Keine peinlichen Momente Moment mal! Nicht alle Familienfotos gehören ins Netz

Ricarda Dieckmann, dpa

23.8.2020

Ein Selfie mit der Tochter ist schnell gemacht. Es sollte aber besser im guten alten Papier-Fotobuch landen und nicht in soziale Medien gepostet werden.
Ein Selfie mit der Tochter ist schnell gemacht. Es sollte aber besser im guten alten Papier-Fotobuch landen und nicht in soziale Medien gepostet werden.
Bild: Getty Images

Das Töchterlein bei der Glace schlecken, Mama in einer unvorteilhaften Pose: Familienfotos in sozialen Netzwerken können mitunter peinlich bis unerfreulich werden. Welche Fotos besser nicht ins Netz kommen. 

Zugeschnitten, bearbeitet, hochgeladen. Für Familienfotos ist der Weg vom privaten Smartphone-Speicher zur öffentlichen Facebook-Pinnwand oft kurz.

Nicht immer fühlen sich alle Abgebildeten – egal ob Eltern oder Kinder – damit wohl. Wie können Familien einen guten Umgang mit Fotos im Internet finden?

Meist sind es Eltern, die Familienfotos im Netz teilen. Die Internet-Aktivistin Toyah Diebel beobachtet, dass vor allem Stolz dahintersteckt: «Alle Eltern sind der Meinung, dass ihr Kind besonders hübsch, süss und talentiert ist. Das können sie durch Fotos im Netz beweisen.»

Dass Kinder und Jugendliche Familienfotos ins Netz stellen, kommt hingegen seltener vor, sagt Kristin Langer, Mediencoach der Initiative «Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht».

Recht am eigenen Bild

Bei Familienfotos im Netz zeichnet sich nicht selten ein Missverständnis zwischen den Generationen ab: «Fälschlicherweise denken Eltern manchmal, sie könnten mit den Fotos ihrer Kinder machen, was sie wollen», so Langer. «Dabei hat jeder Mensch ein Recht am eigenen Bild, das gilt im Grunde ab der Geburt.»

Eltern müssten dabei stets bedenken, dass sie stellvertretend für ihr Kind entscheiden – zumindest, solange es dazu selbst noch nicht in der Lage ist.



Welche Folgen kann es haben, wenn Heranwachsende Fotos von sich finden, für die sie nie grünes Licht gegeben haben? «Gerade bei Jugendlichen kann ein starkes Schamgefühl entstehen, verbunden mit der Frage: Wer könnte das sehen?», sagt Langer.

Einfühlungsvermögen und Kommunikation sind wichtig

«Das Posten von Bildern muss in der Familie thematisiert werden», sagt deshalb Friederike von Gross, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Ein guter Umgang mit dem Thema baut auf zwei Säulen auf: Einfühlungsvermögen und Kommunikation.

Einfühlungsvermögen ist gerade bei kleineren Kindern zentral, die noch gar nicht wissen, was hinter dem Internet steckt. Wenn Eltern unbedingt ein Foto teilen wollen, sollten sie es behutsam auswählen. Persönliche oder intime Momente – leicht bekleidet oder weinend – sind am besten im Papier-Fotoalbum aufgehoben.

Fotos auch mal aus der Metaebene betrachten

Wichtig ist ausserdem, dass Eltern sich bewusst machen, welchen Weg das Foto im Netz gehen könnte. Von Gross rät, sich in potenzielle Betrachter hineinzuversetzen: «Das Foto, auf dem das Kind an seinem Erdbeereis leckt, mag für die Eltern einfach nur niedlich sein – auf andere Menschen kann es sogar erotisierend wirken.»



Es gibt Wege, Kinderfotos im Netz sicherer zu gestalten. «Wenn ich das Kind von hinten zeige oder auch mit Emoticons vor dem Gesicht, dann schütze ich seine Privatsphäre», sagt von Gross.

Kinder vor dem Posten um Erlaubnis fragen

Bei älteren Kindern wird die Kommunikation wichtiger. Die Expertinnen raten, Kinder ab dem Grundschulalter an soziale Medien heranzuführen und zu fragen, ob es für sie in Ordnung ist, Fotos von ihnen zu teilen. Dabei sollten Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. «Wenn Kinder merken: ‹Oh, meine Eltern posten jedes Bild, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen›, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie später auch so handeln», sagt von Gross.

Beide Seiten – Eltern und Kinder – sollten lernen, dass es dazugehört, nach dem Einverständnis zu fragen, und dass es tabu ist, sich über ein «Nein!» hinwegzusetzen. Kommt es zu Konflikten, können Eltern und Kinder einen Vertrag aufsetzen.

«Darin können beide Seiten regeln, was sie von sich selbst im Internet sehen möchten – und was nicht», erklärt Langer.

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