Der frischgebackene US-Open-Sieger Dominic Thiem schwärmt von Roger Federer. Ausserdem erläutert der Österreicher, ob Stan Wawrinkas Rückhand stärker ist und was er von Nick Kyrgios hält.
Zwar fehlten Rafael Nadal und Roger Federer in Flushing Meadows, und Novak Djokovic nahm sich mit einer Dummheit selber aus dem Turnier. Aber Thiem erachtet es für sich als wichtig, dass er den Major-Titel jetzt schon gewonnen hat.
«Es war noch nie in irgendeiner Tennis-Ära so schwer, Grand-Slam-Turniere zu gewinnen. Mir war wichtig, diesen Titel zu holen, solange Djokovic, Federer und Nadal noch da sind. Ich geniesse es, zur selben Zeit wie diese Ikonen zu spielen, auch wenn mich das Titel kostet. Hätte ich erst nach dem Abgang der grossen drei einen Major-Titel geholt, wäre das ein Makel gewesen», so der Österreicher.
Als Federer 2003 in Wimbledon seinen ersten Grand-Slam-Titel gewann, war Thiem neun Jahre alt. Zwei Jahre später sah er bei der ersten Bataille des Schweizers in Roland Garros gegen Rafael Nadal vor Ort zu. Wenige Jahre später stand Federer dann auf der anderen Netzseite.
Federer und Wawrinka als Meilensteine
«Als 16-jähriger Junior durfte ich mit ihm im Aorangi Park von Wimbledon erstmals trainieren. Am Anfang war ich komplett nervös, spielte kaum einen Ball übers Netz. Nach einigen Minuten hat es wieder gepasst. Nie im Leben hätte ich mir damals gedacht, dass ich Roger eines Tages sogar schlagen werde», hält der heute 27-Jährige auf seiner neuen Website fest.
Gegen den zwanzigfachen Grand-Slam-Sieger weist er aktuell sogar eine positive Gesamtbilanz von 5:2 Siegen auf. Erstmals schlug er seinen «Lieblingssportler» («Weil er einfach eine komplette Ausnahmeerscheinung ist – er verkörpert den Begriff Superstar») 2016 in Rom.
Damals plagten Federer aber auch Rückenprobleme, wie Thiem anmerkte. Dennoch sei es ein spezieller Tag für ihn gewesen. Sein grösster Sieg gegen Federer war 2019 im Final von Indian Wells. «Federers Starpotenzial ist weltweit riesig, in den USA noch gigantischer. Die Leute mögen ihn überall!»
An der Tennis-Legende schätzt er vor allem auch die Qualitäten abseits des Courts: «Federer ist sehr, sehr lustig und auch komplett entspannt. In der Umkleide, also im echt kleinen Kreis, ist er ein ganz anderer Mensch als auf dem Platz. Witzig, offen und er liebt auch kleine Streiche.» Inzwischen steht Thiem (ATP 3) in der Weltrangliste sogar einen Platz vor seinem Idol.
Seinen ersten Sieg gegen einen Top-10-Spieler feierte Thiem ausgerechnet gegen Stan Wawrinka: «2014 in Madrid, dritte Runde, Nightsession, in drei Sätzen die Oberhand behalten. Wir verstehen uns ebenfalls prima, doch ich beneide ihn um seine einhändige Rückhand. Bei diesem Schlag wird er wohl immer mein Vorbild bleiben.»
«So einen Typen hat es noch nie gegeben»
Kein Vorbild von Thiem ist Nick Kyrgios. Der Australier sparte nicht mit Kritik an der Adria Tour, bei der sich viele Spieler infizierten. Auch Thiem nahm am Turnier teil, wurde aber nicht positiv auf das Coronavirus getestet. Kyrgios sprach Thiem und den anderen Teilnehmern danach das intellektuelle Niveau ab, um die ganze Sache zu verstehen. Thiem meinte damals: «Kyrgios hat selbst schon richtig viel Blödsinn gebaut. Da verstehe ich es noch weniger, wenn er sich überall einmischt. Es wäre besser, wenn er mit sich selber ins Reine kommt, anstatt immer die anderen zu kritisieren.»
Auf der Website äussert Thiem sich auch über Kyrgios: «Unverwechselbar, unaustauschbar, ein komplettes Unikat! Das Tennis kann froh sein, dass dieser Sport auch solche Stars hat. So einen Typen hat es noch nie gegeben, so einen wird es wohl auch nicht mehr geben. Nick polarisiert, viele Fans lieben ihn, viele hassen ihn. Im tiefsten Inneren ist er ein ganz netter Mensch, wir haben vor Jahren gemeinsam das Nachtleben in Acapulco erkundet. Legendär.»