Das Hirn isst mit Fast Food setzt die Appetitkontrolle ausser Gefecht 

Von Alice Lanzke, dpa

22.2.2020

En Guata: Die Folgen einer fettigen und salzhaltigen Ernährung machen sich nicht nur auf der Waage bemerkbar.
En Guata: Die Folgen einer fettigen und salzhaltigen Ernährung machen sich nicht nur auf der Waage bemerkbar.
dpa

Die Ernährung wirkt sich auch auf unsere geistige Leistungsfähigkeit aus. In einer Studie haben Forscher jetzt neue unerfreuliche Auswirkungen des Fast-Food-Konsums aufgedeckt. 

Ein reichhaltiges Büffet oder ein hübsch angerichtetes Menü auf dem Teller – oft erinnert uns schon der Anblick von schmackhaften Speisen daran, wie gut es tut, diese zu essen. Sind wir satt, unterdrückt ein bestimmter Teil unseres Gehirns – der Hippocampus – diese Erinnerung wieder und reduziert entsprechend unseren Appetit.

Im Fall von Junk Food – wie Pommes frites, Pizza oder Burger – scheint diese neuronale Appetitregulation allerdings nicht richtig zu funktionieren. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Richard Stevenson von der Macquarie Universität im australischen Sydney in einer kleinen Studie. Wie sie im Fachblatt «Royal Society Open Science» berichten, kann bereits eine Woche an Junk-Food-reicher Ernährung die Funktion des Hippocampus beeinträchtigen.



Die Studie reiht sich in eine Vielzahl von Untersuchungen ein, die Hinweise darauf liefern, dass sich zu viel Junk Food nicht nur ungünstig auf die Figur auswirkt, sondern auch dem Gehirn schadet. Beobachtet wurde unter anderem, dass Zucker die Vergesslichkeit fördern und zu viel ungesundes Essen Aggressivität, Depressionen und Stress steigern sowie bestimmte Hirnareale schrumpfen lassen kann.

Wie das Team um Stevenson nun berichtet, beeinflusst eine ungesunde Ernährungsweise den Hippocampus und lässt das Verlangen nach mehr steigen – selbst dann, wenn man eigentlich schon satt ist.

Milchshakes zum Zmorge

In ihre Untersuchung bezogen die Wissenschaftler 105 junge, gesunde Freiwillige ein, die sich normalerweise gesund ernährten, und teilten sie in zwei Gruppen ein. Die eine Gruppe ass acht Tage lang Junk Food, also Lebensmittel, die viel Zucker und gesättigte Fette enthielten. So gab es zum Zmorge etwa getoastete Sandwiches und Milchshakes oder belgische Waffeln und im weiteren Verlauf des Tages eine Hauptmahlzeit von einer Fast-Food-Kette. Die Kontrollgruppe ass ihre gewohnten Mahlzeiten.



Am ersten und am letzten Tag des Experiments wurden beiden Gruppen vor und nach dem Frühstück unterschiedliche ungesunde Snacks angeboten. Die Teilnehmer mussten angeben, wie gross ihr Verlangen danach war und – im Anschluss nach dem Probieren – bewerten, wie gut ihnen diese geschmeckt hatten.

Heisshunger auf Ungesundes

Das Ergebnis: In der Gruppe, die sich von Waffeln, Burgern und Ähnlichem ernährt hatte, war die Selbstkontrolle nach einer Woche geringer ausgeprägt als in der Vergleichsgruppe. Der Appetit der Teilnehmer auf ungesunde Snacks war wesentlich grösser, auch dann noch, wenn sie schon genug gegessen hatten.

Die Wissenschaftler empfehlen nun, die Rolle des Hippocampus genauer zu untersuchen: Andere Forschungsarbeiten hätten nahegelegt, dass diese Hirnregion anfällig für Umwelteinflüsse ist, etwa in Bezug auf Schlaflosigkeit, Stress, Umweltgifte, Depressionen und Diabetes Typ II – alles Faktoren, die gerade in der westlichen Welt häufig aufträten. Kombiniert mit ungesunder Ernährung könnten diese nicht nur akute, sondern auch langfristige und zunehmende Schäden für den Hippocampus bedeuten.

Besser: Komplexe Kohlenhydrate

Doch was, wenn man dem Hirn zuliebe nicht nur auf Junk Food verzichten, sondern Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnis über die Ernährung fördern will? Auch zu dieser Frage gibt es bereits mehrere Empfehlungen. So helfen etwa langkettige, komplexe Kohlenhydrate, wie sie in Vollkornprodukten enthalten sind, den Energiebedarf des Hirns gleichmässig zu stillen und sich so besser konzentrieren zu können.

Omega-3-Fettsäuren aus fettreichem Fisch, Nüssen sowie Raps- und Walnussöl sollen sich günstig auf die Nervenzellen und ihr Zusammenspiel auswirken. Auch Proteine aus Fisch, Meeresfrüchten, mageren Milchprodukten, Hülsenfrüchten und Vollkorngetreide gelten als förderlich.

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