Kampf ums Weisse Haus Kamala Harris will Trump schlagen – doch längst nicht alle trauen ihr das zu

Von Helene Laube

22.7.2024

Biden schlägt Vize Harris als Ersatzkandidatin vor

Biden schlägt Vize Harris als Ersatzkandidatin vor

Washington, 21.07.2024: Mit dem Rückzug von Joe Biden um eine zweite Amtszeit als US-Präsident, stellt sich im Wahlkampf direkt eine neue Frage: Wer wird Ersatzkandidat im Kampf gegen den Republikaner Donald Trump. Der amtierende Präsident hat in den sozialen Medien direkt seine Stellvertreterin Kamala Harris für die Wahl im November vorgeschlagen. Der 81-Jährige erklärte, es sei im Wahljahr 2020 seine beste Entscheidung gewesen, Harris als Vizekandidatin auszuwählen. Genau deshalb spreche er ihr seine volle Unterstützung aus, als Kandidatin der Demokratin bei der anstehenden Wahl anzutreten. Die Entscheidung darüber liegt aber bei Delegierten der Partei aus allen Bundesstaaten.

21.07.2024

Nach dem Rückzug von US-Präsident Biden wird die Vizepräsidentin in den Kampf ums Weisse Haus einsteigen. Sie sagt, sie wolle Trump schlagen. Sie hat bereits viel Unterstützung. Aber es gibt auch Zweifel.

Von Helene Laube

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Joe Biden hat nach wachsendem Druck aus den eigenen Reihen seinen Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten erklärt.
  • Zugleich sprach sich der Präsident für seine bisherige Vize Kamala Harris als Ersatz für sich aus.
  • Auch Harris selbst kündigte an, Präsidentschaftskandidatin der Demokraten werden zu wollen.
  • Zahlreiche prominente Demokraten haben sich bereits hinter sie gestellt.
  • Harris muss aber mit Gegenwind rechnen.

Der Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um das Weisse Haus zwingt seine Demokratische Partei zu einem Kurswechsel, den es in dieser Form noch nie so spät in einem Wahljahr gegeben hat. Beim Parteitag der Demokraten sollte eigentlich Biden offiziell als Kandidat für die Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner Donald Trump im November nominiert werden. Doch nun müssen fast 4700 Delegierte einen neuen Kandidaten oder eine Kandidatin wählen.

Amerikas künftige Präsidentin? Vizepräsidentin Kamala Harris bei einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan. (17. Juli 2024) 
Amerikas künftige Präsidentin? Vizepräsidentin Kamala Harris bei einer Wahlkampfveranstaltung in Michigan. (17. Juli 2024) 
Bild: Keystone/AP Photo/Carlos Osorio

Auch wenn Biden schon eine Empfehlung für seine Vizepräsidentin Kamala Harris als Ersatzkandidatin ausgesprochen hat, ist ihre Nominierung nicht garantiert. Zwar demonstrierten die Demokraten am Sonntag kurz nach Bidens Rücktrittsankündigung Einheit. Viele Parteimitglieder, darunter gewichtige Stimmen wie die Clintons, haben schon ihre Unterstützung für die frühere kalifornische US-Senatorin bekundet. Eine Reihe weiterer Parteigrössen sprach sich zügig für sie aus, allem die ebenfalls als möglichen Bewerber gehandelten Gouverneure Gavin Newsom (Kalifornien), Josh Shapiro (Pennsylvania) und Roy Cooper (North Carolina).

Am Sonntagabend (Ortszeit) schwenkten auch bereits Parteidelegationen mehrerer Bundesstaaten von Biden auf Harris um. Die Spendensammelplattform der Demokratischen Partei sammelte bis Sonntagabend 21 Uhr (Ortszeit) bereits Kleinspenden in Höhe von fast 47 Millionen Dollar für Harris' Wahlkampf ein.

Unterstützung vom linken Flügel der Partei

Vom linken Flügel der Partei bekam Harris Unterstützung von der Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez. Vor ein paar Tagen noch hatte Ocasio-Cortez deutlich gemacht, dass Harris keineswegs das volle Vertrauen der eigenen Partei geniesse.

Auch Konkurrenz von der einflussreichen Gouverneurin von Michigan, Gretchen Whitmer, muss die Vizepräsidentin nach deren Verzicht nicht fürchten. Der ehemalige Präsident Barack Obama sprach dagegen nur von der Zuversicht, dass «ein herausragender Kandidat» gefunden werde.

Wenige Stunden nach Bidens Rückzug erschien die Chance zunächst jedenfalls gering, dass Harris einen ernsthaften innerparteilichen Konkurrenten bekommt. Nach Berichten einiger US-Medien erwägt der als Quertreiber bekannte Senator Joe Manchin, anzutreten. Chancen dürfte er nicht haben.

Ist Amerika bereit für eine Präsidentin?

Der Nominierungsparteitag der Demokraten findet vom 19. bis 22. August in Chicago statt. Ein Narrativ für das Duell der ehemaligen Staatsanwältin gegen den jüngst verurteilten Straftäter Trump dürfte für die Demokraten auf der Hand liegen.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob die USA bereit ist für eine Präsidentin, dazu noch für eine Frau of Color. Martha Johnson, Professorin für Politologie an der Northeastern University, betont, dass zwar ein demokratisches Präsidentschafts-Ticket mit Harris historisch wäre, es blieben aber «viele Fragen zum weiteren Verlauf des Prozesses». Johnson warnte, dass Harris' weiterer Weg in vielerlei Hinsicht nicht einfach sein werde. «Studien zeigen wiederholt Beweise für Sexismus und Rassismus in der amerikanischen Politik, sowohl explizit als auch subtiler, zum Beispiel bei der Berichterstattung», führte Johnson in einem Bericht der Uni-Zeitung aus. «Frauen of Color sind oft diejenigen, die am meisten von sexistischen und rassistischen Stereotypen und Angriffen betroffen sind.»

Es spiele keine Rolle, wen die Demokraten aufstellen, sagte wiederum Helen Andrews, leitende Redaktorin beim konservativen Magazin «The American Conservative», gegenüber dem US-Politikmagazin «Politico». «Trump wird im November gewinnen, denn die Wähler erinnern sich daran, wie das Leben während seiner Amtszeit war, und es übertrifft die letzten drei Jahre in jeder Hinsicht – von billigeren Lebensmitteln bis zu weniger Kriegen», gab Andrews zu Protokoll.

Viele Wähler haben Trump-Jahre in besserer Erinnerung

Ähnlich klingt der republikanische Stratege Liam Donovan. «Die grundlegende Herausforderung für Harris ist dieselbe wie für Biden: Unabhängig von Alter oder Scharfsinnigkeit geben amerikanische Wähler in Umfragen an, dass sie die Trump-Ära in besserer Erinnerung haben als die Biden-Jahre, und sie glauben, dass Trumps Politik ihnen mehr geholfen hat als Bidens Politik», sagte Donovan gegenüber «Politico». Solange dies der Fall sei, sei ein Sieg für die Demokraten unerreichbar. «Harris und ihr Vizepräsidentschaftskandidat müssen die Trump-Nostalgie zerstreuen, in den umkämpften Teilstaaten präsent sein und ihre Vision für die nächsten vier Jahre mit der düsteren Zukunft kontrastieren, die sie unter republikanischer Herrschaft versprechen», sagte Donovan weiter.

Wie zu erwarten gab sich Trump am Sonntag siegessicher und versprühte gegenüber CNN Zweckoptimismus: «Harris wird leichter zu schlagen sein als Joe Biden.»

Mit Agenturmaterial