Astronomie Hunderttausende unbekannte Galaxien entdecken als Hobby

dpa

21.3.2020

Abgleich der Daten von optischen und Radioteleskopen: Auf der Projektseite heisst es Strukturen vergleichen. 
Abgleich der Daten von optischen und Radioteleskopen: Auf der Projektseite heisst es Strukturen vergleichen. 
Source: iStock

Warum nicht mal Schwarze Löcher, interstellare Magnetfelder und Galaxienhaufen entdecken? Jetzt haben auch Hobby-Astronomen die Chance dazu. 

Mithilfe eines riesigen Radioteleskop-Verbundes (LOFAR) erstellt ein 200-köpfiges internationales Forschungsteam aus 18 europäischen Ländern derzeit eine neue Himmelskarte.

Diese soll sich nicht nur durch einen bisher unerreichten Detailreichtum auszeichnen: Auf der Karte konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schon viele Galaxien abbilden, die bislang unbekannt waren, da sie extrem weit entfernt sind.

Doch auf der Suche nach weiteren, bisher unentdeckten Schwarzen Löchern und Galaxien müssen noch immer Hunderttausende Bilder gesichtet werden, die der Teleskop-Verbund liefert. Einen Grossteil dieser Analyse übernehmen zwar ausgeklügelte Algorithmen. Allerdings sind diese nicht ausgeklügelt genug, um Formen besser identifizieren zu können als das menschliche Auge. Und hier kommen Sie ins Spiel.

An die interessantesten Objekte sollen Menschen ran

Denn die komplexesten – und damit interessantesten – Objekte sollen weiterhin von Menschen identifiziert werden, haben die Forschenden beschlossen, die diese Aufgabe angesichts der schieren Menge an Himmelsquellen aber nicht allein bewältigen können. Deshalb zählen die Profi-Astronomen auf freiwillige Helfer und haben das Bürger-Forschungsprojekt «LOFAR Radio Galaxy Zoo» ins Leben gerufen.

Abgleich der Daten von optischen und Radioteleskopen: Auf der Projektseite heisst es Strukturen vergleichen. 
Abgleich der Daten von optischen und Radioteleskopen: Auf der Projektseite heisst es Strukturen vergleichen. 
Bild: zooniverse.org

Auf der Seite gilt es, Galaxienbilder optischer Teleskope mit den LOFAR-Radioteleskop-Aufnahmen abzugleichen, um die Entfernung und die Eigenschaften von Galaxien zu bestimmen.

Radioteleskope zeichnen Signale auf, die grösstenteils von Galaxien stammen und teilweise Milliarden von Lichtjahren zurückgelegt haben, bevor sie die Erde erreichen. Bei diesen Radioquellen handelt es sich meist um sogenannte Jets. Das sind Tausende Lichtjahre lange Strahlen aus sehr heissem Gas. Angetrieben werden die Jets von sehr massereichen Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien. Und durch den Abgleich im Rahmen des Projekts können diese Schwarzen Löcher identifiziert werden.

Klassifizieren kann jede und jeder lernen

Neben einer Schritt-für-Schritt-Anleitung und einem Tutorial-Video finden Motivierte auf der Projektseite noch viele andere hilfreiche Informationen, mit denen anschliessend der Klassifizierungsprozess in Eigenregie klappen sollte. Fotos neu entdeckter Galaxien werden übrigens auf der Website Lofar-Surveys.org veröffentlicht.



Das LOFAR (Low Frequency Array) ist ein europäischer Zusammenschluss von Radioteleskopen, die über ein Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetz miteinander verbunden sind und deren Messsignale von einem Supercomputer zu einem einzigen Signal kombiniert werden. In Deutschland befinden sich sechs Messstationen, die von verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen betrieben werden.

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