Die Kolumne Bei der Hochzeit den Namen ändern: Altmodisch oder romantisch?

Mara Ittig und Fabienne Rüetschi

7.4.2018

Änderungen des Zivilstands führen nicht mehr automatisch zu einem neuen Nachnamen. Frau und Mann können selber entscheiden, wie sie nach der Hochzeit heissen wollen.
Änderungen des Zivilstands führen nicht mehr automatisch zu einem neuen Nachnamen. Frau und Mann können selber entscheiden, wie sie nach der Hochzeit heissen wollen.
Bild: Getty Images

Pünktlich zum Weltfrauentag haben wir es gelesen: 7 von 10 Frauen geben ihren Namen bei der Hochzeit ab. Das brachte Bettina Weber dazu, im «Tages Anzeiger» die Frauen zu fragen, wo denn ihr Stolz bleibe. Wieso legen Frauen ihren Namen ab – oder behalten ihn? Fragen wir sie doch selbst.

«Bluewin»-Redaktorin Fabienne Rüetschi hat vor acht Monaten geheiratet und den Namen ihres Mannes angenommen. Redaktions-Kollegin Mara Ittig hat bei ihrer Heirat vor drei Jahren ihren Namen behalten.

Was hat die beiden zu ihrem Entscheid bewogen? 

Mara Ittig findet: Ein Teil meiner Identität

An einem kalten Oktobertag vor drei Jahren habe ich meinem Mann die ewige Treue geschworen. Dabei stand für mich keine Sekunde zur Debatte, wie ich nachher heissen soll.

Mein Name gehört seit meiner Geburt zu mir. Er ist Teil meiner Identität, so wie auch mein Gesicht oder meine Stimme. Mir kam der Gedanke stets komisch vor, nach der Heirat meinen Familiennamen abzulegen und plötzlich so zu heissen wie mein Lieblingsmann. Wozu?

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit meinem allerersten Freund, wir waren blutjung und schlenderten an einem wunderschönen Strand entlang. Die Stimmung war romantisch, bis ich verkündete, ich würde meinen Namen bei einer Hochzeit behalten. Und er erwiderte, dann würde er mich niemals heiraten. Er sollte Recht behalten.

Mit der Heirat bekunde ich die Liebe zu meinem Mann. Ich sehe aber nicht ein, warum ich dazu ein Stück meiner Identität aufgeben soll. Ich sehe darin einfach keine Logik. Im Gegenteil. Mein Mann hat mich ja geheiratet, weil er mich gut findet, so wie ich bin.

Mir passt die archaische Symbolik dieses Aktes absolut nicht. Wir leben zum Glück schon lange nicht mehr in einer Gesellschaft, in der Frauen nach der Vermählung ihren Heimatort verlassen, um fortan der Familie ihres Mannes anzugehören. Wozu also die symbolische Unterwerfung qua Namensänderung?

2013 kam meiner persönlichen Überzeugung – längst überfällig – das neue Namensrecht zu Hilfe. Ich habe nicht aus diesem Grund mit der Hochzeit gewartet. Die Gesetzesänderung hat mir aber einen Konflikt aus dem Weg geräumt – oder einen unschönen Doppelnamen.

Ich verstehe auch Frauen nicht, die steif und fest behaupten, ihr Ehemann habe halt den schöneren Familiennamen. Eine Ausrede, die an der eigentlichen Thematik vorbezielt.

In den letzten drei Jahren wurde ich wiederholt von besorgten Mitmenschen – es sind meistens Frauen – gefragt, ob es denn nicht schlimm sei, wenn mein Mann, unsere beiden Kinder und ich nicht alle den gleichen Familiennamen hätten.

Meine Antwort ist immer dieselbe: Nein, ist es nicht. Verbundenheit zeigt sich nicht im Namen. Hinzu kommt: In der Klasse meines Sohnes trägt kaum ein Elternpaar denselben Namen. Patchwork, Konkubinat, Emanzipation – die Gründe sind vielfältig.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es in 20 Jahren völlig normal sein wird, dass in einer Familie verschiedene Nachnamen auf dem Klingelschild stehen. Und das finde ich gut so – mein Mann übrigens auch.

Fabienne Rüetschi findet: Hans wie Heiri

Vorweg: Eine einfache Geschichte war das bei mir nicht mit der Namenswahl. Spontan schon gar nicht.

34 Jahre lang war ich Fabienne Ruckstuhl. So stand es in meinem Pass, so meldete ich mich am Telefon. Warum also sollte ich von heute auf morgen einen Teil meiner Identität aufgeben?

Oft habe ich mich auch gefragt, ob es nicht schrecklich altmodisch ist, den Familiennamen meines Mannes anzunehmen. Machen wir Frauen uns damit nicht zum Komplizen des Patriarchats und sollten darauf bestehen, unsere Namen zu behalten?

Für mich stand es definitiv nicht schon ewig fest, dass ich einmal den Namen meines Zukünftigen annehme. Meine Entscheidung zögerte ich deshalb auch bis kurz vor dem grossen Tag hinaus – bis es mit der Geduld unseres Standesbeamten zu Ende war.

Warum ich mich schlussendlich für den Namen meines Lieblingsmenschen entschieden habe? Mir wurde bewusst, dass ich damit eigentlich nichts aufgebe. Auch nicht einen Teil meiner Identität.

Ich bin zwar ein Familienmensch, durch und durch. Geprägt haben mich aber vor allem Menschen und Erlebnisse: Meine Eltern, Grosseltern, Geschwister. Aber nicht so sehr der Familienname.

Im Gegenteil: In mir wuchs das Gefühl, eine neue Familie dazu zu gewinnen. Und ja, ich gebe es zu, meine romantische Ader trug wohl ihren Teil zur Entscheidung bei.

Der gleiche Familienname bedeutet für mich auch, dass mein Mann und ich zusammengehören. Und das dürfen alle sehen. Das gilt auch für unseren Nachwuchs, der bereits unterwegs ist. Rüetschi Nummer drei.

Übrigens, mittlerweile bin ich acht Monate verheiratet. An den neuen Namen auf den Briefen und im Pass habe ich mich längst gewöhnt – auch beim Telefonieren erwische ich mittlerweile den richtigen Namen. Die Hürde von Ruckstuhl zu Rüetschi, war auch nicht unüberwindbar. Hans wie Heiri.

«Die Kolumne»: Ihre Meinung ist gefragt

In der Rubrik «Die Kolumne» schreiben Redaktorinnen und Redaktoren von «Bluewin» regelmässig über Themen, die sie bewegen. Leserinnen und Leser, die Inputs haben oder Themenvorschläge einreichen möchten, schreiben bitte eine Mail an: redaktion@bluewin.ch

Zurück zur Startseite