Herbstwandern Die schönsten Themenwege – so wandern auch Kinder gerne mit 

Von Sulamith Ehrensperger

11.10.2019

Planeten-, Sagen-, Apfel- oder Schmetterlingsweg. In diesem Herbst sind Themenwege der Renner. Wie Wandern mit Kindern zum Hit wird, die Tipps von Heinz Keller von Schweiz Tourismus.

Herr Keller, die Schweiz gilt als Paradies der Themenwege. Welches sind denn die speziellsten Wege für Familien?

Eine ganz schwierige Frage, denn die Auswahl ist riesengross – schweizweit. Ein Favorit von mir ist der Hexenweg um den Schwarzsee. Hexen und Drachen, Sagen und Märli sind bei Kindern eine grosse Nummer. Ein Klassiker ist der Klangweg im Toggenburg oder der neue Holzweg im Naturpark Thal im Solothurner Jura.

Was verstehen Sie unter Themenweg?

Themenwege bieten einen sinnlichen und spielerischen Zugang zu Natur, Technik, Wissenschaft und Kulturthemen. Und nicht zu vergessen – zu Märchen, Sagen und Geschichten. Sie können Wissen und ein Erlebnis vermitteln, aber auch sensibilisieren, hinterfragen und unser Verhalten beeinflussen.

In den letzten Jahren sind Themenwege wie Pilze aus dem Boden geschossen. Warum sind sie so gefragt?

Sie liegen im Trend, weil sie dem Bedürfnis, sich draussen in der Natur zu bewegen, nachkommen. Im Gegensatz zu einer «normalen» Wanderung, kann man sich etwas anschauen und dabei spielerisch lernen. Was ist das für ein seltsamer Baum? Warum ist das Wasser im Teich rabenschwarz? Man lernt quasi über einen Seitenweg spannende Dinge kennen, die kein anderes Medium so direkt vermitteln kann.

Heinz Keller ist Product-Media- und Content-Manager bei Schweiz Tourismus. In seinem Metier kennt er sich bestens aus. 
Heinz Keller ist Product-Media- und Content-Manager bei Schweiz Tourismus. In seinem Metier kennt er sich bestens aus. 
Bild: Schweiz Tourismus

Themenwege sind längst nicht nur «Schilderpfade»: Wie kann man die Jungen dafür begeistern?

Dank der Digitalisierung sind die meisten Wege in den letzten Jahren interaktiv geworden. Es gibt Apps, Pop-ups und 3D-Installationen, Broschüren oder Hilfsmittel wie GPS, welche die Exkursionen unterstützen. Für mich ist das eine Mischung zwischen Info- und Edutainment. Die Kinder erfahren en passant Dinge, die sie im Schulzimmer nie so hautnah erleben.

Viele Kinder rümpfen die Nase, wenn sie wandern müssen. Wie motiviert man sie dazu, mitzukommen?

Tatsächlich erzählen mir alle Lehrer – übrigens auch meine Tochter, die unterrichtet –, dass Viert- oder Fünftklässler bereits ab drei Kilometern «Nei, das isch viel z’lang» schimpfen. Das heisst: Auch der modernste Themenweg – selbst wenn er interaktiv auf einem Topstandard ist – ist mit zehn Kilometern für Kinder etwa sieben Kilometer zu lange. Die sogenannte Marschlänge sollte dem Durchschnittskind angepasst werden. So wird der Themenweg auch für Familien mit kleineren Kindern zum Knüller.



Wie finde ich die richtige Themenwanderung – Ihre Tipps?

Es empfiehlt sich, sich vorgängig zu informieren. Inzwischen sind rund 99 Prozent der Themenwege eigentlich gut im Internet beschrieben, sodass man Rückschlüsse ziehen kann, was machbar ist – und was eher nicht.

Ab welchem Alter machen Themenwege Sinn?

Meine Tochter begleitet als Lehrerin auch Erstklässler auf Themenwege. Die Begeisterung ist selbst bei den Kleinsten gross, wenn das Thema die Kinder packt. Dann erfahren sie alle zweihundert Meter etwas Neues – und vergessen dabei, dass sie wandern.

Wenn ich ein jüngeres Kind im Wagen mit dabei habe oder auch Grosseltern, die nicht mehr so gut zu Fuss sind – wie finde ich heraus, ob der Weg kinderwagen- oder rollstuhltauglich ist?

Das ist nicht immer ganz einfach. Erst kürzlich habe ich ein paar Wege auf diese Frage gecheckt. Etwa bei 40 bis 50 Prozent der Seiten ist die Info auffindbar, bei allen anderen nicht. Wenn eine Telefonnummer angegeben ist, lohnt es sich, kurz anzurufen und sich zu informieren. Eine gute Adresse ist auch das zuständige Tourist Office. Der Weg kann ja auch kinderwagenfreundlich sein, aber wenn es zuvor tagelang geregnet hat, wird er zum Sumpfgebiet.



Sind solche Themenwege eigentlich typisch schweizerisch?

Ich kann es nicht belegen, dennoch wage ich die Aussage: Die Schweiz ist Themenweg-Weltmeister. Sie ist ja auch Museen-Weltrekordhalter und daher in Sachen Neugierde fast unschlagbar. Mehr Themenwege und Museen auf einer Fläche von knapp über 40'000 Quadrat-Kilometern ist kaum zu toppen. Ich erinnere mich – und das ist jetzt gefühlte 50 Jahre her – als ich als Schulbube den ersten Themenweg erlebte. Das war der Planetenweg auf dem Üetliberg. Und der ist ja heute noch ein Hit.

Verraten Sie uns, welcher Ihr persönlicher Lieblingsthemenweg ist? 

Der wechselt täglich. Heute ist es – der Jahreszeit angepasst und ganz besonders aktuell – der Kastanienweg in Murg am Walensee.

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