Tennis «Eine äusserst unglückliche Konstellation»

SDA

19.4.2019 - 05:34

Ohne Bencic und Vögele versucht das Schweizer Fed-Cup-Team in San Antonio am Wochenende über Ostern, die Rückkehr in die Weltgruppe zu schaffen. Vielleicht ist dafür ein Sieg aber nicht einmal nötig.

Captain Heinz Günthardt spricht von einer «äusserst unglücklichen Konstellation». Das Datum sei schlecht, und es werde mitten in der Sandplatz-Saison auf Hartbelag und in einer anderen Zeitzone gespielt. Als Folge davon muss er am Samstag und Sonntag im Süden von Texas auf zwei seiner Stammspielerinnen verzichten. Er glaubt aber, dank Viktorija Golubic (WTA 80) und Timea Bacsinszky (WTA 111) dennoch über «ein kompetitives Team» zu verfügen.

Dennoch sind die Amerikanerinnen im Freeman Coliseum, das üblicherweise für Konzerte, Handelsmessen und Rodeos genutzt wird, klare Favoritinnen. Zwar fehlt wie so oft Serena Williams, doch mit Sloane Stephens, der US-Open-Siegerin von 2017, und Madison Keys, der damaligen Finalistin, können sie auf zwei Top-15-Spielerinnen zählen. Auch die Geschichte spricht nicht für die Schweizerinnen. Sie haben alle acht bisherigen Duelle mit den USA verloren, das letzte liegt allerdings 26 Jahre zurück.

Profiteure einer Reform?

Nachdem das Schweizer Team vor einem Jahr in Rumänien, ebenfalls ohne die damals verletzte Bencic, aus der Weltgruppe I der besten acht Nationen abgestiegen ist, strebt man nun die sofortige Rückkehr an. Der letztjährige Finalist USA (0:3 gegen Tschechien) verlor in der 1. Runde 2:3 gegen Australien und will die Klasse halten. Es wäre allerdings möglich, dass der Ausgang der Partie am Ende gar keine Bedeutung hat. Nachdem bereits der Davis Cup der Männer umgebaut wurde, strebt der Internationale Tennisverband (ITF) auch für den Teamwettbewerb der Frauen Reformen an. Dazu gehört eine Rückkehr zu einer Weltgruppe mit 16 Equipen. Die Abstimmung darüber ist Ende Mai während des French Open vorgesehen.

Kommt die Aufstockung durch, nehmen im nächsten Jahr neben den acht regulär qualifizierten Teams die nächsten acht des ITF-Nationenrankings in der Weltgruppe teil. Als aktuelle Nummer 9 dürfte die Schweiz praktisch sicher dazu gehören. Deshalb sagte Heinz Günthardt auch: «Die wichtigere Begegnung in diesem Jahr war im Februar in Biel gegen Italien.» Alle im Team, auch die jetzt Abwesenden, hätten sich klar zum Ziel bekannt, den Fed Cup einmal gewinnen zu wollen. «In diesem Jahr wäre dies aber sowieso nicht möglich.»

Nach dem Sieg im Februar gegen Italien strebt das Schweizer Fed-Cup-Team am Wochenende in Texas den Wiederaufstieg in die Weltgruppe I an.
Nach dem Sieg im Februar gegen Italien strebt das Schweizer Fed-Cup-Team am Wochenende in Texas den Wiederaufstieg in die Weltgruppe I an.
Bild: Keystone

Neben Golubic und Bacsinszky kommen die 28-jährige Neuenburgerin Conny Perrin (WTA 143) und die acht Jahre jüngere Oberwalliserin Ylena In-Albon (WTA 182) zu ihrem ersten Aufgebot. Perrin spielte in der vergangenen Woche das WTA-Turnier in Bogota und musste so im Gegensatz zu den anderen, die in Lugano antraten, die Zeitzone nicht wechseln. Läuft alles normal, dürften aber Golubic und Bacsinszky die ersten beiden Einzel am Samstag (ab 21.30 Uhr Schweizer Zeit) bestreiten.

Bacsinszky hinter Schnyder die Schweizer Nummer 2

Auch die Zürcherin Golubic und Bacsinszky machten sich Gedanken, ob eine einwöchige Reise zurück nach Amerika Sinn macht, entschieden sich jedoch für das Team. Vor allem für Bacsinszky ist die Begegnung speziell: Die 29-jährige Waadtländerin ist zum 27. Mal bei einer Fed-Cup-Begegnung dabei und liegt damit in der Schweiz nur noch hinter der im vergangenen Herbst zurückgetretenen Rekordhalterin Patty Schnyder (38).

Das Interesse der amerikanischen Tennisfans ist beachtlich: Bis Anfang Woche waren bereits 5000 der 6200 Plätze verkauft. Und das, obwohl direkt nebenan die San Antonio Spurs um den Einzug in die Playoff-Viertelfinals der NBA kämpfen.

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