Sammelklage eingereichtDie widerliche Doppelmoral in Amerikas Profiligen
mar
25.4.2018
Cheerleaders werden in Zukunft wohl vermehrt von der Bildfläche verschwinden. Und das ist vielleicht auch besser so.
Bild: Getty Images
Sie werden diskriminiert, schlecht bezahlt und bevormundet. Cheerleaders in den USA haben es nicht einfach. Die Erklärungsversuche der Klubs machen es nicht besser.
Bis ins letzte Detail ist alles durchreglementiert, was die Tänzerinnen in der NFL zu tun und zu lassen haben. Ihnen wird sogar vorgeschrieben, wie sie sich im Intimbereich zu rasieren haben und welche Tampons verwendet werden dürfen. Gespräche über Politik, Religion und ihr Privatleben sind Tabu. Im Dialog mit den Footballern sind einzig die Worte «Hallo» und «Gutes Spiel» gestattet.
All das nehmen die Frauen in Kauf, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Dafür bekommen sie den amerikanischen Mindestlohn von 7 Dollar und 25 Cent die Stunde. Natürlich nur während den Aufführungen bei den Spielen, die Trainings sind nicht entschädigt. Und trotz all der fragwürdigen Bedingungen nehmen sich die Klubs auch noch das Recht raus, die Frauen nach Belieben auszutauschen und zu diskriminieren.
Ein Beispiel: Die Cheerleader der Buffalo Bills beklagten sich 2014 über die fragwürdigen Befehle der Coaches. So mussten die Frauen einmal pro Woche zum Schwabbeltest antreten und vor den Trainern im Bikini den Hampelmann machen. Wenn der Körper zu stark schwabbelte, wurden die Cheerleader auf die Ersatzbank gesetzt und zum Hungern verdonnert.
Die Cheerleaders der Buffalo Bills mussten regelmässig zum Schwabbeltest antreten.
Bild: Getty Images
Grosse Sammelklage steht an
Für ein aktuelles Beispiel, das derzeit für Schlagzeilen sorgt, ist die Studentin Bailey Davis zuständig. Sie wurde im Januar bei den New Orleans Saints entlassen, weil sie auf Instagram ein Bild von sich in einem Body gepostet hat. Das Foto widerspreche den Richtlinien des Klubs hiess es von Seiten der Führung. Dass Davis aber Wochenende für Wochenende nur in Unterwäsche und Pompons über das Spielfeld tanzte, war dann ok.
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Die Entlassung von Davis bringt jetzt aber einen grossen Stein ins Rollen. Sie klagt nämlich gegen Titel 7 des amerikanischen Bürgerrechtsgesetzes, der genau diese Doppelmoral umschliesst. 60 weitere Frauen aus der NFL, NHL und NBA haben sich ihr angeschlossen und Davis' Anwältin Sara Blackwell ist überzeugt, dass die Klage von Erfolg gekrönt sein wird.
Doch was würde dieser «Erfolg» bedeuten? Es werden wohl einfach noch mehr Klubs komplett auf Cheerleader verzichten. Die Chicago Bears, Pittsburgh Steelers, New York Giants, Green Bay Packers und Cleveland Browns sind den Schritt schon gegangen. Vielleicht ist es die einzige Lösung, um die Würde der Frauen besser zu schützen. Denn mit einer freiwilligen besseren Unterstützung der Klubs für die Tänzerinnen ist wohl eher nicht zu rechnen.
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