Trotz Kautionserfolg und Börsentrick Aus dem finanziellen Schneider ist Trump noch lange nicht

Andreas Fischer

25.3.2024

Schweigegeld-Prozesses gegen Trump: Anklage will Start Mitte April

Schweigegeld-Prozesses gegen Trump: Anklage will Start Mitte April

Es dürfte der erste Strafprozess gegen einen Ex-Präsidenten in der US-Geschichte werden. Zuletzt verzögerte sich der Prozessbeginn. Nun macht die Staatsanwaltschaft Druck: Im Verfahren gegen Donald Trump im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin lehnt die Staatsanwaltschaft eine weitere Verzögerung ab und strebt einen Beginn des Strafprozesses Mitte April an. Das geht aus einem Schreiben der Anklage an das Gericht in New York hervor.  Der eigentlich für den 25. März geplante Prozessbeginn war vergangene Woche wegen neuen Beweismaterials um 30 Tage nach hinten verlegt worden. Für Trump, der im November erneut zum US-Präsidenten gewählt werden und die vielen Prozesse gegen sich hinauszögern will, war die Verschiebung ein Erfolg gewesen. Insgesamt vier Strafprozesse gegen den Republikaner sind derzeit in der Vorbereitung. Teilweise konnten der Ex-Präsident und seine Anwälte sie schon erfolgreich blockieren oder verzögern. Trump bestreitet die Vorwürfe gegen ihn und sieht sich als Opfer einer politisch motivierten Justiz.  

25.03.2024

Um einen Strafprozess kommt Donald Trump zwar nicht herum, immerhin wird sein Vermögen nicht gepfändet. Doch der Erfolg vor Gericht ist trügerisch. Die Finanzen werden Trump noch länger beschäftigen.

Andreas Fischer

25.3.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Ein Berufungsgericht reduziert eine Millionenbürgschaft deutlich und gibt Donald Trump mehr Zeit, diese aufzubringen.
  • Der ehemalige US-Präsident plant zudem, mit einem Börsengang ordentlich Kasse zu machen.
  • Unterstützt wird er dabei von seinen Fans, für die es allerdings zu einem Verlustgeschäft werden könnte.

Für Donald Trump ist es der Tag der Abrechnung. Zwei Gerichte in New York haben sich am heutigen Montag mit Verfahren gegen ihn befasst. Zum einen steht nun fest, dass sich Trump ab 15. April als erster ehemaliger US-Präsident überhaupt in einem Strafprozess vor Gericht verantworten muss. Es geht dabei um Schweigegeldzahlungen an den Pornostar Stormy Daniels. Trumps Verteidigung spielte auf Zeit, scheiterte aber.

Und dann ist da noch die Sache mit dem Geld.

Der ehemalige US-Präsident sollte heute, Montag, 454 Millionen Dollar als Bürgschaft hinterlegen. Eine «praktische Unmöglichkeit» sagen Trumps Anwälte und versuchten, New Yorks Generalstaatsanwältin Letitia James aufzuhalten. Sie hätte nämlich sofort nach Verstreichen der Frist beginnen können, Immobilien zu beschlagnahmen oder Konten einzufrieren.

Das wurde in letzter Sekunde verhindert. Ein Berufungsgericht reduzierte die geforderte Kaution deutlich und verlängerte zudem die Frist. Trump muss nun innert der nächsten zehn Tage noch 175 Millionen Dollar hinterlegen.

Die für viele Beobachter überraschende Entscheidung des fünfköpfigen Gerichts sei ein entscheidender Schritt für Trump, ein drohendes finanzielles Desaster abzuwenden, schreibt die «New York Times». 

Ist der Republikaner etwa pleite?

Trump prahlt und könnte Recht behalten

Natürlich nicht, behauptet Donald Trump – und widerspricht damit dem «Unmöglichkeits»-Argument seiner Anwälte. Er habe fast 500 Millionen US-Dollar in bar. Ob die Behauptung wahr ist, lässt sich nicht überprüfen. Ohnehin denkt Trump nicht daran, das Geld für die Kaution zu nutzen. Er will es vor allem für den Wahlkampf einsetzen, liess er seine Anhänger auf seiner eigenen Plattform Truth Social wissen.

