Teil 23 Beim Elfmeter geht der Kenner gern ins Detail (23/40)

Beni Thurnheer

19.6.2018

Elfmeter! Der Ball liegt auf dem Penaltypunkt, der klar identifizierte Schütze nimmt Anlauf, der Schiedsrichter pfeift, das Duell Schütze gegen Torhüter wird in seiner reinsten und einfachsten Form ausgetragen. Einfach? Dazu gibt es einiges zu sagen …

Jeder, der auch nur ein bisschen etwas von Fussball versteht – und das sind wir ja unterdessen alle –, gibt gerne mit seinem Wissen rund um den Penalty an, und nichts fordert ihn mehr heraus als eine Ungenauigkeit zu diesem Thema, so klein sie auch sein mag.

Weil der Regelverstoss immer nahe beim Tor(gehäuse) passiert und deshalb auch meistens in einer Situation, bei der ein Tor hätte fallen können (das 1:0, das 1:1 usw.), glauben nicht wenige, Voraussetzung für einen Penaltypfiff des Schiedsrichters sei eine akute Torgefahr, das heisst eine vereitelte Torchance. Dem ist aber nicht so! Auch wenn die entsprechende Spielkonstellation völlig harmlos war, also zum Beispiel noch viele weitere Verteidiger im Weg standen oder der gefoulte Stürmer mit dem Ball am Fuss vom Tor weglief, gibt es Penalty. Einziges Kriterium ist der Ort des Regelverstosses, nämlich eben innerhalb des Strafraumes. Es gilt das Territorialitätsprinzip und sonst gar nichts!

Derjenige, welcher den Penalty tritt, darf den Ball nur einmal berühren. Diese Regel verhindert, dass sich der Schütze den Ball zunächst noch etwas näher zum Tor vorlegen oder gar den Goalie ausspielen kann. Er muss also aus elf Metern Distanz schiessen.

Seltener Spielzug

Theoretisch könnte der Ausführende den Ball einem Mitspieler vorlegen, der dann von ausserhalb des Strafraums angebraust käme (der Penalty muss immer vorwärts gespielt werden). Damit würde die Chance, ein Tor zu erzielen, allerdings erheblich reduziert, so dass dieser Spielzug nur noch als Quizfrage existiert oder allenfalls als originelle Einlage, wenn eine Partie beim Stand von 15:0 oder so schon längst entschieden ist. Das Erfordernis der einmaligen Berührung spielt in der Praxis dann eine wichtige Rolle, wenn der Strafstoss nicht zum Torerfolg führt, sondern der Ball abgewehrt wird und zum Schützen zurückprallt. Geschieht dies infolge der Abwehr des Torhüters, ist ein Nachschuss des gleichen Spielers möglich. Knallte der Ball aber von einem Pfosten oder von der Latte zurück, geht das nicht, denn dann liegen zwei Berührungen des Schützen hintereinander vor (und das Spiel wird mit einem indirekten Freistoss für das andere Team fortgesetzt).

Generell gilt: Aus einem Fehler kann kein Vorteil entstehen. Begeht der Torhüter eine Regelwidrigkeit, indem er z. B. die Torlinie frühzeitig verlässt, der Penalty führt aber trotzdem zum Tor, so zählt dieses. Umgekehrt wird der Penalty bei einer Regelwidrigkeit des Schützen nur dann wiederholt, wenn er erfolgreich war.


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