Glosse Instagram statt Rosenkrieg – so lassen sich Promis heute scheiden

Bruno Bötschi

19.2.2019

Die Überraschung kurz vor Jahresende: Aus für das vermeintliche Traumpaar Florian Silbereisen und Helene Fischer.
Die Überraschung kurz vor Jahresende: Aus für das vermeintliche Traumpaar Florian Silbereisen und Helene Fischer.
Bild: Jens Schlueter/Getty Images

Früher bewarfen sich Promis bei Trennungen medienwirksam mit Dreck. Heute werden Beziehungen dagegen mit herzergreifenden Worten und in beiderseitigem Einvernehmen beendet – auf Instagram.

Soll man eine Scheidung feiern? Warum eigentlich nicht. In Japan kommt es vor, dass ein Ehepaar zu seiner Scheidung 20 Freundinnen und Freunde einlädt. Während der Zeremonie werden die Ringe mit einem Hammer zertrümmert.

Rituale helfen dem Menschen, wichtige Übergänge im Leben zu verarbeiten.

Ein auffälliges Ritual unserer Zeit: Immer mehr Promis verarbeiten ihre Scheidungen auf Instagram – per politisch korrektem Trennungs-Post. Denn Followerinnen und Follower mögen es ganz und gar nicht, wenn sie etwas so Persönliches nicht direkt von ihrem Lieblingsstar mitgeteilt bekommen.

Dreckwäsche war gestern, heute geht man mit netten Fötelis und schmerzlosem Gesülze kuschelweich auseinander.

«Zehn Jahre Respekt, bedingungslosen Zusammenhalt»

Nett gesülzt hat dieser Tage Matthias Schweighöfer. Er gab auf Instagram die Trennung von seiner langjährigen Freundin Ani bekannt. Der Schauspieler schrieb herzergreifend: «Entscheidungen im Leben sind manchmal sehr schwierig. Nicht schön und traurig, verletzend und beängstigend. Aber dennoch ist es manchmal unumgänglich.»

Auch Helene Fischer informierte kürzlich ihre fast 700'000 Followerinnen und Follower voller Liebe über das Zerbrechen der Beziehung mit Florian Silbereisen per Instagram-Post:

«So traurig wir darüber sind, dass wir unseren Lebenstraum gemeinsam nicht verwirklichen konnten und Florian und ich nun getrennte Wege als Paar gehen, umso schöner und kraftvoller gehen wir aus dieser bitteren Erfahrung nun als Freunde neue Wege ...»

Und atemlos schreibt Frau Fischer weiter: «Wir haben uns zehn Jahre Respekt, bedingungslosen Zusammenhalt, Harmonie, Treue, Freundschaft und Liebe geschenkt und das spiegelt sich jetzt auch in unserer Trennung wider.»

«Ich kann nur aus tiefstem Herzen sagen: Danke Florian!!!»

Frau Fischer inszenierte ihre Trennung so perfekt wie ihre Bühneauftritte. Nicht ein böses Wort drang an die Öffentlichkeit. Bleibt die Frage: Wie informiert man über etwas, das, wie bei Frau Fischer, schon vor Monaten zerbrochen ist? Was für ein Bild stellt man zu einer Information, die über eine Beziehung berichtet, die keinesfalls mehr zu kitten ist?

Schlagersängerin Fischer, die auf Instagram meist nur Bilder von sich selbst postet, machte für die Trennungsstory eine riesengrosse Ausnahme und publizierte dieses schwarz-weiss Helene-Florian-Foto aus glücklicheren Tagen:

So trennt man sich heute: Helene Fischer sagt Florian Silbereisen «Tschüss» auf Instagram.
So trennt man sich heute: Helene Fischer sagt Florian Silbereisen «Tschüss» auf Instagram.
Quelle: Instagram

Matthias Schweighöfer hingegen blieb ganz bei sich: Er, der ebenfalls fast ausschliesslich Bilder von sich selbst auf Instagram postet, stellte zur Trennungsmeldung ein Porträt dazu – ebenfalls in schwarz-weiss. Tränen sind natürlich darauf keine zu sehen. Schliesslich konnte der Schauspieler zeitgleich vermelden: Ich bin wieder vergeben.

Ach ja, Helene Fischer ist auch bereits wieder vergeben. Und vergeben hat ihr auch ihr Ex, momoll, das zumindest behauptet  die Sängerin auf Instagram: 

«Aber ja, es gibt einen neuen Mann in meinem Leben und daraus will ich kein Geheimnis machen. Umso bedeutender und berührender ist für mich zu sehen, mit welcher Grösse Florian damit umgeht! ... Ich kann nur aus tiefstem Herzen sagen: Danke Florian 🙏🏼 für alles!!!»

Bild von den zertrümmerten Ringen

Und was müssen wir Normalsterblichen jetzt tun, wenn wir uns künftig mit viel Grösse trennen wollen? Wie sollen wir unsere Familie und Freunde darüber informieren, dass nichts mehr ist wie vorher, aber die gemeinsamen Kinder immer an erster Stelle stehen werden?

Müssen wir dereinst gar einen Fotografen zum Scheidungsanwalt mitschleppen? Oder sollen Trennungsanzeigen nachdenklich mit herbstlichen Alleen bebildert werden?

Das «Zeit Magazin» schlägt vor, die einstigen Trauzeugen darum zu bitten, noch einmal zu helfen, wenn das Licht gut sei, also kurz vor dem Sonnenuntergang – für das perfekte Scheidungsbild. 

Ich persönlich finde aber nach wie vor das japanische Trennungsritual die coolste Variante. Und all jenen Freundinnen und Freunden, die keine Lust auf Party haben, wird danach ein nett drapiertes Bild per Post geschickt – mit den zertrümmerten Ringen darauf.

Die zehn wichtigsten Prominenten-Trennungen der letzten Monate
Zurück zur Startseite