CoronavirusMehr Flüchtlinge denn je – New York öffnet Restaurants
Agenturen/red
18.6.2020
Das BAG meldet 17 Neuinfektionen. Zwei Roche-Medikamente sind gegen Covid-19 offenbar kaum wirksam. Derweil steigen die Flüchtlingsströme immer weiter an, und die Nato wappnet sich mit einem Notfallplan vor einer möglichen zweiten Corona-Welle. Die Entwicklungen des Tages im Überblick.
Die Anzahl neuer Corona-Infektionen in der Schweiz ist am Donnerstag zurückgegangen. Nachdem am Mittwoch noch 37 neue Fälle gemeldet worden waren, verzeichnete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nun lediglich 17 neue Ansteckungen. Insgesamt beläuft sich die Anzahl positiver Corona-Tests damit auf 31’200. Eine grosse Schweizer Hoffnung hat sich derweil zerschlagen. Eine italienische Studie dämpft Hoffnungen, dass sich Covid-19 mit dem Arthritis-Medikament Actemra des Basler Pharmakonzerns Roche erfolgreich behandeln lässt.
Optimismus verbreitete dagegen eine Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Noch in diesem Jahr könnten ein oder zwei Impfstoffe gegen das Coronavirus vorliegen. Vorhersagen seien immer schwierig, aber wenn alles glatt laufe mit den derzeitigen Studien, könnten dann auch schon einige Hundert Millionen Impfdosen hergestellt sein, sagte die Chefwissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan, am Donnerstag in Genf. Währenddessen wappnet sich die Nato mit einem Notfallplan gegen eine mögliche zweite Welle der Corona-Pandemie. Die Verteidigungsminister der 30 Mitgliedstaaten beschlossen am Donnerstag, einen Vorrat an medizinischer Ausrüstung anzulegen. Zudem soll ein millionenschwerer Krisenfonds eingerichtet werden.
Die Schweizer Exportwirtschaft hat im Mai die Corona-Pandemie weiter zu spüren bekommen. Es fand aber eine Stabilisierung auf tiefem Niveau statt. Nach dem Rekordeinbruch vom April, als ein Rückgang von über 12 Prozent gemessen wurde, sanken die Ausfuhren im Mai nur noch leicht.
International sorgte am Donnerstag ausserdem eine besorgniserregende Entwicklung für Schlagzeilen. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) berichtete in Genf, weltweit seien Ende 2019 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht – so viele wie nie zuvor. Die Corona-Krise und die damit verbundene wachsende Armut dürfte die Flucht auch Richtung Europa verstärken. «Ich habe keinen Zweifel, dass die wachsende Armut und der Mangel an Lösungen sowie die Fortsetzung von Konflikten zu mehr Bevölkerungsbewegungen führen wird, in den Regionen und darüber hinaus, nach Europa etwa», meinte UNHCR-Chef Filippo Grandi.
Ereignisse des Tages im Überblick
Das Wichtigste in Kürze:
In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 17 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Insgesamt gab es bisher 31'200 laborbestätigte Covid-19-Fälle
Auch eine in Europa durchgeführte Studie legt die Vermutung nahe, dass die Schwere von Covid-19-Erkrankungen mit der Blutgruppe zusammenhängen könnten.
Brasilien bleibt mit mehr als 1'200 Toten innerhalb 24 Stunden Corona-Hotspot.
Der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren ist aus Kostengründen gegen einen pauschalen Lohnzuwachs für Pflegende.
Auf Geheiss der WHO stoppen Forscher weltweit Tests mit dem Malaria-Medikament Hydroxychloroquin gegen Covid-19.
Der Kanton Zürich beendet die «ausserordentliche Lage» wegen der Corona-Pandemie am Freitag. Ab dann gilt wieder die «ordentliche Lage».
Die Corona-Krise und die damit verbundene wachsende Armut dürfte die Flucht Richtung Europa verstärken.
21.29 Uhr: Corona-Infektionen bei deutschem Fleischkonzern steigen auf mehr als 700
Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen im deutschen Fleischkonzern Tönnies im Kreis Gütersloh ist auf mehr als 700 gestiegen. Von den am Dienstag genommenen 1'106 Abstrichen seien 730 Befunde positiv, teilte der Landrat des Kreises Güterloh am Donnerstag mit. Weitere Untersuchungen liefen. Die Reihentestung in dem Betrieb werde voraussichtlich bis kommenden Dienstag dauern.
In dem Unternehmen arbeiten etwa 5'000 Menschen. Nach Angaben des Landrats wurde inzwischen auch die Bundeswehr um Hilfe gebeten: «13 Kräfte mit medizinischen Vorkenntnissen und zwölf Soldaten für die Dokumentation» würden ab Freitag die Testungen unterstützen.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe will der Mitteilung zufolge zwei Corona-Behandlungszentren aufbauen. Eines – direkt auf dem Werksgelände – sei für die dort arbeitenden Menschen vorgesehen. Das andere entsteht demnach auf dem Gelände des Klinikums Gütersloh und richtet sich an alle anderen Corona-Patienten.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) meldete sich am Freitag mit scharfer Kritik zu Wort. «Hunderte von Infektionen in einem Betrieb. Diese Zustände sind nicht haltbar», erklärte sie. Klöckner lobte, «dass die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen die Ursachen der Infektionen am Arbeitsplatz und in den Unterkünften gründlich untersucht».
