Roger Federer qualifizierte sich dank einem Dreisatzsieg gegen Marton Fucsovics aus Ungarn als einziger Spieler am Australian Open in Melbourne ohne Satzverlust für die Viertelfinals. Mit seinem nächsten Gegner Tomas Berdych verbinden ihn gute Erinnerungen.
Zumindest einen aussergewöhnlichen Moment bekamen die Zuschauer am Montagnachmittag in der Rod Laver Arena doch geboten. Beim Stand von 5:4 im zweiten Satz traf Federer einen Ball mit dem Rahmen, worauf dieser fast die Höhe des Dachs der geöffneten Arena erreichte, ehe er auf der anderen Seite des Netzes wieder zurück ins Feld sprang. Fucsovics smashte, Federer verteidigte: einmal, zweimal - und am Ende verbuchte der Schweizer sogar noch den Punkt. "Dass ich diesen Punkt gemacht habe, ist ein grosser Witz", sagte Federer. Er könne sich nicht erinnern, dass er in seiner Karriere einen solchen bereits einmal gewonnen habe.
Ansonsten hielten sich die "Wow"-Momente für einmal in Grenzen. Bei seinem ersten Auftritt in diesem Jahr in der Day-Session bot der Titelverteidiger den 15'000 Zuschauern im Gegensatz zur Partie gegen Richard Gasquet keine Galavorstellung. Er begnügte sich mit solider, seriöser Arbeit und legte in den entscheidenden Momenten einen Gang zu. Die Qualifikation für seinen 52. Grand-Slam-Viertelfinal, den 14. in Melbourne, geriet nie in Gefahr; Federer musste keinen einzigen Breakball abwehren.
Alles ist anders
In der Runde der letzten acht kündigt sich am Mittwoch Tomas Berdych und damit der erste Gradmesser für den Baselbieter in diesem Turnier an. Im letzten Jahr hatte Federer in Melbourne in der 3. Runde gegen den Tschechen nach einer beeindruckenden Leistung klar in drei Sätzen gewonnen und sich und der Welt bewiesen, dass er nach seiner halbjährigen Verletzungspause zurück ist. An die Details der Begegnung mag sich Federer zwar nicht mehr erinnern. "Aber ich habe befreit aufgespielt. Denn egal, ob ich in der 3. Runde, im Achtel- oder im Viertelfinal gescheitert wäre, wichtig war nur, dass ich verletzungsfrei bleibe."
Mit dem Sieg gegen Berdych holte Federer aber so richtig Schwung, ehe er in der zweiten Woche mit Fünfsatz-Siegen gegen Kei Nishikori, Stan Wawrinka und Rafael Nadal zum Titel stürmte. Zu probieren, den Zustand des letzten Jahres zu kopieren, sei aber falsch, sagte Federer. Denn dieses Jahr unterscheide sich komplett vom letzten. "Vom Ablauf der Pressekonferenzen her, von meinen eigenen Erwartungen her, oder von der Art, wie ich meine Partien vorbereite."
Federer reiste vor zwei Wochen als Titelverteidiger und erster Favorit auf den Turniersieg an den Yarra River, nachdem 2017 niemand gewusst hatte, wie stark der damals 35-Jährige wieder auf die Tour zurückkehren würde. Und während sich die Top-Spieler in seiner Tableauhälfte in den letzten Tagen reihenweise verabschiedeten, zog er ohne das kleinste Problem in die Runde der letzten acht ein. Einige Dinge aus dem vergangenen Jahr könne er aber mitnehmen, sagte Federer. "Das befreite Aufspielen in den wichtigen Momenten, mir gut zuzureden und weiter offensiv spielen, auch wenn etwas beim ersten oder zweiten Mal nicht klappt."
Gesund und wiedererstarkt
Während Federer als Folge seines fantastischen Starts in Australien 2017 eine seiner besten Saisons der Karriere spielte, hat Berdych ein schwieriges Jahr hinter sich. Der langjährige Top-Ten-Spieler erreichte in Wimbledon zwar den Halbfinal (wo er gegen Federer verlor), rutschte aber im Ranking bis auf Position 20 ab, da er die Saison wie so viele vorzeitig abbrechen musste - wegen Rückenproblemen. "Ich bin glücklich, dass ich wieder in Form bin", sagte Berdych. "Ich bin gesund, das macht den Unterschied." Der 32-Jährige gab gegen Alex de Minaur, Guillermo Garcia-Lopez, Juan Martin Del Potro und Fabio Fognini erst zwei Sätze ab.
"Er spielt gut, allerdings weiss ich nicht, wie angeschlagen Del Potro war. Und auch Fognini sah eine zeitlang nicht gut aus", sagte Federer. Gegen Berdych, den Halbfinalisten in Melbourne von 2014 und 2015, hat er 19 von 25 Duellen gewonnen. Die letzte Niederlage kassierte er vor knapp fünf Jahren in Dubai, seither gewann er alle acht Duelle. Im vergangenen Jahr in Miami siegte Federer allerdings erst nach der Abwehr von Matchbällen.
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