Queen-Jubiläum und Andrew-SorgenWas bringt 2022 der Familie Windsor?
Von Benedikt von Imhoff, dpa/bb
9.12.2021 - 10:47
Nach dem Tod von Prinz Philip und dem Ärger um Harry und Meghan hoffen die britischen Royals auf ein freudiges 2022. Die Vorzeichen stehen eigentlich gut, das Land fiebert dem 70. Thronjubiläum der Queen entgegen. Doch es bleiben Schatten über dem Palast.
Von Benedikt von Imhoff, dpa/bb
09.12.2021, 10:47
09.12.2021, 13:46
Benedikt von Imhoff, dpa/bb
Es könnte so schön sein für Queen Elizabeth II. und die Royal Family. 2022 kommt – das bedeutet: Seit sagenhaften 70 Jahren sitzt die 95-jährige Königin mittlerweile auf dem Thron.
Geplant sind grosse Feierlichkeiten. Sogar einen einmaligen Feiertag bekommen die Briten zu diesem Anlass spendiert. Hinzu kommt ein runder Geburtstag – Schwieger-Enkelin Herzogin Kate wird 40. Der königlichen Familie winkt ein «annus mirabilis», ein wunderbares Jahr. Dies soll das «annus horribilis» 2021, das Schreckensjahr, möglichst vergessen lassen.
Der Tod ihres Ehemanns Prinz Philip kurz vor dessen 100. Geburtstag hat die Queen schwer getroffen. Der ewige Streit um den ausgewanderten Enkel Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan belastet die Familienbande enorm.
2022 könnte im Zeichen der Versöhnung stehen, so schreiben es jedenfalls die britischen Boulevardblätter – und so sehnt es die von Corona und Brexit erschöpfte Bevölkerung herbei. Harry und Meghan sollen zu den zentralen Feierlichkeiten des Platin-Jubiläums eingeladen sein.
«Enfant terrible» des Königshauses
Doch längst ist nicht alles eitel Sonnenschein im Hause Windsor. Der Hauptgrund ist Prinz Andrew, zweitältester Sohn der Queen. Seit mehr als zwei Jahren gilt der 61-Jährige als «enfant terrible» des Königshauses und lässt sich kaum noch in der Öffentlichkeit blicken.
Denn Andrew ist tief in den Missbrauchsskandal um den verurteilten und mittlerweile gestorbenen US-Millionär Jeffrey Epstein verwickelt, der zahlreiche minderjährige Frauen sexuell missbraucht und an andere Männer weitergegeben haben soll.
Immer wieder fällt der Name Andrew, der einst mit Epstein befreundet war. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre verlangt Schadenersatz von dem Prinzen, weil er sie als 17-Jährige mehrfach missbraucht haben soll. Der Queen-Sohn weist die Vorwürfe zurück, doch in New York geht der Fall vor Gericht: Das Hauptverfahren könnte im Herbst 2022 beginnen, wie der zuständige Richter Anfang November sagte.
Kein böses Wort der Queen
Doch auf seine Mutter kann Andrew dabei zählen. Demonstrativ verbrachte er Wochen an ihrer Seite auf dem königlichen schottischen Landsitz Balmoral, in einem tragikomischen Versuch, die Zustellung der Klage aus den USA zu verhindern.
Auch die britischen Medien, die regelmässig vom Hof mit Informationen gefüttert werden, wissen von keinem bösen Wort der Queen. Dieser Rückhalt bietet aber auch Anlass für Kritik:
Denn die schweren Vorwürfe gegen Andrew werden bisher nicht vom Königshaus untersucht. Als anonyme Quellen in der «Times» Mobbingvorwürfe gegen Herzogin Meghan erhoben, liess der Palast hingegen sofort ermitteln.
Harrys Beziehung zu seinem älteren Bruder Prinz William sowie zu Vater Prinz Charles gilt als äusserst angespannt. Die Rassismusvorwürfe und Anschuldigungen von Harry und Meghan, der Palast habe sich nicht um die suizidale und überforderte Herzogin gekümmert, hängen noch immer als dunkle Wolke über dem Palast. Direkte Angriffe gegen Charles folgten.
Noch immer haben weder Urgrossmutter Elizabeth noch Opa Charles die im Juni geborene Tochter Lilibet kennengelernt. Die junge Familie lebt mit Lilibets älterem Bruder Archie in den USA, die Pandemie verhinderte bisher einen Familienurlaub in der alten Heimat.
Immerhin: Dass das Paar sein zweites Kind nach dem familieninternen Spitznamen der Queen benannte, gilt als Friedensgeste. Nun warten die Briten gespannt, ob das Mädchen denn auch in Gegenwart der Königin getauft wird. Das wäre nur in Grossbritannien möglich.
Sorgen um die Gesundheit des Staatsoberhaupts
Damit zum dritten Thema, dass das Jubiläumsjahr zu überschatten droht. Wie es der Queen tatsächlich geht, ist weitestgehend unklar. Mittlerweile ist die Monarchin 95 Jahre alt, und langsam machen sich Sorgen um die Gesundheit des Staatsoberhaupts breit.
Zwar zeigen Fotos der wenigen persönlichen Audienzen die Queen stets lächelnd und aufrecht, sie wirkt äusserst rüstig. Doch Auftritte vor TV-Kameras oder sogar vor der Öffentlichkeit gab es seit Wochen nicht.
Erst zeigte sich die Queen ohne akute medizinische Gründe mit Gehstock, das gab es noch nie. Dann verbrachte sie sogar eine Nacht im Krankenhaus, angeblich aus praktischen Gründen. Mehrere Reisen wurden abgesagt, ihre Ärzte verordneten Ihrer Majestät wochenlang Ruhe. Doch dann musste sie auch einen der wichtigsten Termine im royalen Kalender streichen, die traditionelle Gedenkfeier in Erinnerung an die gefallenen Weltkriegssoldaten.
Zuletzt gab es hoffnungsvolle Berichte: Die Queen habe ihrer Familie mitgeteilt, dass sie wie gehabt das gemeinsame Weihnachtsfest ausrichten werde. Die Royals wollen dafür auf ihrem ostenglischen Landsitz Sandringham zusammenkommen.
Die Queen werde am 17. Dezember dorthin aufbrechen, ob mit dem Helikopter oder wie üblich dem Zug stehe noch nicht fest, berichtete der «Mirror». «Die Queen hat allen gesagt, dass es ihr schon viel besser gehe», hiess es aus dem Palast.
Doch ansonsten startet die Königin äusserst ruhig ins neue Jahr. Erst im Februar, so ist zu hören, wolle sie wieder Termine wahrnehmen.