20.17 Uhr: EU-Gipfel tagt zu Corona-Hilfsfonds
Die EU-Staats- und Regierungschefs beraten am Freitag in einer Video-Konferenz über den 750 Milliarden Euro schweren Plan der EU-Kommission gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise (10.00 Uhr). EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will damit vor allem die besonders hart von der Pandemie getroffenen Länder im Süden Europas wie Italien und Spanien unterstützen. Unter den Mitgliedstaaten sind zentrale Aspekte des Vorhabens wie das Volumen, die Finanzierung und die Art der Hilfen noch umstritten.
Eine Einigung zu dem Plan und dem damit verbundenen nächsten Sieben-Jahreshaushalt der EU wird deshalb am Freitag noch nicht erwartet. Diese wird bei einem Treffen im Juli in Brüssel angestrebt, zu dem die Staats- und Regierungschefs wieder persönlich nach Brüssel reisen sollen.
19.47 Uhr: New York öffnet Restaurants und Einzelhandel
In der Millionenmetropole New York gelten voraussichtlich von Montag an lockerere Regeln im Umgang mit der Corona-Pandemie. Die aktuellen Daten sähen so aus, als könne die Stadt in Phase zwei der Lockerungen übergehen, sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Donnerstag. In dieser zweiten von vier Phasen sind unter anderem die Arbeit in Büros und der Verkauf für Publikumsverkehr im Einzelhandel wieder erlaubt. Die rund 27'000 Restaurants der Stadt dürfen im Aussenbereich Gäste bedienen, Friseurläden auf der Hälfte der maximal möglichen Plätze arbeiten. Überall gelten weiterhin Abstandsregeln und Hygienevorschriften.
Der Gouverneur des Bundesstaates, Andrew Cuomo, zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass New York City nahezu sicher auf dem Weg zu weiteren Lockerungen sei. Er behielt sich aber eine definitive Aussage für Freitag vor. Gleichzeitig kündigte Cuomo an, dass der Bundesstaat die Zahl der Mitarbeiter erhöhe, die in Gaststätten die Einhaltung geltender Regeln überprüfe. Ein sofortiger Entzug von Schank-Lizenzen könne die Folge sein, sagte Cuomo. Seit einigen Tagen hatte es vermehrt Berichte von Bars und Restaurants gegeben, die bereits jetzt Aussenbestuhlung aufgestellt hatten und Gästen ohne Maske Verzehr und Trinken vor den Gaststätten erlaubt hatten.
Der Anteil positiver Tests im Bundesstaat New York liege nur noch bei 0,9 Prozent, sagte Cuomo - ein Zeichen, dass es sehr viel weniger unentdeckte Ansteckungen als noch vor einigen Wochen gibt. New York war lange das Zentrum der Pandemie in den USA und weltweit gewesen, hatte zuletzt aber seine Fallzahlen massiv senken können. Im Bundesstaat New York sterben aktuell täglich rund zwei Dutzend Menschen an den Folgen von Covid-19, zu Hochzeiten waren dies teils bis zu 800 Menschen gewesen. Der Reproduktionswert liegt derzeit bei rund 0,8 und zählt damit zu den niedrigsten in den USA.
19.15 Uhr: Nato wappnet sich mit Notfallplan gegen mögliche zweite Corona-Welle
Die Nato wappnet sich mit einem Notfallplan gegen eine mögliche zweite Welle der Corona-Pandemie. Die Verteidigungsminister der 30 Mitgliedstaaten beschlossen am Donnerstag, einen Vorrat an medizinischer Ausrüstung anzulegen. Zudem soll ein millionenschwerer Krisenfonds eingerichtet werden.
«Medizinische Stellen auf der ganzen Welt haben davor gewarnt, dass wir in der Pandemie eine zweite Welle erleben könnten», erklärte Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einer Videokonferenz mit den Ministern. Deswegen bereite sich die Nato darauf vor, im Fall der Fälle starke Unterstützung für die zivilen Anstrengungen leisten zu können. Nach Angaben eines Bündnissprechers ist es das erste Mal in der Geschichte der Nato, dass ein militärischer Operationsplan für eine medizinischen Krisenfall erarbeitet wurde.
Wie gross die Vorräte an medizinischer Ausrüstung sein werden und wo sie angelegt werden, ist nach Bündnisangaben noch nicht abschliessend geklärt. Sie sollen aber auf jeden Fall Material für Intensivstationen, Beatmungsgeräte und Schutzmasken beinhalten. Mit Geldern aus dem Krisenfonds könnte im Notfall zum Beispiel der Transport von Material, aber auch von an Covid-19 erkrankten Patienten organisiert werden. Zudem soll mit ihnen auch medizinische Ausrüstung eingekauft werden können.
