Nährstoffbomben Klein, aber reichhaltig – Microgreens mit Superkräften ziehen

Katja Fischer, dpa

1.1.2020

Gärtnern mit Erfolg kann so einfach sein: mit Microgreens. Man braucht kein Wissen und keine Ausrüstung. Dazu sind die Pflanzen innerhalb von Tagen erntereif – mitten im Winter.

Superfood wird Superkräfte zugesprochen. Damit bezeichnet man Pflanzen, die sehr nährstoffreich sind und daher als besonders gesund gelten.

Die meisten dazu zählenden Obst-, Gemüse- und Getreidesorten sind aber hierzulande nicht heimisch oder nicht im Winter frisch erntbar. Eine Ausnahme sind Microgreens. Das sind nichts anderes als kleine Pflänzchen, die schon im zarten Jugendalter geerntet werden. Gärtner sagen auch Keimlinge dazu.

«Eigentlich spriesst aus fast jedem Kern oder Samen ein Microgreen. Angesagt sind derzeit besonders Erbse, Radieschen, Weizen. Sonnenblume und Dill», erklärt Gartenbauingenieur Christian Engelke.

Microgreens gelten als kleine, aber gesunde Kraftpakete.
Microgreens gelten als kleine, aber gesunde Kraftpakete.
Bild: iStock

Geeignet sind aber auch Rucola, Rettich, Rotkohl, Spinat, Rote Bete, Senf, Brokkoli, Blumenkohl und Kresse sowie Kräuter wie Basilikum, Minze, Koriander oder Kerbel.

Der Tipp des Experten: Übrig gebliebenes Saatgut vom Frühjahr und Sommer nutzen.

Wie geht's?

Ganz einfach. «Für den Anbau von Microgreens benötigt man keine gärtnerische Ausbildung und keine besondere Ausrüstung. Es genügt das kleine Einmaleins des Gärtnerns», sagt Gartenbauingenieur Engelke. Nicht mal ein echter Topf ist nötig, sondern nur ein flaches Gefäss wie eine Pflanzschale. Es tut aber auch ein tiefer Teller.

Das Gefäss wird mit Erde gefüllt und die Samen darauf festgedrückt. Das Ganze mit etwas Wasser besprühen und mit einer Folie abdecken. Sie sorgt dafür, dass Erde und Luft feucht bleiben – das perfekte Klima zum Keimen.

Wie pflege ich das Saatgut?

Man sollte es zweimal täglich wässern. Vorsicht, das Wasser könnte die Samen wegschwemmen. Auch sollte man nur so viel geben, dass sich keine Staunässe bildet. Die Raumtemperatur muss bei mindestens 14 Grad liegen, erklärt Engelke. Den besten Platz haben die Microgreens auf der Fensterbank, wo sie viel Licht bekommen.

Wann kann ich ernten?

Die kleinen Sämlinge dieser Gemüsesorten lassen sich nach zwei bis vier Wochen ernten – beziehungsweise wenn sie etwa 15 Zentimeter hoch gewachsen sind. In diesem Stadium sind sie besonders gesund: «Sie enthalten viele wertvolle Nährstoffe», erklärt Ernährungswissenschaftler Harald Seitz vom deutschen Bundeszentrum für Ernährung. «Warme Speisen und Salate können damit aufgewertet werden. Sie schmecken aber auch kalt mit Quark, als Pesto oder in grünen Smoothies.»



Was unterscheidet Microgreens von Sprossen?

Nicht zu verwechseln sind Microgreens mit Sprossen, die auch auf der Fensterbank gezogen werden können. Sprossen sind zwar auch Keimlinge, aber sie werden nicht bei Tageslicht gezogen und bleiben deshalb blass. Microgreens brauchen dagegen unbedingt das Licht, um die saftig grünen Blätter zu bilden.

Die Anzucht klappt nicht gut, was kann ich tun?

Auch wenn die Anzucht einfach erscheint, manchmal klappt es nicht. Ernährungswissenschaftler Seitz rät: «Grössere und härtere Samen werden am besten vor der Aussaat mehrere Stunden eingeweicht, dann keimen sie schneller.» Nach ein paar Tagen zeigen sich die ersten grünen Spitzen, später folgen die zarten Blätter.

Einige Sorten brauchen im dunklen Winter zusätzliches Licht, um am Fensterbrett oder tiefer im Zimmer zu keimen. Dafür eignen sich spezielle LED-Lampen, die das Pflanzenwachstum unterstützen, oder vollautomatische Pflanz- und Bewässerungssysteme.

Diese kleinen Geräte sind quasi Mini-Gewächshäuser für Microgreens. Vorteile: Die Bewässerung ist meist inbegriffen, und die Ernte ist zuverlässig möglich. Nachteile: Man kann oft nur die Samenvorrichtungen der Hersteller nutzen, die teurer sind als übliche Samentütchen. Ausserdem kostet der Anbau darin statt auf der Fensterbank Strom.

Wann muss ich Nachschub säen?

Engelke rät, immer wieder zeitversetzt eine Gruppe Pflanzen anzusäen. «So hat man immer ein kleines Sortiment an frischem Grün für die Küche parat», sagt der Gartenbau-Ingenieur.

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