Fader Beigeschmack Schweizerinnen unterliegen Russland im Final des Billie Jean King Cup

Redaktion blue

6.11.2021

Belinda Bencic und Co. müssen sich im Final Russland geschlagen geben.
Belinda Bencic und Co. müssen sich im Final Russland geschlagen geben.
Bild: Keystone

Die Schweizerinnen verpassen am Billie Jean King Cup in Prag den Coup. Nach Jil Teichmann verliert auch Belinda Bencic im Final gegen Ludmila Samsonowa ihr Einzel, womit sich Russland den Titel holt.

Redaktion blue

6.11.2021

Bis zum Stand von 6:3, 3:3 war Belinda Bencic auf Kurs, ehe die Partie auf die Seite Samsonowas kippte. Die Schweizer Teamleaderin spielte zwar weiterhin gut, war vorübergehend dem druckvollen Spiel der 22-jährigen Russin aber nicht mehr gewachsen.

Samsonowa schlug Winner um Winner und gewann fünf Games in Serie, womit sie Bencic zermürbte. Zwar stemmte sich die Schweizer Olympiasiegerin gegen die drohende Niederlage auf, die erste im fünften Spiel in dieser Woche, eine neuerliche Wende gelang der Schweizerin aber nicht, nachdem sie im finalen Durchgang bei 1:2 und 2:3 noch je eine Chance zum Rebreak vergeben hatte.

Nach 2:22 Stunden verwertete Samsonowa, die bereits im Halbfinal gegen die USA die entscheidende Figur gewesen war, nach einem Fehler Bencics den ersten Matchball, womit der russische Triumph bereits nach den beiden Einzel-Partien feststand. In der ersten Partie des Tages hatte sich Daria Kassatkina gegen Jil Teichmann 6:2, 6:4 durchgesetzt. Die Schweizerinnen müssen damit weiter auf den ersten Triumph im 1963 eingeführten Teamwettbewerb warten. 1998 hatten sie im alten Fed-Cup-Format den Final in Genf gegen Spanien verloren.

Russlands Sieg mit fadem Beigeschmack

Der Sieg der Russinnen war verdient, verfügten sie doch mit fünf Spielerinnen aus den Top 40 in der Breite über das beste Team in dieser Woche. Sie holten erstmals seit 2008 wieder den Titel im Teamwettbewerb, der seine Premiere im neuen Format und unter neuem Namen erlebte, nachdem er 2020 der Coronavirus-Pandemie zum Opfer gefallen war. Dank dem Finaleinzug haben sich beide Teams das Ticket für die Austragung im November 2022 bereits gesichert.

Der Erfolg des Favoriten hatte, so überzeugend er zustande gekommen war, allerdings auch einen faden Beigeschmack. Der russische Captain Igor Andrejew ersetzte kurz vor Spielbeginn seine nominelle Nummer 1, Anastasia Pawljutschenkowa (WTA 12), durch Samsonowa, womit diese, die im Ranking hinter Kassatkina (WTA 28) klassiert ist, gegen Bencic antreten konnte. Ein laut Regelwerk möglicher Schachzug, mit dem der Fairplay-Gedanken aber mit Füssen getreten wurde.

Teichmann fordert Regelanpassung

Laut Reglement müssen die Captains eine Stunde vor Beginn der Begegnung die Aufstellung bekanntgeben, danach kann nur eine Verletzung, die ein unabhängiger Arzt bestätigt, zum Rückzug einer Akteurin führen. In der offiziellen, von der ITF verschickten Mitteilung hiess es, Pawljutschenkowa sei am Knie verletzt. Davon wusste zumindest Kassatkina nichts, die von «grosser Müdigkeit» bei ihrer Teamkollegin sprach.

Brisant daran ist, dass Samsonowa, die laut Papierform eigentlich gegen Teichmann hätte spielen sollen, gegen diese eine 0:2-Bilanz aufweist. Gegen Bencic hingegen gewann sie alle bisherigen Begegnungen. Teichmann nannte das Verhalten des russischen Teams «dirty» und forderte, dass die Regel angepasst wird.