19.02 Uhr: Britische Regierung schwenkt auf dezentrale Corona-App-Technologie um
Die britische Regierung hat bei der Entwicklung ihrer Corona-Warn-App eine Kehrtwende vollzogen: Die vom Nationalen Gesundheitsdienst NHS entwickelte App wird zugunsten einer von Apple und Google unterstützten Technologie mit dezentraler Datenspeicherung aufgegeben, wie der britische Sender BBC am Donnerstag berichtete. Die App, die Daten zentral auf Servern speichert, wurde bereits seit mehr als einem Monat getestet und sollte ursprünglich im Mai starten.
Die NHS-Anwendung macht nun einer Technologie Platz, die auf dezentrale Datenspeicherung setzt. Diese wird von den Tech-Giganten Apple und Google favorisiert. Auch Deutschlands Corona-Warn-App speichert Daten nur dezentral. Auch viele andere europäische Länder entschlossen sich für diesen von Datenschützern bevorzugten Ansatz. Frankreich hingegen setzt auf ein zentrales Speicherungssystem.
Die Warn-Apps basieren alle auf einem ähnlichen Prinzip: Sie zeichnen auf, wann und wie lange sich jemand in der Nähe eines anderen Smartphone-Nutzers aufgehalten hat, der ebenfalls die App aktiviert hat. Wird jemand positiv auf das Coronavirus getestet, kann derjenige über die App anonym die Nutzer warnen, mit denen er in Kontakt stand.
18.24 Uhr: Italien plant «Urlaubsbonus» für Geringverdiener
Mit einem «Urlaubsbonus» will Italien der durch die Corona-Pandemie angeschlagenen Tourismus-Branche helfen. Italienische Haushalte mit niedrigem Einkommen sollen für einen Urlaub in Italien bis zu 500 Euro bekommen, wie die Regierung in Rom mitteilte. Insgesamt veranschlagt das Land 2,4 Milliarden Euro für das Hilfsprogramm. Unterstützt werden sollen Haushalte mit einem Jahreseinkommen bis 40.000 Euro.
Wie die italienische Steuerbehörde am Mittwochabend mitteilte, sind für Single-Haushalte 150 Euro, für Paare 300 Euro und für Familien 500 Euro vorgesehen. Mit den Zuschüssen können zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember Ferienunterkünfte in Italien bezahlt werden. 80 Prozent bekommen die Antragsteller direkt in Form eines Rabatts auf die Übernachtungskosten, 20 Prozent können sie von der Steuer absetzen.
Der Tourismus macht etwa 13 Prozent von Italiens Bruttoinlandsprodukt aus. Die Corona-Pandemie belastet den Sektor stark. Experten gehen von einem Umsatzrückgang von bis zu 3,2 Milliarden Euro in diesem Sommer aus. Italien hat am 3. Juni seine Grenzen für Touristen aus EU-Ländern und dem Schengenraum wieder geöffnet.
17.35 Uhr: WHO sieht Ansteckungsrisiko bei Militärparade in Moskau
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die Feiern in Russland zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitler-Deutschland wegen der Corona-Pandemie kritisch.
Jede Massenveranstaltung berge das Risiko, dass sich das Virus weiter ausbreite, sagte WHO-Expertin Catherine Smallwood vom Regionalbüro Europa am Donnerstag bei einer Online-Konferenz. Es bestehe die Gefahr einer «verschärften Ausbreitung». Letztlich liege die Entscheidung aber in der Hand der lokalen Behörden und nicht bei der WHO, meinte sie.
Präsident Wladimir Putin hatte wegen der Corona-Pandemie die Waffenschau mit Panzern und Soldaten zunächst auf den 24. Juni verschoben. 1945 hatte es an dem Tag die erste grosse Siegesfeier mit einer Parade auf dem Roten Platz in Moskau gegeben. Viele andere Städte sagten auch diesen Termin ab.
16.40 Uhr: Mehr Flüchtlinge denn je in der Coronakrise
Krieg, Gewalt und Verfolgung treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Ende 2019 gab es einen neuen Rekord mit 79,5 Vertriebenen – das waren fast neun Millionen mehr als ein Jahr zuvor, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Donnerstag in Genf berichtete.
Schuld an der Misere seien auch Länder, die sich in Konflikte einmischten und damit Friedenslösungen verhinderten, kritisierte UNHCR-Chef Filippo Grandi. So könnten keine Bedingungen für die Rückkehr der Flüchtlinge geschaffen werden. Die Corona-Krise und die damit verbundene wachsende Armut dürfte die Flucht auch Richtung Europa verstärken. «Ich habe keinen Zweifel, dass die wachsende Armut und der Mangel an Lösungen sowie die Fortsetzung von Konflikten zu mehr Bevölkerungsbewegungen führen wird, in den Regionen und darüber hinaus, nach Europa etwa», meinte er.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International stellte Europa an den Pranger. Immer weniger Länder seien bereit, Schutzbedürftige aufzunehmen, sagte die Expertin für Asylpolitik, Franziska Vilmar. Katastrophal sei die Lage auf den griechischen Inseln, die Menschen würden nicht wie versprochen umverteilt: «Das ist eine Bankrotterklärung für den gemeinsamen Flüchtlingsschutz in Europa.»
