Tennis Ein Superstar, ein Versprechen - und ein Abschied?

SDA

2.11.2017 - 12:04

Zürich

Roger Federer ist ab Montag einmal mehr der Superstar an den Swiss Indoors in Basel - nach dem Forfait von Rafael Nadal umso mehr. Doch trotz der Absage des Spaniers und dem seit langem bekannten Verzicht von Stan Wawrinka kündigen sich Spektakel und Emotionen an.

Im Zentrum des Interesses in der St. Jakobshalle steht einmal mehr Roger Federer. Im letzten Jahr hatte der berühmteste Sohn der Stadt nach dem Abbruch der Saison erstmals seit elf Jahren wieder auf die Teilnahme an seinem Heimturnier verzichten müssen. Nun kehrt er zurück, nach einer grandiosen Saison, an eine solche im letzten Winter wohl auch die grössten Optimisten kaum geglaubt hätten.

Erstmals seit acht Jahren gewann Federer 2017 wieder zwei Grand-Slam-Turniere in einem Jahr, hinzu kamen die drei Masters-1000-Titel in Indian Wells, Miami und Schanghai sowie der Sieg in Halle. Erst vier Niederlagen stehen für den 36-Jährigen 2017 auf der Tour zu Buche, nur eine davon gegen einen Top-Ten-Spieler (Alexander Zverev im Final in Montreal). Und sollte sich die Knieverletzung von der Weltnummer 1 Nadal als schlimmer als erwartet herausstellen und Federer seine in Schanghai gezeigte Topform konservieren, ist nicht auszuschliessen, dass der 19-fache Grand-Slam-Sieger am Ende der Saison trotz derzeit knapp 2000 Punkten Rückstand im Ranking die Spitze erklimmen wird - als ältester Spieler der Geschichte.

Sportlich enttäuschte Federer die Tennis-Fans in seiner Geburtsstadt seit 2003 und der Niederlage in der 2. Runde gegen seinen heutigen Coach Ivan Ljubicic nie mehr. Sieben Turniersiege und drei weitere Finalteilnahmen lautet seither die eindrückliche Bilanz des einstigen Balljungen an den Swiss Indoors, der in Riehen und Münchenstein aufgewachsen ist und in Allschwil und beim TC Old Boys seine ersten Schritte als Tennisspieler machte. Auch in diesem Jahr startet Federer als grosser Favorit in das mit fast 2,3 Millionen Euro dotierte 500er-Turnier.

Cilic, Del Potro und ein Versprechen

Erster Herausforderer von Federer ist der Kroate Marin Cilic. Die Nummer 4 der Welt tritt als Titelverteidiger an, nachdem er sich im letztjährigen Final in zwei Sätzen gegen den Japaner Kei Nishikori durchsetzte. Seinen grössten Erfolg 2017 feierte Cilic in Wimbledon, wo er erstmals den Final erreichte, dort aber gehandicapt durch Blasen an den Füssen gegen Federer chancenlos blieb. Der dritte Top-Ten-Spieler ist der Belgier David Goffin (ATP 10), der 2015 in Basel den Final erreichte und dort Federer unterlag.

Zu den Attraktionen des Turniers gehört der Argentinier Juan Martin Del Potro (ATP 19). Der US-Open-Sieger von 2009 hat nach jahrelangen gesundheitlichen Problemen zwar noch nicht wieder zu seiner früheren Konstanz gefunden, wie spektakulär er an guten Tagen spielen kann, stellt er aber immer wieder unter Beweis, zuletzt am US Open, als er auf dem Weg in den Halbfinal Federer in vier Sätzen eliminierte. Der knapp zwei Meter grosse Hüne aus Tandil schaffte es als Einziger neben dem Briten Tim Henman, den Schweizer in Basel zweimal zu bezwingen: 2012 und 2013, als Del Potro Federer im Final jeweils in drei Sätzen schlug.

Gespannt dürfen die Fans auf den Auftritt von Denis Shapovalov sein. Der 18-jährige in Tel Aviv geborene und in Nassau wohnhafte Kanadier ist einer der Aufsteiger der Saison. Als Nummer 250 startete er ins Jahr, dank seiner Halbfinal-Qualifikation in Montreal und dem Einzug in den US-Open-Achtelfinal kletterte er erstmals in die Top 50. Zusammen mit Borna Coric, der für Nick Kyrgios, der die Saison abgebrochen hat, nachgerutscht ist, gehört Shapovalov zu den talentiertesten Spielern der neuen Generation, die Federer und Co. je länger je mehr bedrängen könnte.

Abschied von Chiudinelli?

Neben Federer stehen mit Henri Laaksonen (ATP 96) und Marco Chiudinelli (ATP 353) zwei weitere Schweizer im Hauptfeld. Beide erhielten von der Turnierleitung eine Wildcard. Für Laaksonen, der drauf und dran ist, sich in den Top 100 festzusetzen, ist es der fünfte Auftritt im Basler Haupttableau, noch vermochte der Schaffhauser aber keine Partie zu gewinnen.

Deutlich emotionaler als für Laaksonen wird der Auftritt für Marco Chiudinelli in der St. Jakobshalle werden. Der 36-jährige Basler könnte nach dem Turnier womöglich seine Karriere beenden. In seiner Heimat feierte der langjährige Davis-Cup-Spieler einen seinen grössten Erfolge, als er 2009 den Halbfinal erreichte und dort seinem Jugendfreund Federer in zwei Sätzen unterlag.

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