Russlands Schachzug Bacsinszky: «Hätte die Schweiz gewonnen, hätten wir nicht darüber gesprochen»

lbe

9.11.2021

Timea Bacsinszky (rechts) beobachtet Belinda Bencic beim Billie Jean King Cup aus nächster Nähe.
Timea Bacsinszky (rechts) beobachtet Belinda Bencic beim Billie Jean King Cup aus nächster Nähe.
Bild: Keystone

Nach dem Final des Billie Jean King Cups hadert die Schweizer Equipe mit einem taktischen Schachzug von Gegner Russland. Für Timea Bacsinszky ist das aber nicht der Hauptgrund für die Niederlage.

lbe

9.11.2021

Erst Minuten vor dem zweiten Einzel zieht sich die Russin Anastasia Pawljutschenkowa verletzt zurück, stattdessen tritt Ludmila Samsonowa gegen Belinda Bencic an. Es ist die Spielerin aus dem gegnerischen Team, die der Schweizer Teamleaderin in Vergangenheit die grössten Sorgen bereitet. Kein Wunder wittert man im Schweizer Team ein abgekartetes Spiel.

Laut Reglement müssen die Captain ihre Aufstellung eine Stunde vor Beginn der Begegnung bekannt geben. Danach kann eine Spielerin nur noch ersetzt werden, wenn sie sich verletzt. «Entweder hatten sie Pech, weil sich Pawljutschenkowa wirklich verletzte, oder sie haben es absichtlich getan – und dann wäre es Beschiss», fasst der Schweizer Captain Heinz Günthardt zusammen. Und Jil Teichmann fragt auf Twitter: «Ist es ein Kompliment, wenn der Gegner schummeln muss, um dich zu schlagen?»

«Russland hat nichts Verbotenes getan»

Etwas anders ordnet die mittlerweile zurückgetretene Timea Bacsinszky den Vorfall ein. «Die Regeln besagen, dass eine Spielerin, die nicht spielen kann, ersetzt werden darf. Russland hat nichts Verbotenes getan. Das Fehlen einer Spielerin wie Pavlyuchenkowa kann für das Team von Nachteil sein. Das zeigt, dass die Entscheidung sorgfältig durchdacht ist. Taktisch hat Russland sehr gut gespielt», macht Bacsinszky im Gespräch mit «lematin» klar.

Zudem ist die 32-Jährige überzeugt: «Man kann so pingelig sein, wie man will. Aber wenn die Schweiz gewonnen hätte, hätten wir nicht einmal über die Änderung gesprochen. Das war nicht ausschlaggebend.»

Vielmehr hätten die Russinen stark aufgespielt. «Samsonova gebührt grosse Anerkennung. Vor einem Publikum, das mehrheitlich für die Schweiz war, weil es ein entscheidendes Doppel sehen wollte, konnte sie ihr Spiel aufziehen. Sie liess sich nicht aus der Ruhe bringen.»



Eine rosige Zukunft?

Auch im Fall von Bencic dürfe die kurzfristige Umstellung nicht als Ausrede gelten. «Sie war darauf vorbereitet, gegen Pawljutschenkowa zu spielen, aber sie kennt auch Samsonova. Es kann verwirrend sein, aber wenn man den Kopf beim Spiel hat, weiss man, was man zu tun hat.»

Zudem habe Bencic zu Beginn der Partie ja vorlegen können. «Sie führte einen Satz zu Null und hatte im zweiten Satz Breakbälle. Sie war in der Lage, sich anzupassen, wie es sich für einen Profi gehört. Das ist so, wie wenn man ein Spiel dominiert, das durch Regen unterbrochen wird. Es ist Teil der Aufgabe, den Faden zu behalten.»

Zugleich hat Bacsinszky viele lobende Worte. «Dank dem Finaleinzug hat sich die Schweiz bereits für die Endrunde der nächsten Kampagne qualifiziert», sag die ehemalige Weltnummer 9 und fügt an: «Die Mädchen haben zwar nicht gewonnen, aber was sie getan haben, ist grossartig. Dessen sind sie sich bewusst und das macht sie hungrig für die Zukunft.»