Truth Social ist Trumps Kurznachrichtendienst, den er nach seiner vorübergehen Suspendierung beim X-Vorgänger Twitter gegründet hat. Die Plattform ist defizitär und weitaus weniger reichweitenstark, als es sich das Trump-Lager wünscht.

Aber: Truth Social könnte sich plötzlich als Goldgrube für Donald Trump entpuppen. Oder wie es «Spiegel»-Korrespondentin Ines Zöttl formuliert: «Doch immer, wenn es so aussieht, als gehe nichts mehr, kommt für Trump von irgendwo ein Lichtlein her.» 

Ein Schlupfloch zur Goldgrube

Der Grund: Trump bringt sein Medienunternehmen mit einem Trick an die Börse. Weil seine Anhänger den Kurswert schon im Vorfeld in die Höhe getrieben haben, wäre Trump auf einen Schlag um drei Milliarden US-Dollar reicher und könnte laut «Forbes» sein Vermögen verdoppeln. Wenn auch vorerst nur auf dem Papier: Aufgrund der Art und Weise des geplanten Börsengangs, einer Fusion mit der Unternehmenshülle Digital World Acquisition Corp., darf Trump während einer Frist von sechs Monaten keine Aktien verkaufen oder beleihen. Eigentlich.

Doch die festgelegte Haltefrist liesse sich umgehen, wenn der Verwaltungsrat des Unternehmens zustimmt. Dort sitzen freilich vor allem Vasallen und Familienmitglieder ein, Trumps Sohn Donald Jr. etwa. Eine Zustimmung des Gremiums wäre laut «New York Times» keine Überraschung, es gäbe unter Ausnutzung von Schlupflöchern sogar verschiedene Möglichkeiten, wie Donald Trump aus dem Börsengang Cash generieren könnte.

Mit Verlusten an die Börse

Während Trump seine sieben Millionen Follower (auf X/Twitter waren es einst übrigens 87 Millionen) mit Tiraden versorgt, schreibt das Unternehmen rote Zahlen. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres verbuchte Truth Social Werbeeinnahmen von 3,3 Millionen US-Dollar. Dem gegenüber steht im allein im dritten Quartal 2023 ein Verlust von 26 Millionen Dollar.

«Der Börsengang von Truth Social ist ein Kunststück, wie es nur ein Trump vollbringen kann», schätzt der «Spiegel» ein. «Ein Unternehmen mit ziemlich zweifelhaften Zukunftsaussichten debütiert als Aktienmarktstar», so die Korrespondentin Ines Zöttl.

Die Aussicht auf finanziellen Ertrag ist bei Trumps Börsenvehikel trübe. Analysten halten das Papier für gnadenlos überbewertet.

Auf sein Fans kann sich Trump verlassen

Warum investieren die Leute trotzdem? «Es wird einfach mit Trumps Namen gehandelt", sagt Kristi Marvin, Gründerin des Forschungsinstituts SPACInsider, bei «Politico». «Die Leute kaufen das nicht, weil sie die wirtschaftlichen Fundamentaldaten mögen. Sie kaufen es, weil sie Trump mögen.» 

Für seine Fans mögen Umsatz und Gewinn keine Rolle spielen, für Trump selber schon. Die Frage ist nämlich, wie sich der Kurs seines neuen börsennotierten Unternehmens entwickelt. «Ich bezweifle, dass sie zu dem Zeitpunkt, an dem Trump seine Aktien verkaufen kann, noch viel wert sein werden», sagt Rechtsexperte Brian Quinn. «Mit Sicherheit aber weniger als seine derzeitigen Ansprüche.» Hunderttausenden Anhängern von Donald Trump, die als Kleinanleger involviert sind, droht ein massives Verlustgeschäft.

Gehandelt wird die Aktie an der Technologiebörse Nasdaq übrigens unter dem Kürzel DJT. Mit seinen Initialen hatte es Trump 1995 schon einmal an der Börse versucht. Die Aktie seines Casinokonzerns «Hotels & Casino Resorts Inc.» stürzte bis zur Insolvenz 2004 vom Höchststand 35 Dollar auf 17 Cent ab.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will mit seiner Plattform Truth Social an der Börse Kasse machen.
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump will mit seiner Plattform Truth Social an der Börse Kasse machen.
IMAGO/UPI Photo