Schadensbegrenzung Trump nach Gipfel mit Putin: «Ich bin nicht pro-russisch»

dpa

18.7.2018 - 05:43

US-Präsident Donald Trump hat erneut bestritten, zu grosse Sympathien für Russland zu hegen. 

«Ich bin nicht pro-russisch, ich bin für niemanden», sagte Trump am Dienstag in einem Interview des Senders Fox News. «Ich möchte nur, dass unser Land sicher ist.» Die USA und Russland kontrollierten rund 90 Prozent aller Atomwaffen. Mit Russland auszukommen, sei deshalb eine gute Sache und keine schlechte Angelegenheit.

Auf die Frage, ob er Russland als grössten Widersacher der USA sehe, sagte Trump: «Ich würde nicht einmal das Wort Widersacher benutzen. Wir können alle zusammenarbeiten.« Es könne allen gut gehen und alle könnten in Frieden leben.

Trump erinnerte in diesem Zusammenhang an die Rolle Russlands während des Zweiten Weltkrieges: «Russland hat 50 Millionen Menschen verloren und uns geholfen, den Krieg zu gewinnen.«

Verheerende Presse

Trump steht wegen seiner Äusserungen während einer Pressekonferenz mit Kremlchef Wladimir Putin am Montag in Helsinki in der Kritik. Angesichts der massiven Vorwürfe und eines verheerenden Presseechos sah sich der Präsident am Dienstag bereits zu einer Klarstellung gezwungen.

«Ich akzeptiere die Schlussfolgerung unserer Geheimdienste, dass eine Einmischung Russlands bei der Wahl 2016 stattgefunden hat», sagte Trump. In Helsinki hatte Trump Putins Dementi einer Einmischung noch als «extrem stark und kraftvoll» bezeichnet.

«Ich habe mich bloss versprochen»

Trump stellte den ganzen Streit als grosses Missverständnis dar. Er habe bei einer Durchsicht einer Abschrift seiner Aussagen gemerkt, dass er sich versprochen habe. Trump hatte zu Vorwürfen, dass Russland sich in die Präsidentenwahl 2016 eingemischt habe, geantwortet: «Ich sehen keinen Grund" warum es (Russland) wäre.»

Dies legte den Schluss nahe, dass Trump auf einer Linie mit Putin liegt, der eine Einmischung vehement bestreitet, und seinen eigenen Geheimdiensten öffentlich in den Rücken fällt. Trump stellte dann am Dienstag klar, dass der Satz richtig lauten müsse: «Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland wäre.»

US-Präsident Donald Trump hat am Dienstagabend in einem Interview erneut seine Haltung gegenüber Russland bekräftigt.
US-Präsident Donald Trump hat am Dienstagabend in einem Interview erneut seine Haltung gegenüber Russland bekräftigt.
Source: Keystone

Zeichen der Schwäche?

Als Reaktion auf Trumps Klarstellung sagte der Oppositionsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer: «Es ist 24 Stunden zu spät, und am falschen Ort. Wenn der Präsident (Trump) Präsident Putin nicht direkt sagen kann, dass er Unrecht hat und wir Recht und dass unsere Geheimdienste Recht haben, ist es ineffektiv und schlimmer, ein weiteres Zeichen der Schwäche.»

Der Trump nahe stehende Fernsehsender Fox News titelte in seiner Online-Ausgabe: «Trump macht einen Rückzieher.» Fox-News-Moderatorin Dana Perino, damalige Sprecherin von Ex-Präsident George W. Bush, sagte: «Ich würde das in 24 Minuten klarstellen und nicht in 24 Stunden.»

Trump trat am Dienstag auch dem Eindruck entgegen, er sei in Helsinki von Putin über den Tisch gezogen worden. Dieses Bild zeichneten Politiker und Kommentatoren nach Trumps Pressekonferenz. Er sei bei dem Treffen mit Putin in einer Position der Stärke gewesen, sagte Trump. Er fügte hinzu: «Es war ein sehr, sehr gutes Treffen». In der Nacht zum Mittwoch twitterte Trump: «Das Treffen zwischen Präsident Putin und mir war ein grosser Erfolg, ausser bei den Fake-News-Medien.» Mit diesem Begriff meint Trump pauschal alle Medien, die ihm kritisch gegenüber eingestellt sind.

Bunter Strauss an Themen

Auch nach Trumps Klarstellung kehrt keine Ruhe ein. Der Präsident attackierte in dem Fox-Interviews einen seiner schärfsten Kritiker, den früheren Direktor des US-Geheimdienstes CIA, John Brennan. Dieser hatte Trumps Auftritt in Helsinki am Montag als «verräterisch» bezeichnet. «Ich glaube, er ist ein sehr schlechter Mensch», sagte Trump.

Trump ging in dem Fox-Interview auch die oppositionelle demokratische Partei in den USA scharf an. «Die Demokraten wollen offene Grenzen. Womit sie im Grunde sagen, wir wollen offene Grenzen, wir wollen Kriminalität.» Auf die Frage von Moderator Tucker Carlson nach dem Grund sagte Trump: «Vielleicht ist es eine politische Philosophie, mit der sie gross geworden sind. Vielleicht haben sie das in der Schule gelernt. Vielleicht sind sie Dummköpfe. Ich weiss es nicht.»

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dpa