Die neuen Zahlen sind ein Rekord in der fast 70-jährigen Geschichte des UNHCR. Die Zahl der Flüchtlinge hat sich von 2010 mit gut 40 Millionen bis 2019 fast verdoppelt. Im vergangenen Jahr blieb zwar die Zahl der Flüchtlinge ausserhalb des eigenen Landes mit 26 Millionen praktisch konstant. Aber die Zahl der im eigenen Land Vertriebenen stieg von 41,3 Millionen Ende 2018 auf 45,7 Millionen. Auch die Zahl der Asylsuchenden stieg, von 3,5 auf 4,2 Millionen. Weil darunter auch Migranten sind, die letztlich nicht als Flüchtlinge anerkannt werden, listet das UNHCR sie gesondert auf.
15.50 Uhr Schweiz ruft zur Stärkung der Bildung in Notsituationen auf
Die Schweiz ruft gemeinsam mit internationalen Partnern zur Stärkung der Bildung in Notsituationen auf. Wie nötig das sei, zeige die Covid-19-Pandemie, schrieb das EDA am Donnerstag. 90 Prozent aller Schulkinder und Studenten gingen wegen der Krankheit nämlich nicht zur Schule.
Die Schule aber biete neben der Bildung auch einen geschützten Raum für die physische und psychische Entwicklung, begründet das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) den sogenannten «Call for Action» an die internationale Gemeinschaft.
Gerade für von Flucht und Kriegen betroffene Kinder und Jugendliche bedeute die Coronakrise auch eine Bildungskrise mit langfristig negativen Auswirkungen. Der Besuch der Schule sei für sie mehr als Bildung. Sie bedeute auch Schutz und eine Aussicht auf eine bessere Zukunft.
Über 90 Prozent der Schüler und Studenten weltweit konnten wegen der Pandemie den EDA-Angaben zufolge nicht zur Schule. Das entspricht 1,6 Milliarden junger Menschen in mehr als 190 Ländern. Die Schliessungen untergruben dabei auch die Schutzfunktion der Schule vor Risiken wie Zwangsrekrutierung, geschlechtsspezifischer Gewalt, Mangelernährung oder Kinderheirat.
15.18 Uhr: Frankreich macht sich unabhängiger
Nach schlechten Erfahrungen während der Covid-19-Pandemie will Frankreich bei der Produktion des bekannten Schmerzmittels Paracetamol unabhängig von Importen werden. Innerhalb von drei Jahren solle die komplette Produktionskette in Frankreich aufgebaut werden, teilten Gesundheitsminister Olivier Véran und Wirtschafts-Staatssekretärin Agnès Pannier-Runacher am Donnerstag in Paris mit.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Vorstoß bereits vor wenigen Tagen beim Besuch eines Werks des Pharmagiganten Sanofi angekündigt. Es gehe darum, die Produktion von Medikamenten und Gesundheitsbedarf zurück zu holen, hatte der 42-Jährige gesagt. Die Corona-Krise habe gezeigt, dass gängige Medikamente nicht mehr in Frankreich oder in Europa produziert würden. Die Pandemie traf Frankreich hart, es gab bisher fast 30'000 Tote.
14.55 Uhr: 1,5 Millionen neue Arbeitslose in den USA
Die Corona-Pandemie hat in den USA weiter erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In der Woche bis einschliesslich 13. Juni stellten erneut rund 1,5 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Vorwoche korrigierte das Ministerium von rund 1,54 Millionen Anträgen auf 1,57 Millionen nach oben.
Seit der weitgehenden Stilllegung der Wirtschaft zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus Mitte März verloren mehr als 40 Millionen Menschen in den USA in kürzester Zeit mindestens zeitweise ihre Jobs. In der Folge schnellte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in schwindelerregende Höhe: Zeitweise wurden innerhalb einer Woche mehr als sechs Millionen Erstanträge verzeichnet. Viele Geschäfte, Fabriken und Restaurants dürfen mittlerweile unter Auflagen wieder öffnen.
Die aussagekräftigere Arbeitslosenquote wird nur ein Mal im Monat veröffentlicht. Nach dem dramatischen Einbruch der US-Wirtschaft war sie im Mai von 14,7 Prozent im Vormonat auf 13,3 Prozent zurückgegangen.
14.39 Uhr: Nationalbank hält in der Krise den Kurs
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erklärt offen, dass sie während der Coronakrise mit riesigen Beträgen gegen die Frankenstärke angekämpft hat. Die aktuellen politischen Vorstösse bereiten ihr keine Freude.
Die Coronakrise hat vieles verändert, nicht aber die Grundzüge der SNB-Geldpolitik. Sie will weiterhin mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen «zur Stabilisierung der Wirtschafts- und Preisentwicklung» beitragen.
Das bekräftigte sie am Donnerstag im Rahmen ihrer vierteljährlich stattfindenden geldpolitischen Lagebeurteilung. Der SNB-Leitzins bleibt bei minus 0,75 Prozent. Und man sei weiter bereit, «verstärkt» am Devisenmarkt zu intervenieren, hiess es.
