Holt Nemo den ESC, wird die Schweiz Ausrichterin Rückenwind allein reicht nicht, um die Kosten zu stemmen

Carlotta Henggeler

3.4.2024

Nemo mit «The Code» am ESC 2024: «Die Schweiz wird dieses Jahr richtig viel reissen»

Nemo mit «The Code» am ESC 2024: «Die Schweiz wird dieses Jahr richtig viel reissen»

Nemo reist mit «The Code» für die Schweiz an den ESC nach Malmö. Die blue News Redaktorinnen Nicole Agostini und Carlotta Henggeler haben den Song unter die Lupe genommen und wagen eine erste Prognose.

07.03.2024

Die Wettbüros sehen ESC-Talent Nemo auf Platz eins. Gewinnt Nemo, findet der ESC 2025 in der Schweiz statt. Das Schweizer Fernsehen könnte das Event bewältigen. Ein Unterfangen mit noch vielen offenen Fragen.

Carlotta Henggeler

3.4.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ausnahmetalent Nemo («The Code») steht bei den Wettbüros auf Platz eins. 
  • Wenn Nemo am ESC im schwedischen Malmö für die Schweiz holt, dann müsste die Schweiz – also das Schweizer Fernsehen – das Giga-Spektakel stemmen. Kostenpunkt: 25 Millionen Franken.
  • Das Schweizer Fernsehen ist schon in Alarmbereitschaft. SRF wäre in der Lage, das XXL-Event durchzuführen, sagt der Delegierte.

Die Wettbüros sehen zum jetzigen Zeitpunkt ESC-Hoffnung Nemo mit «The Code» auf dem Siegerpodest beim ESC 2024 in Malmö. Gewinnt das nonbinäre Bieler Ausnahmetalent Nemo den grössten europäischen Singwettbewerb, wird der ESC 2025 in der Schweiz ausgetragen. 

Würde konkret heissen: Das Schweizer Fernsehen müsste 2025 die ESC-Austragung durchführen, ein TV-Spektakel, das jeweils 150 Millionen Zuschauer*innen vor die Bildschirme lockt. Kostenpunkt: Um die 25 Millionen Franken. So viel gab Österreich für die Austragung 2015 aus, berichtet «20min.ch». Andere Länder pumpten weit mehr Geld in den Anlass. Spitzenreiter ist Aserbaidschan mit 58 bis 68 Millionen Franken.

Bei SRF freut man sich über den Nemo-Hype. Yves Schifferle, Delegationsleiter SRF: «Das ganze Team freut sich derzeit riesig über den grossen Zuspruch, den Nemos Beitrag geniesst, das gibt uns Rückenwind».

Doch Schifferle relativiert die Euphorie im Vorfeld wiederum: «Der Wettbewerb ist in fünf Wochen und bis dahin kann sich noch vieles ändern. Wir konzentrieren uns jetzt auf den Auftritt, sind am Proben und haben noch viel zu tun bis Malmö.»

Schweizer Fernsehen schon in den Startlöchern

Dass Nemo Wettkönig ist, lässt SRF nicht kalt. Am Leutschenbach laufen erste organisatorische Massnahmen. Yves Schifferle sagt blue News: «Wir haben bereits einige Vorabklärungen getroffen, wie wir das auch in erfolgversprechenden Vorjahren jeweils getan haben.»

Dabei geht es darum, in grösseren Schweizer Städten abzuklären, welche Hallen genug gross und im Mai 2025 verfügbar wären, um den ESC-Anlass austragen zu können. Infrage kommen grössere Locations wie beispielsweise das Züricher Hallenstadion mit 15'000 Stehplätzen. Weitere Städte wie Bern, Genf, Lausanne und Basel kommen infrage. 

Die ESC-Austragung verursacht hohe Kosten

Zudem laufen Gespräche mit beispielsweise mit den Niederlanden, Portugal und Italien, um abzuklären, was der ESC überhaupt kostet. Delegationsleiter Yves Schifferle: «Die Austragung des ‹Eurovision Song Contest› ist für jeden Sender eine Herausforderung. Die grösste Musikshow der Welt zu produzieren, hat einen grossen Einfluss auf Budget und Ressourcen. Andere Broadcaster in Europa standen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen und haben Wege gefunden, diesen Grossevent zu finanzieren.»

Delegationsleiter Yves Schifferle: «Die Austragung des ‹Eurovision Song Contest› ist für jeden Sender eine Herausforderung.»
Delegationsleiter Yves Schifferle: «Die Austragung des ‹Eurovision Song Contest› ist für jeden Sender eine Herausforderung.»
Bild: SRF/Jocelyn Gardiner

Darüber, wie die Austragungskosten genau aufgeschlüsselt werden, gibt SRF auf Anfrage von blue News keine Auskunft. Man könne derzeit nicht zu allen Fragen Stellung nehmen, heisst es.

Die Kosten werden nicht nur von SRF getragen

Alle Kosten muss SRF nicht alleine stemmen, berichtet «20min.ch» weiter: «Es braucht eine starke Partner-Stadt, die einen beträchtlichen Teil der Kosten und Leistungen übernimmt. Zudem erhält man einen finanziellen Beitrag von der EBU (Europäische Rundfunkunion) und es werden Ticket- und Sponsoring-Einnahmen generiert.»

Wohin die – alles andere wie unbeachtlichen – Voting-Einnahmen wandern, ist zurzeit unklar. Wandern diese Einnahmen in die Taschen des veranstaltenden Fernsehsenders? Ganz oder nur teilweise? Oder doch in die Kasse der The European Broadcasting Union (EBU)?

Was kostete der ESC bisher?

Der Eurovision Song Contest ist er grösste Singwettbewerb der Welt. Dementsprechend sind die Kosten für das Event hoch. 

2013 fand der Wettbewerb im schwedischen Malmö statt. Damals kostete die Durchführung 20 Millionen Dollar (rund 18 Millionen Schweizer Franken), berichtet die Nachrichtenplattform «cnbc.com».

Weitaus mehr Rubel legte Moskau 2009 hin: Stolze 42 Millionen Dollar (zirka 38 Millionen Franken) hat das Singspektakel gekostet. Rund 30 Millionen Dollar (27 Millionen Franken) hat Düsseldorf 2011 für den ESC ausgegeben. Stolze 54 Millionen Dollar (fast 48 Millionen Franken) hat Kopenhagen 2014 sich die ESC-Ausführung sich kosten lassen. 

Doch die Spitzenposition hat nicht Dänemark inne, die Krone in Sachen Geldausgeben geht an – Aserbaidschan! Für die ESC-Austragung hat Baku 2012 zwischen 64 und 76 Millionen Dollar (58 bis 68 Millionen Franken) bezahlt. Dazu kommen noch die Kosten für ein nigelnagelneues Stadion aus Schweizer Herstellung für 100 Millionen Dollar (90 Mio. Franken).

Bis zum grossen Showdown sind es noch fünf Wochen

Ob Nemo den Sieg für die Schweiz nach 36 Jahren wieder in die Schweiz holt, das steht noch in den Sternen. Doch die Chancen stehen gut

Nemo tritt am 9. Mai im zweiten Halbfinale an. Das ESC-Finale findet am Samstag, 11. Mai, im schwedischen Mälmo statt. SRF zeigt die Events live. 


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