ein guter Sport sein›. Der Skisport bringt gestandene, normale Menschen heraus.»
Das ist allerdings vor allem bei Marco Odermatt Ansichtssache. Oder wie Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann nach den brillanten Auftritten zuletzt sagt: «Er ist schon fast ein Ausserirdischer.»