Wirbel im Skigebiet Zermatt-Cervinia: Weil der kroatische Verband trotz Verbot mit Elite-Athleten auf einer Trainingspiste auf dem Theodulgletscher trainiert, ziehen die Zermatter Bergbahnen Konsequenzen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nachdem in den letzten beiden Winter keine der vier geplanten Matterhorn-Abfahrten durchgeführt werden kann, werden die Rennen zumindest vorerst aus dem Weltcupkalender gestrichen.
- Kurz nachdem die Absetzung bekannt wird, verkünden die Matterhorn Bergbahnen ihrerseits, dass der Trainingsbetrieb für Elite-Athletinnen und Athleten in diesem Sommer ausgesetzt wird.
- Der kroatische Skiverband muss nun am eigenen Leib erfahren, wie konsequent die Zermatter das Verbot umsetzen.
Im vergangenen März geben die Verantwortlichen von Swiss-Ski, des italienischen Skiverbandes und des Internationalen Skiverbandes FIS bekannt, die Abfahrten in Zermatt-Cervinia trotz laufenden Vertrags aus dem Weltcupkalender zu streichen. Hauptgrund dafür: In den letzten beiden Winter waren am Matterhorn je zwei Abfahrten für die Männer und die Frauen terminiert, beide Male hätten sie den Auftakt in die Speed-Saison markiert. Stattgefunden hat kein einziges Rennen.
«Es ist schade, ich habe die Entscheidung jedoch erwartet», sagt der Zermatter OK-Chef Franz Julen damals zur Absetzung. Man müsse den Entschluss aber respektieren. Nur: Rund zwei Wochen darauf kündigen die Zermatter Bergbahnen an, den Trainingsbetrieb für Elite-Athletinnen und Athleten aller Schneesportarten für diesen Sommer auszusetzen. Ausschliesslich für Nachwuchsathleten sind Trainingspisten auf dem Theodulgletscher derzeit erlaubt.
Kroatien lässt die Elite ran
Für die Elite-Teams kommt das einer grossen Einschränkung gleich. In Europa gibt es zu dieser Jahreszeit keine andere befahrbare Abfahrtspiste, Alternativen sind für die Speed-Profis ausschliesslich in Südamerika zu finden. Und entgegen anfänglicher Hoffnungen zieht Zermatt das Profiverbot rigoros durch.
Das bekommt nun der kroatische Skiverband zu spüren. «Die Kroaten haben bei uns eine Trainingspiste für Nachwuchsathleten bestellt. Bei der Kontrolle haben wir dann jedoch festgestellt, dass unter diesen Junioren auch Athleten fungieren, die bereits im Europacup eingesetzt werden und somit den Elitestatus haben», sagt Markus Hasler, CEO der Zermatter Bergbahnen, dem «Blick».
Casse zeigt, wie es geht
Namen will Hasler keine nennen. Er macht aber unmissverständlich klar: «Weil sie uns betrogen haben, haben wir sie sofort vom Trainingsgelände verwiesen, und wir werden in diesem Sommer auch den Nachwuchs der Kroaten nicht mehr bei uns trainieren lassen.» Eine Neubeurteilung der Situation soll es im kommenden März geben. Bis dahin dürften die Zermatter nicht von ihrem Kurs abweichen.
Wie die Speed-Stars trotzdem einige Schwünge im Schnee des Theodulgletschers machen können, zeigt übrigens der italienische Abfahrtsspezialist Mattia Casse. «Er hat bei uns ein ganz normales Ticket gekauft und ist auf der Touristenpiste frei Ski gefahren. Dasselbe dürfen bei uns selbstverständlich auch alle anderen Profirennfahrer tun», erklärt Hasler und betont noch einmal: «Aber wir achten ganz genau darauf, dass keiner von den Elite-Athleten auf eine Trainingspiste gelangt.»