Interview Warum Künstlerin Zoe Scarlett trotz Corona-Krise überglücklich ist

Von Marianne Siegenthaler

7.5.2020

Obwohl alle ihre Engagements gecancelt wurden, bleibt Künstlerin Zoe Scarlett positiv und versucht stattdessen Menschen zu helfen, denen es noch schlechter geht als ihr.
Obwohl alle ihre Engagements gecancelt wurden, bleibt Künstlerin Zoe Scarlett positiv und versucht stattdessen Menschen zu helfen, denen es noch schlechter geht als ihr.
Bild: zVg

Sie will helfen. Und zwar sofort. Deshalb lancierte die Basler Künstlerin Zoe Scarlett ihre neue Modelinie früher als geplant. Mit dem Erlös aus dem Verkauf ihrer #FuckCoronaShirts unterstützt sie die Verkaufenden des Strassenmagazins «Surprise».

Das Coronavirus trifft alle. Auch diejenigen, welche weder ein richtiges Dach über dem Kopf, noch ein geregeltes Einkommen haben. Grund genug für die Künstlerin Zoe Scarlett mit der Aktion #FuckCoronaShirts den Verein Surprise, der seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz hilft, zu unterstützen.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste der Verein den Verkauf seines Strassenmagazins und die sozialen Stadtrundgänge einstellen. So brachen von einem Tag auf den anderen die wichtigsten Erwerbsquellen weg.

Die gute Nachricht: Wer jetzt aber ein von Zoe Scarlett entworfenes T-Shirt kauft, unterstützt einen guten Zweck und zaubert bedürftigen Obdachlosen möglicherweise ein Lächeln ins Gesicht.

Frau Scarlett, Sie sind Künstlerin. Inwiefern betrifft Sie in Ihrem Beruf die Corona-Krise?

Mein Beruf und meine Einkommensquellen werden voll getroffen. Ich verdiene meinen Unterhalt als Event Managerin, Veranstalterin für Festivals und Kunden Events, Bookings als Moderatorin und Showgirl. Durch die aktuelle Situation sind alle Veranstaltungen und natürlich auch Bookings gecancelt worden. Keiner weiss, wie lange dies noch dauern wird und was die Zukunft bringt. Aber ich bleibe positiv und zuversichtlich.

Im Sommer hätte Ihr neues Label Wonderbabe lanciert werden sollen. Nun ist Ihnen das Coronavirus dazwischengekommen. Sind Sie enttäuscht?

Nein, im Gegenteil, ich bin überglücklich.

Wie bitte?

Wegen der Corona-Pandemie habe ich mit meinem Team kurzfristig umgeplant und konnten so neue Motive designen und T-Shirts produzieren, mit deren Verkaufserlösen wir Obdachlose und bedürftige Menschen in der Schweiz in dieser schwierigen Zeit unterstützen wollen. Durch die unerwartete Änderung hat mein ganzes Modeprojekt so viel Mehrwert erhalten, und das macht mich happy.

Zoe Scarlett: «Ich finde es grossartig, wie offen und liebevoll die Leute sind und wie sehr sie diese Aktion schätzen und unterstützen.»
Zoe Scarlett: «Ich finde es grossartig, wie offen und liebevoll die Leute sind und wie sehr sie diese Aktion schätzen und unterstützen.»
Bild: zVg

Wie ist die Idee entstanden, die Kollektion umzugestalten?

Auslöser war wie gesagt das Coronavirus. Mit dieser Kollektion möchte ich die Helden des Alltags zeigen, und jeder ist doch irgendwie auf seine Weise im Moment ein Held. Wir ziehen alle an einem Strang und versuchen unser Bestes, die Richtlinie des Bundes einzuhalten. Die originalen Designs für Wonderbabe müssen nun einfach noch etwas warten, bis sie zum Zug kommen.

Von wem wurden Sie dabei unterstützt?

Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich ein so tolles Netzwerk erarbeitet habe. Mit Stefan Meyer, dem Geschäftsführer der Firma Permatrend, bin ich seit Jahren befreundet, wir haben schon manche Projekte zusammen realisiert, und mein Grafiker Elvis Greven begleitet mich auch schon einige Zeit. Es war nicht schwer, die beiden mit ins Boot zu holen und sie für die Idee, einen guten Zweck zu unterstützen, zu überzeugen.

Auf Ihren T-Shirts werden, wie gesagt, die wahren Helden des Alltags gezeigt. Haben Sie mit diesen ganz konkrete Erfahrungen gemacht oder können Sie von einem Erlebnis berichten?

Menschen im Gesundheitsbereich, die an vorderster Front sind und jeden Tag dafür sorgen, dass Kranke gesund werden können, sind Helden des Alltags. Und auch ohne unsere Truckerfahrer hätten wir kaum ein Regal mit Lebensmittel gefüllt. Wir sollten doch einfach dankbar dafür sein, dass wir immer noch in einen Laden gehen und alle Lebensmittel kaufen zu können, auf die wir gerade Lust haben.

Der Erlös aus dem Verkauf der #FuckCoronaShirts geht an den Verein Surprise. Weshalb gerade an ihn?

Aktuell trifft es auch diejenigen, welche weder ein richtiges Dach über dem Kopf, noch ein geregeltes Einkommen haben. Deshalb unterstützen wir mit dieser Aktion den Verein Surprise, der seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz hilft. Sicher kennen alle die freundlichen Verkäuferinnen und Verkäufer, die uns mit einem Lächeln und der neuesten Ausgabe des «Suprise»-Strassenmagazin am Eingang von Einkaufszentren und Bahnhöfen begrüssen. Im Moment ist der Verkauf eingestellt. Suprise setzt aber alles daran, ihnen trotzdem finanziell und menschlich Hilfe zu leisten, und dafür sind sie auf Spenden angewiesen.



Die Lancierung der Aktion #FuckCoronaShirts ist mit einigem Aufwand verbunden. Wäre eine Geldspende nicht einfacher gewesen?

Kein Aufwand, sondern eine Herzensangelegenheit! Die Shirts sind ab 19 Franken erhältlich und jeder Käufer kann selber entscheiden, was er für ein Shirt bezahlen beziehungsweise wie viel er spenden möchte. Es ist doch schön, wenn man auch eine Wertschätzung für seine Spende erhält. Eine Spende ist ja schliesslich nichts Selbstverständliches. Das Shirt ist also quasi ein Dankeschön an die Käuferin respektive den Spender: Danke, dass du andere unterstützt. Danke, dass du an andere denkst. Danke für diese liebevolle Geste. Danke für deine Spende.

Der Kaufpreis ist variabel, also jeder bezahlt, was er will. In welcher Bandbreite liegen denn die Preise bisher?

Es ist wundervoll, kaum jemand hat bis jetzt nur die 19 Franken für ein Shirt bezahlt. Jeder, der ein Shirt kauft, spendet mindestens 10 bis 20 Franken obendrauf. Und es ist auch schon mehrfach vorgekommen, dass Käufer 119 Franken für ein T-Shirt bezahlt haben. Ich finde es grossartig, wie offen und liebevoll die Leute sind und wie sehr sie diese Aktion schätzen und unterstützen.

Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Corona-Krise endlich vorüber ist?

Ich freue mich so sehr, wieder auf der Bühne zu stehen, Veranstaltungen durchführen zu können und all meinen Event-Besucher wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Ich freue mich aber auch extrem, wieder mit meiner Girl-Gang, den Rocket Babes, etwas zu unternehmen, anzustossen und viele Menschen wieder herzlich umarmen zu dürfen.

Die #FuckCorona-Shirts von Zoe Scarlett können hier bestellt werden.

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