Late Night USA Warum die Republikaner Trump nicht fallen lassen

Von Philipp Dahm

11.11.2020

Trevor Noah spukt in Donald Trumps Kopf herum. Oder war es umgekehrt?
Trevor Noah spukt in Donald Trumps Kopf herum. Oder war es umgekehrt?
Schreenshot: YouTube

Donald Trump tut sein Bestes, um seinen designierten Nachfolger Joe Biden Steine in den Weg zu legen. Dass die Republikaner ihn lassen, hat einen guten Grund, weiss «The Daily Show with Trevor Noah».

Donald Trump tut alles, um das Weisse Haus am 20. Januar nicht verlassen zu müssen: Obwohl Ermittlungen zur Wahl erst aufgenommen werden dürfen, wenn das amtliche Wahlergebnis vorliegt, hat der noch amtierende Präsident den Justizminister angewiesen, den Urnengang zu untersuchen.

Obwohl nach wie vor keine Beweise für Wahlfälschung vorliegen, hat William Barr dem Wunsch entsprochen. Der dafür zuständige Direktor in seinem Ministerium hat wegen dieses Bruchs eines Prinzips, das «49 Jahre alt ist», nun Konsequenzen gezogen: Richard Pilger hat seinen Rücktritt eingereicht.

Trump will seine Niederlage nicht eingestehen, weiss auch Trevor Noah. «Wenn es nur darum ginge, dass Trump sich selbst belügt, wäre das nicht so wichtig. Aber er bekommt auch von einigen Unterstützung.» Nach 24 Sekunden zeigt seine «Daily Show» dann die üblichen Verdächtigen von «Fox News» und Co.

Not amused: Fox-Moderator Sean Hannit.
Not amused: Fox-Moderator Sean Hannit.
Screenshot: YouTube

Lou Dobbs («Viele wollen Präsident Trump die Wahl stehlen»), Tucker Carlson («Der wahre Punkt ist, dass es Betrug gab») und Sean Hannity («Ich sage Ihnen heute klipp und klar, dass es unmöglich sein wird, jemals die wahren, fairen, akkuraten Wahlresultate zu erfahren») stehen ebenso hinter dem Amtsinhaber wie der rechte Radio-Papst Rush Limbaugh (»Ich kann es einfach nicht glauben») oder TV-Priesterin Michele Bachmann («Zerschlage die Irrglauben, Vater, dass Joe Biden unser Präsident ist»).

Grundgütiger!

Und was Kenneth Copeland ab Minute 1.03 bietet, lässt einem vom Glauben abfallen: «Die Medien sagen, Joe Biden sei Präsident», sagt der – und beginnt, sehr, sehr unheimlich zu lachen, was weniger sarkastisch und viel mehr sadistisch wirkt. «Der Mann ist entweder der Teufel, oder er spricht für die Rolle des Joker vor», meint Trevor Noah mit Blick auf den Batman-Bösewicht und mischt Szenen aus dem Film ein, die das Ganze noch gruseliger machen.

Teuflisches Lachen: Kenneth Copeland als TV-Pastor (links) und Schauspieler Joaquin Phoenix als Joker. 
Teuflisches Lachen: Kenneth Copeland als TV-Pastor (links) und Schauspieler Joaquin Phoenix als Joker. 
Screenshot: YouTube

«Fox News» erkläre einerseits Biden zum Sieger – und widerspreche sich durch seine Kommentatoren dann selbst. «Wie ein Hund, der apportieren will und dann den Ball nicht hergibt», vergleicht der Südafrikaner mit Schweizer Vater. Doch dass Lou Dobbs und Sean Hannity Trump nicht fallenlassen, sei nicht überraschend, so Noah. Dass es exponierte Republikaner ebenfalls unterlassen, könne da schon eher verwundern.

Die Bilder dazu ab Minute 2.37: Mitch McConnell, Mehrheitsführer im Senat, betont, der Präsident habe «jedes Recht», den Anschuldigungen nachzugehen und eine Nachzählung zu verlangen. «Ich stehe hinter Präsident Trump», schwört der einflussreiche Senator Lindsey Graham, und wir lassen uns von den Medien nicht einschüchtern. Aussenminister Mike Pompeo sagt es so: «Es wird einen sauberen Übergang geben – zur nächsten Amtszeit von Donald Trump.»

Worum es geht

Dass Bill Barr nun die Wahl untersuchen lässt, macht Trevor Noah nicht nervös. «Der gleiche Bill Barr, der wegen Wahlbetrug gegen Obama ermittelt und nichts gefunden hat? Mit dem Justizministerium, dass gegen Hillary [Clinton] ermittelt und nichts gefunden hat? Wenn man also nichts finden will, weiss man, wenn man anrufen muss.»

Late Night USA – Amerika verstehen
blue NEWS

50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.

Warum aber stützen McConnell und Graham das Misstrauen in die Demokratie, wenn klar sei, dass Biden der nächste Präsident wird? Ein News-Clip ab Minute 4.27 weiss Antwort: Lindsey Graham soll vor Anhängern eingeräumt haben, dass es um eine Wahl geht, die im Januar ansteht. In Georgia kommt es zur Stichwahl um zwei Senatorensitze.

Die Entscheidung ist für die USA extrem wichtig: Holen die  Demokraten die beiden Sitze, würden sie die Mehrheit im Senat bekommen – und erst dann könnte ein Präsident Joe Biden wirklich effektiv regieren. Wenn die Republikaner nun Trump anzweifeln würden, hätte das erhebliche Folgen für den Wahlausgang, befürchtet Graham.

«Das ist gefährlich»

«Das ist gefährlich», warnt Noah, «Trump schreibt erfundenen Scheiss herum, der das Vertrauen in Amerikas Demokratie untergräbt, aber die Republikaner kommen damit klar, weil sie sich so ein paar Senatssitze abpressen können. Ist es das wert?»

Und auch ganz praktisch verhindert das Weisse Haus, dass Politik reibungslos funktioniert: Biden stünden nach seiner Ausrufung zum Wahlsieger nun eigentlich Mittel zur Verfügung, um Personal zu prüfen und gegebenenfalls einzustellen – doch die amtierende Administration gibt die Gelder nicht frei. Und auch den Einblick in die täglichen Lageberichte der US-Geheimdienste zur Sicherheit des Landes verweigert Trump seinem designierten Nachfolger Biden.

«Bei dem Scheiss der gerade los ist, braucht Joe Biden jeden Tag [zur Vorbereitung], den er kriegen kann», ärgert sich der Moderator und rechnet mit weiteren Zickereien Trumps. «Ich wette, Trump nimmt die Batterien aus den Fernbedienungen, wenn er geht. Er wird das Klopapier mit diesem wirklich dünnen Toilettenpapier ersetzen, bei dem man mit dem Finger immer durchsticht. Und er will die Schnellwahl am Telefon austauschen.»

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