Bereits im Auftaktspiel steht Belinda Bencic mit dem Rücken zur Wand, bevor sie in Charleston zu ihrem ersten Triumph auf Sand marschiert und nicht zuletzt sich selbst überrascht.
In ihrer ersten Partie des Turniers liegt Belinda Bencic gegen Xiyu Wang bereits mit Satz und Break zurück, als sich die Schweizerin im letzten Moment das Rebreak holt und sich ins Tiebreak rettet. Auch da gerät sie aber schnell ins Hintertreffen und liegt in diesem zwischenzeitlich gar 2:5 zurück. Dank fünf Punkten in Folge und viel Kämpferherz schafft Bencic aber die Wende – und marschiert danach zu ihrem ersten Turniersieg auf Sand überhaupt.
«Ich war in der ersten Runde zwei Punkte vom Ausscheiden entfernt. Dass ich jetzt dieses Turnier gewonnen habe, gibt mir enorm Selbstvertrauen», sagt Bencic im Interview mit SRF über ihren insgesamt sechsten WTA-Titel (inklusive des Olympiasiegs in Tokio).
Auf dem Weg dahin muss sie auch im Viertelfinal gegen die amtierende Weltnummer 3 Paula Badosa einen Satz- und Breakrückstand wettmachen und beweist in den entscheidenden Phasen stets gute Nerven.
Befreiungsschlag nach harzigem Start
«Ich wollte einfach so gut spielen, wie ich kann. Deshalb war ich ganz auf mein Spiel fokussiert, auf was ich tun muss und auf das, was richtig ist», erklärt Bencic ihr aufgehendes Erfolgsrezept in Charleston und zuletzt auch in Miami, wo sie erst im Halbfinal von Naomi Osaka gestoppt wurde. Zehn der letzten elf Spiele konnte die Ostschweizerin für sich entscheiden.
Der schwierige Saisonstart, bedingt durch Nachwirkungen der Corona-Infektion, ist damit endgültig abgehackt. Der Durchmarsch in Charleston ist aber auch deshalb bemerkenswert, weil Sand zweifellos nicht die bevorzugte Unterlage der 25-Jährigen ist.
«Ich bin sehr gut in die Sandplatz-Saison gestartet. Ich weiss auch nicht, wie das möglich ist», sagt Bencic lachend. «Ich habe auch Doppel gespielt und sehr viel Zeit auf dem Sandbelag verbracht. Ich habe mich sehr gut gefühlt und bin froh, dass ich das im Final krönen konnte.»
Ein Kreis schliesst sich
Zwar dürfte der grüne Sand in Charleston ihren Fähigkeiten noch mehr entsprechen als der rote in Europa. Dennoch sei der Triumph eine gute Art, zu zeigen, «dass ich auf jeder Unterlage reüssieren kann, wenn ich mein Spiel durchziehe».
Dank des Finalsiegs über Ons Jabeur kommt Bencic den Top Ten der Weltrangliste wieder einen bedeutenden Schritt näher. Vor allem aber schliesst sich am Sonntag ein Kreis: Acht Jahre nach ihrem ersten Halbfinal-Einzug auf der WTA-Tour gewinnt sie an gleicher Stätte das Turnier, allerdings im neuen, 11'000 Zuschauer fassenden Stadion und mit einem ganz anderen Standing. Es sind gute Vorzeichen für die kommenden Aufgaben, die Bencic mit dem Turnier in Madrid in Angriff nimmt.