13.35 Uhr: Die am stärksten betroffenen Länder
14.15 Uhr: WHO hofft auf Milliarden Impfdosen bis 2021
Bis Ende des Jahres könnten nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein oder zwei Impfstoffe gegen das Coronavirus vorliegen. Vorhersagen seien immer schwierig, aber wenn alles glatt laufe mit den derzeitigen Studien, könnten dann auch schon einige Hundert Millionen Impfdosen hergestellt sein, sagte die Chefwissenschaftlerin der WHO, Soumya Swaminathan, am Donnerstag in Genf.
An rund 200 möglichen Impfstoffen werde zur Zeit geforscht, ein knappes Dutzend werde schon am Menschen getestet. «Selbst, wenn der erste oder zweite schliesslich doch nicht hält, was er verspricht, sollten wir die Hoffnung nicht aufgeben», sagte Swaminathan.
Eine Herausforderung seien die Herstellungskapazitäten, so Swaminathan weiter. Mehrere Firmen hätten aber schon kräftig investiert. Bis Ende nächsten Jahres könnten zwei Milliarden Impfdosen vorliegen, hofft die Wissenschaftlerin. Diese sollten dann für Bevölkerungsteile reserviert werden, die sie besonders dringlich benötigten, sagte Swaminathan weiter.
Sie verwies darauf, dass es noch immer keine Strategie dafür gebe, wie ein Impfstoff global verteilt werden könne. Die WHO werde Lösungsansätze vorschlagen. «Länder müssen zustimmen und zu einem Konsens kommen. Nur so kann das funktionieren.»
Mehrere reiche Länder wie Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, die Niederlande und die USA haben mit Pharmafirmen bereits Vereinbarungen getroffen, um die Versorgung ihrer Bevölkerung mit einem Impfmittel zu sichern. Die WHO hat die Pharmaindustrie aufgerufen, auf Patentschutz für einen Covid-19-Impfschutz zu verzichten. Zudem bat sie um Finanzhilfen für Entwicklungsländer, damit diese ihre Bevölkerungen versorgen können.
13.25 Uhr: Fast 500 Corona-Tote bei medizinischem Personal in Russland
Fast 500 Ärzte und anderes medizinisches Personal sind in Russland nach Behördenangaben nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben.
Leider habe das Gesundheitswesen bisher 489 Mitarbeiter durch die Pandemie verloren, sagte die Leiterin der nationalen Gesundheitsaufsicht, Anna Samojlowa, der Staatsagentur Tass zufolge am Donnerstag in Moskau.
Die Zahl ist höher als die unabhängiger Quellen, die lange Zeit mehr Todesfälle als die Behörden öffentlich gemacht hatten. Noch Ende Mai hatte das Gesundheitsministerium von lediglich 101 Toten gesprochen.
Immer wieder hatte medizinisches Personal miserable Schutzausrüstung in Krankenhäusern beklagt. Viele Mediziner machten in Videoaufnahmen Missstände öffentlich, die dazu führten, dass sich Personal in Kliniken nicht oder nur unzureichend bei der Behandlung von Corona-Patienten schützen konnte. Eine Initiative von Ärzten wandte sich Anfang Juni in einem Brief an die Regierung, um auf die lebensgefährlichen Zustände hinzuweisen.
Medien berichteten, dass das Ausmass der Krise in den Krankenhäusern unüberschaubar sei, weil viele aus Angst vor Nachteilen im Beruf lieber schwiegen. Auch die Behandlung von Ärzten und Schwestern auf improvisierten Krankenlagern löste in den sozialen Netzwerken Entsetzen aus. Die Beamtin Samojlowa räumte bei einer Videoschalte ein, dass Russlands Gesundheitswesen am Anfang nicht auf die Pandemie vorbereitet gewesen sei. Inzwischen gebe es kaum noch Beschwerden.
13.18 Uhr: Britische Notenbank weitet Kriseneinsatz aus
Die britische Notenbank öffnet in der Corona-Krise die Geldschleusen weiter. Sie stockte ihr bestehendes Wertpapierankaufprogramm zur Belebung der Wirtschaft um 100 Milliarden auf 745 Milliarden Pfund auf. Den Leitzins beliess die Bank of England bei 0,1 Prozent.
Das teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Die Corona-Krise hat in Grossbritannien im April und Mai weit mehr als eine halbe Million Briten den Arbeitsplatz gekostet.
13 Uhr: 17 neue Coronavirus-Ansteckungen
In der Schweiz und in Liechtenstein sind innerhalb eines Tages 17 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet worden. Insgesamt gab es bisher 31'200 laborbestätigte Covid-19-Fälle, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Donnerstagmittag mitteilte.
Die Fallzahlen unterliegen einer wöchentlichen Schwankung mit tieferen Zahlen am Wochenende. Am Mittwoch waren noch 37 neue Fälle gemeldet worden, am Dienstag waren es 15 und am Montag 14 Fälle gewesen. Auf 100'000 Einwohnerinnen und Einwohner entfielen 364 Fälle.
