Neue Einblicke Getrieben und verlogen: Armstrong betrog bereits als Teenager 

Luca Betschart

20.5.2020

In der TV-Dokumentation «LANCE» gibt Armstrong neue Details zu seinem Werdegang preis.
In der TV-Dokumentation «LANCE» gibt Armstrong neue Details zu seinem Werdegang preis.
Bild: Youtube

In einer Dokumentation gewährt der Amerikaner Lance Armstrong neue Einblicke in sein ausgekügeltes Dopingsystem und gibt zu, dass er bereits als Teenager betrogen hatte.

Jahrelang führte Lance Armstrong den professionellen Radsport und seine Fans an der Nase herum. Sieben Mal in Folge gewann er zwischen 1999 und 2005 die Tour de France. Er war der unbestrittene Überflieger der Szene, bis er 2012 – nach ständigen Gerüchten – schliesslich doch noch des Dopings überführt wurde. Sämtliche Tour-Siege wurden ihm in der Folge aberkannt, der Amerikaner wird lebenslang gesperrt.

In einer neuen Dokumentation des TV-Senders «ESPN» kommen nun neue Details zu Armstrongs Werdegang ans Licht. So begann der Doping-Missbrauch weit früher, als bisher bekannt. Der 48-Jährige verrät, dass er «wahrscheinlich mit 21 Jahren» erstmals zum leistungsfördernden Mittel Kortison griff. Das heisst: Armstrong dürfte bereits bei seinem WM-Titel in Oslo 1993 gedopt gewesen sein.

Vier Jahre später experimentierte er mit Wachstumshormonen. «Ich dachte: ‹Wenn es etwas Gutes gibt, das in meinem Körper wachsen soll, dann tut es das dadurch.› Rückblickend könnte es aber auch sein, dass die Hormone das Wachstum von etwas Schlechtem förderten», gibt Armstrong mit Blick auf die im Oktober 1996 erhaltene Hodenkrebsdiagnose zu Bedenken.

Die Rolle von Stiefvater Terry Armstrong

Doch Armstrong betont, er habe zu jeder Zeit von den Praktiken gewusst. «Niemand hat gesagt ‹Frag nicht, das ist das, was du bekommst.› Ich hätte das nie mit mir machen lassen. Ich habe mich informiert, was ich bekomme, und ich habe das bewusst gemacht.»

Dennoch lässt die zweiteilige Dokumentation, die am 24. und 31. Mai ausgestrahlt wird, vermuten, dass vor allem Stiefvater Terry auf Lance in jungen Jahren einen negativen Einfluss hatte. «Lance wäre ohne mich nicht der Champion, der er heute ist. Ich trieb ihn wie ein Tier», schildert er selbst vielsagend. Und Lance pflichtet bei: «Er hat mich fertiggemacht.»

Das hinterlässt Spuren. Bereits als Teenager verstösst Armstrong als Triathlet gegen die Regeln. «Die Geburtsurkunde fälschen, illegal antreten und sie dann alle schlagen» – so beschreibt Armstrong seine Anfänge im Leistungssport.

«Hey, es könnte schlimmer sein»

Armstrong ist ein Athlet, der schnell lernt, seine Konkurrenten als Sprossen auf der Leiter zum Erfolg anzusehen. In der Zeit als Radrennfahrer schreckt er denn auch vor nichts zurück. Möglichen Verrätern, die zu viel wissen, macht er das Leben zur Hölle. Den Auswirkungen seiner Taten scheint er sich bis heute nicht wirklich bewusst.

So legt er für ehemalige Dopingsünder wie Marco Pantani oder Jan Ullrich, die «von den Medien zerstört wurden», Empathie an den Tag. Wenn es dagegen um das Leiden und die Demütigung geht, die Armstrong jenen zugefügt hat, die damals die Wahrheit ausgesprochen und gegen ihn ausgesagt haben, scheint er weitgehend unberührt zu bleiben.

Vor allem sein Hass gegenüber Floyd Landis, der 2010 über Armstrongs Machenschaften auspackt, ist ungebrochen. «Hey, es könnte schlimmer sein», sagt Armstrong und ergänzt: «Ich könnte Floyd Landis sein und jeden Tag als Stück Sch***** aufwachen».


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