Beschwerlicher Alltag Achterbahn bis Bürostuhl: Wird uns im Alter schneller schwindelig?

tsch

9.7.2018

In der Achterbahn wird uns schlecht, obwohl wir das als Kind doch so gerne machten und endlos weiterfahren konnten: Wir verraten, ob es wirklich am Alter liegt.

«Früher habe ich alles besser vertragen.» Ein Satz, den man oft hört, und der sich auf alles Mögliche beziehen kann. Eine zu lange Party, eine durchgearbeitete Nacht, eine wilde Achterbahnfahrt oder simples Lesen im Auto. Aber wird einem tatsächlich schneller schwindlig und schlecht, je älter man wird?

Tatsächlich ist es nicht generell so, dass Kindern und Jugendlichen Autofahrten, Achterbahnfahrten und wildes Drehen im Drehstuhl weniger ausmacht als Erwachsenen. Es gibt Kinder, denen ganz schnell im Auto schlecht wird, und Rentner, die noch gerne Achterbahn fahren. «Wie empfindlich jemand ist, hängt von mehreren Faktoren ab - und alle haben etwas mit dem Gleichgewicht zu tun», so der Hals-Nase-Ohrenarzt Michael E. Deeg gegenüber unserer Redaktion.

Wichtig sind dabei vor allem das Gleichgewichtsorgan im Innenohr, das Zentralnervensystem (also Gehirn und Rückenmark) und die Tiefensensibilität an der Körperoberfläche. Alle arbeiten mit den Sinnesorganen, mit Muskeln und Gelenken zusammen und geben sich gegenseitig Rückmeldung, wie man sich gerade im Raum bewegt und wie man sich als nächstes bewegen sollte.

Augen sagen: Alles okay! Gleichgewichtsorgan sagt: Uiuiui!

Dabei kommt es manchmal zu Diskrepanzen zwischen dem, was etwa die Augen wahrnehmen, und dem, was andere Sensoren im Körper rückmelden. Beispiel Schiff: Man sitzt im Speisesaal eines Kreuzfahrtschiffes, es bewegt sich nichts, es wackelt nichts - und trotzdem wird einem schlecht.

«Das liegt daran, dass der Sehsinn signalisiert: alles ruhig. Wohingegen das Gleichgewichtsorgan die Längsbewegungen des Schiffes aufnimmt und signalisiert: Da bewegt sich was!», sagt Deeg. Die Folge können Schwindel und Übelkeit sein.

Der medizinische Fachausdruck dafür lautet Kinetose. Die meisten Menschen dürften das Phänomen als «Reisekrankheit» kennen. In die Kategorie Reisekrankheit fallen auch Achterbahn fahren, sich im Bürostuhl drehen und im Auto lesen.

Ob uns bei diesen Dingen schlecht wird, hängt grösstenteils von der Veranlagung ab. Also davon, wie gut alle zuständigen Organe und anderen Körperteile zusammenarbeiten. «Mit dem Alter hat das nicht grundsätzlich immer etwas zu tun. Erst im höheren Lebensalter kommen verschiedene alterstypische Veränderungen hinzu», sagt Deeg.

Verarbeitungsgeschwindigkeit lässt im Alter nach

Was sich im Alter aber verändert, ist zum Beispiel die Geschwindigkeit, mit der Signale im Körper verarbeitet werden. «Das hat Auswirkungen auf die Schnelligkeit und die Geschmeidigkeit der Bewegungen», sagt HNO-Facharzt Deeg.

Um noch einmal das Beispiel Schiff zu nehmen: Wenn einem im Speisesaal schlecht wird, liegt das wohl an der eigenen Disposition. Wenn man aber beim Spaziergang an Deck umfällt, weil das Schiff schwankt und man die Bewegungen nicht ausgleichen kann - dann liegt es wahrscheinlich am Alter. 

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