Bisher starben in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein gemäss BAG 1678 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren. Das Bundesamt bezieht sich auf die Meldungen, die die Laboratorien sowie Ärztinnen und Ärzte im Rahmen der Meldepflicht bis Donnerstag übermittelt hatten.
Die Zahl der durchgeführten Tests auf Sars-CoV-2, den Erreger von Covid-19, belaufen sich bisher insgesamt auf 485'948. Bei acht Prozent dieser Tests fiel das Resultat positiv aus.
12.30 Uhr: Merkel will Europa gestärkt aus der Corona-Krise führen
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel will Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft nutzen, um Europa gestärkt aus der Corona-Krise zu führen.
«Wir müssen einerseits die Folgen der Krise bewältigen, aber zugleich auch Europa widerstandsfähiger und zukunftsfähiger machen», sagte sie in einer Regierungserklärung am Donnerstag im Bundestag.
Die Ratspräsidentschaft geht am 1. Juli für ein halbes Jahr auf Deutschland über. «Wir übernehmen diese Verantwortung in einer Zeit, in der die Europäische Union der grössten Herausforderung ihrer Geschichte gegenübersteht», sagte Merkel.
Wegen der Corona-Pandemie seien Zusammenhalt und Solidarität in Europa noch nie so wichtig wie heute gewesen, betonte die Kanzlerin. «Unser gemeinsames Ziel muss es jetzt sein, die Krise gemeinschaftlich, nachhaltig und mit Blick auf die Zukunft zu bewältigen. Und genau das wird das Leitmotiv unserer EU-Ratspräsidentschaft sein», sagte sie und gestand ein, dass sich Europa zu Beginn der Krise «unvernünftig» verhalten habe.
Merkel rief dazu auf, die Krise auch dazu zu nutzen, wichtige Reformen voranzubringen. Die verteidigte den geplanten milliardenschweren EU-Wiederaufbaufonds zur Bewältigung der Folgen der Coronakrise als Mittel gegen Radikale und Spaltung in Europa. «Wir dürfen nicht naiv sein: Die antidemokratischen Kräfte, die radikalen, autoritären Bewegungen, warten ja nur auf ökonomische Krisen, um sie dann politisch zu missbrauchen», warnte sie.
11.50 Uhr: Homeoffice und Kinderbetreuung lasten auf den Frauen
Berufstätige Mütter haben am meisten unter den Einschränkungen während der Corona-Pandemie geächzt: Die zusätzlichen Betreuungspflichten aus Homeschooling und der Wegfall familienexterner Kinderbetreuungsmöglichkeiten ging zu Lasten der Arbeitskapazität.
Das zeigt eine Studie der Forschungsstelle Sotomo, die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG in Auftrag gegeben wurde, wie es in einer Mitteilung der Bundesbehörden vom Donnerstag heisst.
Ob man in einem Haushalt mit Kindern lebt oder nicht, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Arbeitsbelastung während der Covid-19-Pandemie. Dabei ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern deutlich: Berufstätige Frauen waren stärker betroffen als berufstätige Männer.
Rund ein Viertel bis knapp ein Drittel der Befragten, die mit Kindern unter 16 Jahren zusammenleben, gaben an, wegen Homeschooling, des Unterrichts zu Hause, und Kinderbetreuung weniger Kapazitäten für die Erwerbstätigkeit zu haben.
Auch das soziale Milieu spielt eine grosse Rolle: Je besser gebildet, desto grösser die empfundene Einschränkung der Arbeitskapazität. Eltern mit weniger hohem Bildungsstand üben häufiger Tätigkeiten aus, die nicht vom Homeoffice aus erledigt werden können und haben entsprechend weniger Möglichkeiten, zu Hause Homeschooling und Kinderbetreuung zu leisten.
Die Krise hatte auch Auswirkungen auf die Stimmung in den Haushalten, wie die Umfrage ergab. Ungefähr jede fünfte befragte Person gab an, zu Hause mehr Spannungen und Konflikte zu erleben als vor der Coronavirus-Pandemie. Über die Zeit betrachtet, stieg der Anteil der Männer, die zu Hause mehr Spannungen und Konflikte wahrnahmen, etwas an, während er bei den Frauen mit der Zeit etwas abnahm.
Die Analyse der Forschungsstelle Sotomo basiert auf den Daten des SRG-Corona-Monitors. Die Umfrage erfolgte in vier Befragungswellen zwischen dem 22. März und 8. Juni 2020. Im Durchschnitt beteiligten sich jeweils rund 30'000 Personen an einer Befragung. Sotomo wird vom Geografen und Politikwissenschaftler Michael Hermann geleitet, der an der Universität Zürich lehrt.
11.15 Uhr: Zürich beendet die «ausserordentliche Lage» am Freitag
Der Kanton Zürich beendet die «ausserordentliche Lage» wegen der Corona-Pandemie am Freitag. Ab dann gilt wieder die «ordentliche Lage».
