Gewitter in den BergenDarauf solltest du beim Wandern achten
Von Gil Bieler
27.7.2021
Das Wetter in den Bergen kann schnell drehen. Eben noch schien die Sonne und der Himmel war klar und plötzlich ziehen dunkle Wolken auf. Für Wanderungen in den Bergen gilt daher: Eine umsichtige Planung ist das A und O. Und was, wenn ich plötzlich doch in ein Unwetter gerate? blue News verrät dir, was dann zu tun ist.
Von Gil Bieler
27.07.2021, 16:46
15.08.2024, 11:19
Gil Bieler
Wetterlage vor Wanderung in Bergen kontrollieren
Beginnen wir am Anfang, bei der Planung. Sibyl Heissenbüttel vom SAC erklärt: «Wenn aber Unwetter angekündigt sind, sind die Vorbereitung, eine gute Zeitplanung und realistische Selbsteinschätzung noch wichtiger als sonst. Man muss die lokalen Verhältnisse beachten und im Voraus so gut wie möglich abklären.»
Zudem müsse man auch während der Tour aufmerksam bleiben. Und seine Pläne den aktuellen Gegebenheiten anpassen.
Zur Planung gehört natürlich auch das Studieren der Wetterprognosen. «Dabei gilt: Lieber zu viel Zeit als zu wenig einplanen, im Zweifelsfall lieber eine kürzere Tour machen als eine längere», sagt die SAC-Expertin. Seien etwa Gewitter ab dem Mittag angesagt, müsse man genug früh aufbrechen, damit man dann schon sein Ziel erreicht habe.
Möglichkeiten dafür gibt es viele: «Wenn man in einer SAC-Hütte übernachten will, kann man den Hüttenwart anrufen, er kennt die Lage vor Ort sehr gut.», sagt Sibyl Heissenbüttel.
Auch ein Anruf bei der Bergbahn oder im Tourismusbüro kann hilfreich sein. Webcams können ebenfalls als Orientierungshilfe dienen, genauso wie das Tourenportal des SAC: Berggänger*innen können dort Problemstellen, die sie unterwegs antreffen, melden. Wer eine Tour plant, kann sich anhand dieser Meldungen einen Überblick über Hindernisse und Gefahren auf der Strecke verschaffen. Wer allein aufbreche, sollte unbedingt jemanden aus seinem Umfeld über seine Pläne informieren, rät Heissenbüttel.
Bei mittelmässigem Wetter besser vorsichtig planen
«Das Wetter in den Bergen ist ohnehin unbeständig», sagt Mara Zenhäusern von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). Wegen der «aktuellen Wetterkapriolen» rät sie zu besonderer Vorsicht: «Besser keine Touren mit langen Abschnitten über einem exponierten Grat ohne Rückzugsmöglichkeiten planen. Sondern vielleicht eher kürzere Touren, auf denen man leicht umkehren kann oder auf einen sonstigen Plan B zurückgreifen kann.»
Und gerade weil die Witterung schnell ändern könne, müsse man auch unterwegs die Entwicklung im Auge behalten, sagt Heissenbüttel, etwa mittels Apps. «Es reicht nicht, sich nur vor dem Aufbrechen zu informieren.» Auch sie unterstreicht: «Man muss auch immer vorbereitet sein, umzukehren, wenn Gewitter im Anzug sind.»
Mara Zenhäusern betont, dass eine umsichtige Planung und gute Ausrüstung entscheidend seien. Vom Ausflug in die Berge will auch sie nicht generell abraten, es sei aber wichtig, sich lieber nicht zu viel vornehmen und unterwegs aufmerksam bleiben.
Bleibt das richtige Packen: Schuhe mit gutem Profil sind ein Muss. Weil das Wetter in den Bergen schnell umschlagen kann, gehören in den Rucksack zwingend auch ein Regenschutz, wärmende Kleidung sowie Sonnenschutz, etwa ein Hut und Sonnencreme.
Richtiges Verhalten bei einem Gewitter in den Bergen
Was aber, wenn man trotz aller Planung von einem Gewitter überrascht wird? Die SAC-Sprecherin und ein Ratgeber der BFU geben Tipps für das richtige Verhalten in Gewittersituationen.
Exponierte Orte wie Kuppen oder Grate zu meiden.
Zuflucht in flachem Gelände oder in Mulden suchen.
Fernhalten von alleinstehenden Objekten wie Bäumen.
Relativ sicher sind Höhlen und Felsvorsprünge.
Anlehnen an Felsen vermeiden, sondern mindestens drei Meter Abstand halten.
Ist ein Gewitter bereits in unmittelbarer Nähe, sollte man eine kauernde Stellung einnehmen und die Füsse möglichst geschlossen halten. Dadurch wird bei einem Blitzeinschlag die sogenannte Schrittspannung vermieden – der Stromfluss durch den Körper soll so möglichst glimpflich verlaufen.
Allgemein ist niederkauern besser, statt sich hinsetzen oder hinzulegen.
Metallene Gegenstände wie Pickel, Steigeisen oder Wanderstöcke weit von sich weglegen.