WHO spricht von «markantem Anstieg»Papageienkrankheit ist in Europa auf dem Vormarsch
vab
12.3.2024
Hat dieselben Symptome wie eine Grippe und kann eine Lungenentzündung auslösen: In den letzten Monaten haben sich mehr Menschen mit Ornithose angesteckt. Das sollte man über die Krankheit wissen.
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12.03.2024, 14:25
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In Europa häufen sich die Fälle der Papageienkrankheit, auch Ornithose genannt.
Insgesamt gab es in den letzten zwei Monaten fünf Todesfälle.
Erkrankungen bei Menschen sind in der Schweiz aktuell keine gemeldet.
Ornithose wird vor allem durch Kontakt mit Vögeln übertragen.
Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist eher unwahrscheinlich.
In den letzten Monaten soll es in Europa zu einer Häufung von Ansteckungen bei der Papageienkrankheit, auch Ornithose genannt, gekommen sein. Zwar halten sich die Fälle nach wie vor auf niedrigem Niveau, aber der Anstieg ist deutlich stärker. So vermeldet das Robert-Koch-Institut (RKI), dass nicht nur in Deutschland, sondern «auch in Dänemark, den Niederlanden, in Österreich und Schweden für den gleichen Zeitraum eine Zunahme von Ornithose-Fällen bei Menschen gemeldet» wurden.
Anzeichen dafür, dass die Krankheit durch Menschen verbreitet wird, gebe es aktuell keine. «Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Mensch zu Mensch sehr gering», so schreibt das RKI in seiner Meldung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht ebenfalls von einem «markanten Anstieg», der «ungewöhnlich» und «unerwartet» sein soll.
In Dänemark seien von Ende Dezember bis 27. Februar insgesamt 23 bestätigte Fälle gemeldet worden und es gab vier Todesfälle. In den Niederlanden gab es von Ende Dezember bis zum 29. Februar 21 Neuansteckungen und jemand ist an der Papageienkrankheit gestorben.
Wie ist die Situation in der Schweiz?
Aktuell sind keine Fälle bei Menschen bekannt. Jedoch habe es in der Schweiz seit Anfang 2023 neun Fälle bei Sittichen, Tauben und einem Papagei gegeben, wie «20 Minuten» schreibt. Einen Anstieg der Fälle in den letzten zwei Jahren habe man nicht festgestellt.
Meldepflichtig oder nicht?
In Deutschland ist die Papageienkrankheit meldepflichtig, nicht so hierzulande. Es könnte also durchaus sein, dass es auch in der Schweiz schon zu Fällen kam, diese aber nicht bekannt sind. «Sollte ein Labor doch eine Infektion feststellen, wäre dieser Befund als aussergewöhnlicher Laborbefund meldepflichtig», erklärt ein Mediensprecher des Bundesamts für Gesundheit (BAG) dem «Blick».
Anders als beim Menschen sind bei Tieren bereits Verdachtsfälle zu melden. Halter sind dazu verpflichtet, sich an den Bestandestierarzt oder die Bestandestierärztin zu wenden.
Woher kommt die Krankheit?
Auslöser der Krankheit ist das Bakterium Chlamydophila psittaci. Es handelt sich bei Ornithose um eine Infektionskrankheit, die von Vögeln übertragen wird.
Für gewöhnlich seien vor allem «Papageien und Sittiche, Tauben und beim Nutzgeflügel die Truthühner» betroffen, wie das BAG angibt. Aber auch Schafe, Rinder, Schweine, Katzen, Amphibien und Reptilien können sich mit dem Bakterium anstecken.
Bei Vögeln äussert sich laut BAG die Krankheit mit gesträubtem Federkleid, Abmagerung, Bindehautentzündung, Entzündungen der oberen Luftwege sowie Augen- und Nasenausfluss. Häufig werde auch hellgrün verfärbter Kot und Durchfall beobachtet. Infizieren sich Tiere, ist die Sterberate sehr hoch.
Wie erkenne ich, ob ich erkrankt bin?
Symptome beim Menschen äussern sich für gewöhnlich ähnlich wie bei einer Grippe. Erkrankte klagen häufig über Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen, Husten oder Appetitlosigkeit. Meistens treten die Symptome ein bis zwei Wochen nach der Ansteckung auf.
Die grippeähnlichen Anzeichen können sich zu einem schwereren Krankheitsverlauf entwickeln – und es kann zu einer Lungenentzündung kommen. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt, kann eine Behandlung mit Antibiotika Heilung verschaffen.
Bei manchen Menschen kann die Krankheit aber auch «symptomlos» verlaufen, wie das BAG vermeldet. Wie sich Ornithose beim Menschen äussert, hängt auch mit dem Alter oder allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen zusammen.
Wie wird die Krankheit übertragen?
In der Regel wird die Papageienkrankheit von Tieren auf Menschen übertragen. Dies «durch den Kontakt mit dem Kot infizierter Tiere» oder «das Einatmen kontaminierten Staubes», erklärt die BAG-Website auf.
Gefährdet seien daher vor allem Angestellte in Vogelhandlungen, Vogelzuchten oder Geflügelschlachthöfen sowie Personen in der Verarbeitung von Vogelfedern. Aber auch Vogelhalter oder generell Menschen, die engen Kontakt mit Vögeln haben, sind einem höheren Risiko ausgesetzt.
Wie gefährlich ist die Krankheit?
Die aktuelle Einstufung durch die WHO gilt als gering. So stellt die Papageienkrankheit für den Menschen im Moment kein grosses Gesundheitsrisiko dar.
Dennoch werden Ornithose, Ansteckungen und deren Entwicklung weiter verstärkt beobachtet und untersucht.
Wichtig ist, dass die Krankheit rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Durchleben Betroffene einen schweren Krankheitsverlauf, kann sich die Genesung lange hinziehen.
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