Das bedeutet, dass die Arbeit des eingesetzten Regierungsrats-Ausschusses beendet ist und die Kantonale Führungsorganisation (KFO) zum Normalbetrieb zurückkehrt.
Wie Regierungsrätin Silvia Steiner (CVP) am Donnerstag vor den Medien sagte, haben sich die Ansteckungszahlen so positiv entwickelt, dass der Zeitpunkt dafür nun richtig ist. «Wir beobachten aber auch die wieder steigenden Zahlen der vergangenen Tage.» Die Gesundheitsdirektion wolle dazu in der kommenden Woche informieren.
Die «ausserordentliche Lag» galt seit Mitte März. Regierungsrat und KFO erhielten damit zusätzliche Kompetenzen, damit sie rasch die nötigen organisatorischen und finanziellen Entscheide treffen konnten.
10.35 Uhr: Brasilien meldet erneut mehr als 1'200 Tote
Brasilien hat den zweiten Tag hintereinander mehr als 1'200 Corona-Tote innerhalb von 24 Stunden registriert. Wie das Gesundheitsministerium in Brasília mitteilte, starben 1'269 Patienten im Zusammenhang mit dem Coronavirus in diesem Zeitraum. Damit stieg die Gesamtzahl der Corona-Toten in Brasilien auf 46'510.
9.58 Uhr: Erneut mehr als 40 Neuinfektionen in Tokio
Erneut sind in Tokio mehr als 40 Neuinfektionen mit dem Coronavirus bestätigt worden. Wie der japanische Fernsehsender NHK am Donnerstag berichtete, wurden binnen eines Tages weitere 41 Menschen positiv auf das Virus getestet. Vor einer Woche hatte die Gouverneurin der Hauptstadt, Yuriko Koike, das Alarmsystem «Tokio Alert» wieder aufgehoben.
Seither dürfen Kneipen und Restaurants wieder bis in den späten Abend öffnen. Doch stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den vergangenen Tagen wiederholt auf über 40 Fälle, was die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle schürt. Als eine Problemzone wurde Tokios nächtliches Amüsierviertel Shinjuku mit seinen Hostessbars ausgemacht. Die Stadtregierung rief die Bürger erneut zu Vorsichtsmassnahmen auf.
9.37 Uhr: Der ARD gehen womöglich die «Tatorte» aus
Die Folgen der Corona-Krise für die TV-Reihe «Tatort» sind noch nicht absehbar. Zurzeit ist laut ARD noch offen, ob alle Sendeanstalten nach dem wochenlangen Drehverbot ihre Sonntagskrimis rechtzeitig fertigstellen können oder ob es nach der Sommerpause und im nächsten Jahr deshalb mehr Wiederholungen geben werde.
«Die Planung für die Sonntagskrimi-Erstsendungen nach der Sommerpause wird ständig an die aktuellen Gegebenheiten angepasst», teilte Lars Jacob, Sprecher aus der Programmdirektion des Ersten in München, mit. Im Augenblick sei noch nicht absehbar, «ob es zu coronabedingten Ausfällen kommen wird und wie diese zu kompensieren wären».
9.18 Uhr: Schweizer Exporte auf tiefem Niveau stabiliisert
Die Schweizer Exportwirtschaft hat im Mai die Corona-Pandemie weiter zu spüren bekommen. Es fand aber eine Stabilisierung auf tiefem Niveau statt. Nach dem Rekordeinbruch vom April, als ein Rückgang von über 12 Prozent gemessen wurde, sanken die Ausfuhren im Mai nur noch leicht. Sie gingen zum Vormonat saisonbereinigt um 1,2 Prozent auf 16,45 Milliarden Franken zurück.
Gleichwohl sind sie noch meilenweit von den Werten von vor der Corona-Zeit entfernt. So hatte die Schweizer Exportwirtschaft davor zum Teil pro Monat Waren im Wert von über 20 Milliarden Franken ins Ausland abgesetzt.
Auch die Importe, die sich in der Vor-Corona-Zeit auf rund 17 Milliarden pro Monat beliefen, erreichten im Mai das gewohnte Niveau nicht. Sie erholten sich aber im Gegensatz zu den Exporten etwas vom Taucher vom April. Konkret nahmen sie gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 9,8 Prozent auf 13,64 Milliarden zu.
Für die Handelsbilanz ergibt dies für den Mai einen Überschuss von 2,81 Milliarden Franken, wie den Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) vom Donnerstag zu entnehmen ist.
8.40 Uhr: Orban gibt Sondervollmachten ab
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat mit Wirkung vom Donnerstag seine umstrittenen Sondervollmachten zur Bekämpfung der Corona-Pandemie abgegeben. Mit einem Regierungserlass hob der rechtsnationale Politiker am Mittwoch kurz vor Mitternacht den coronabedingten Gefahrennotstand auf. Auf dessen Grundlage hatte ihn das Parlament Ende März mit umfassenden und Sondervollmachten ausgestattet, die ursprünglich zeitlich unbefristet waren.
8 Uhr: Corona-Risiko könnte von Blutgruppe abhängen
Das Risiko einer schweren Erkrankung an Covid-19 könnte einer Studie zufolge mit der Blutgruppe des Infizierten zusammenhängen. Wissenschaftler kamen bei einer Untersuchung an Tausenden Patienten in Europa zu dem Ergebnis, dass bei solchen mit der Blutgruppe A das Risiko einer schweren Erkrankung höher war und bei solchen mit der Blutgruppe 0 niedriger. Die Studie wurde am Mittwoch im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht.
Sie ist kein Beweis für einen Zusammenhang zwischen der Blutgruppe und dem Erkrankungsverlauf, doch Hinweise auf einen solchen Zusammenhang waren zuvor bereits bei einer Untersuchung in China entdeckt worden.
An der neuen Studie waren Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Spanien, Dänemark und anderen Ländern beteiligt. Sie verglichen etwa 2'000 Patienten mit einer schweren Covid-19-Erkrankung mit mehreren Tausend Menschen, die gesund waren oder milde oder keine Symptome hatten.
Es gibt beim Blut vier Hauptgruppen: A, B, AB und 0. Menschen mit Blutgruppe 0 könnten besser manche Proteine als fremd erkennen, was auch für Proteine auf den Oberflächen von Viren gelten könnte, sagte Dr. Mary Horowitz, wissenschaftliche Leiterin des Center for International Blood and Marrow Transplant Research.
Auch während der Sars-Epidemie in den Jahren 2002 und 2003, die von einem genetischen Verwandten des derzeit wütenden Virus Sars-CoV-2 verursacht wurde, sei bemerkt worden, dass bei Menschen mit der Blutgruppe 0 eine schwere Erkrankung weniger wahrscheinlich sei, sagte Dr. Parameswar Hari, ein Blut-Spezialist am Medical College of Wisconsin.
6.10 Uhr: Neuseeland meldet weiteren Fall
Neuseeland hat nach Wochen ohne Neuinfektionen einen dritten Corona-Fall bestätigt. Wie Gesundheits-Generaldirektor Ashley Bloomfield am Donnerstag bekannt gab, handelt es sich um einen Mann in seinen 60ern, der von Pakistan über Katar zunächst nach Australien gereist sei. Von dort sei er am 13. Juni nach Neuseeland weitergereist und habe sich in der vorgeschriebenen Quarantäne befunden, als er Symptome der Lungenkrankheit bekam. Zwei Tage nach seiner Ankunft sei der Mann positiv auf das Virus getestet worden.
5.45 Uhr: Roche-Mittel Actemra kaum wirksam
Eine grosse Schweizer Hoffnung hat sich zerschlagen. Eine italienische Studie dämpft Hoffnungen, dass sich Covid-19 mit dem Arthritis-Medikament Actemra des Basler Pharmakonzerns Roche erfolgreich behandeln lässt. Die Untersuchung ergab nach Angaben von beteiligten Wissenschaftlern, dass eine Verabreichung des Mittels keine Besserung der Symptome bei Patienten brachte, die in einem frühen Stadium an der vom Coronavirus ausgelösten Lungenentzündung litten.
Internationale Forscher wollen auch die laufenden Tests mit dem Malaria-Medikament Hydroxychloroquin einstellen. Das Mittel habe die Sterblichkeit von schwer erkrankten Patienten nicht reduziert, begründete die Weltgesundheitsorganisation WHO den Schritt.
Hydroxychloroquin war Bestandteil einer von der WHO koordinierten Forschungsreihe mit mehr als 3'500 Patienten in 35 Ländern. Dabei wird untersucht, ob verschiedene schon vorhandene Medikamente etwa gegen Malaria, HIV, Ebola und Multiple Sklerose einen Effekt gegen Covid-19 haben.
In den USA hatte die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) am Montag ihre Ausnahmegenehmigung für Hydroxychloroquin zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen widerrufen. Es sei angesichts der bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse unwahrscheinlich, dass Hydroxychloroquin bei der Behandlung der Lungenerkrankung wirksam sei.
5.10 Uhr: Gegen pauschalen Lohnzuwachs für Pflegende
Der Basler Regierungsrat Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren, hat Verständnis für die Forderung des Pflegepersonals nach höheren Löhnen. Er warnt aber vor Illusionen. Die Lohnkosten machten den grössten Anteil der Gesundheitskosten aus. Es wäre daher nicht seriös, dem Pflegepersonal pauschal höhere Löhne in Aussicht zu stellen, zumal ja auch schon einiges passiert sei, sagte er in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Die Einsteigerlöhne seien bereits deutlich erhöht worden.
«Wir wollen den Pflegeberuf attraktiv erhalten. Ein Element dabei sind Möglichkeiten zur Weiterbildung», sagte Engelberger. In der Pflege könne man sich bis zum Master weiterbilden. «Darum werden wird künftig ärztliche Aufgaben zu den Pflegefachleuten verschieben.»
Diese spezialisierten Pflegekräfte würden anspruchsvollere Tätigkeiten übernehmen und könnten damit auch ihren Lohn verbessern. Die Personalkosten insgesamt dürften aber nicht weiter steigen. Höhere Gesundheitskosten sei für die Bevölkerung nicht akzeptabel.