Kampagne nimmt wieder Fahrt auf Kantone steigern die Impfkadenz deutlich

Von Lukas Meyer

27.8.2021

Einige Kantone bieten die Impfung in der Schule an, hier an der Kantonsschule Aarau.
Einige Kantone bieten die Impfung in der Schule an, hier an der Kantonsschule Aarau.
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Busse, Walk-ins, Apotheken: Die Kantone fahren fort mit niederschwelligen Impfangeboten. Wie man die Impfquote sonst noch steigern könnte, hat der Kanton Bern in einer Umfrage bei Jungen herausgefunden.

Von Lukas Meyer

Die Impfkampagne gewinnt wieder an Schwung, die Kadenz ist vergangene Woche um 8 Prozent gestiegen. Das ist vor allem den verstärkten Bemühungen der Kantone zu verdanken: «Es ist für alle klar, dass wir weiter massiv in die Impfkampagne investieren müssen», sagte der oberste kantonale Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger am Donnerstag vor den Medien.

Der Kanton Zürich etwa ist sehr zufrieden mit dem grossen Interesse an den Impfmobilen. So sind in den kommenden Tagen und Wochen über 40 Einsätze in Gemeinden geplant, dazu kommen weitere Einsätze bei Bildungsinstitutionen und Vereinen. Am Samstag besuchen Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli und Sicherheitsdirektor Mario Fehr mit dem Impfmobil ein Heimspiel des FC Unterstrass in Zürich.

Natalie Rickli hat am vergangenen Wochenende in Gossau ZH das Impfmobil vorgestellt.
Natalie Rickli hat am vergangenen Wochenende in Gossau ZH das Impfmobil vorgestellt.
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Ausserdem soll Gesundheitspersonal gezielt informiert werden, für kleinere und mittlere Unternehmen gibt es KMU-Impftage. Das soll der Impfkampagne nochmals einen wichtigen Schub verleihen, wird Rickli in einer Mitteilung zitiert: «Damit es nicht zu Einschränkungen im Gesundheitswesen und darüber hinaus kommt, braucht es jetzt umgehend einen Effort der ungeimpften Bevölkerung.»

Junge fordern breiteren Einsatz des Covid-Zertifikats

Der Kanton Bern hat bei den 16- bis 24-Jährigen eine Befragung durchgeführt. Rund 2000 Personen gaben Auskunft über ihre Einstellung zur Impfung, zur Impfbereitschaft im Kollegenkreis und zum Anmeldeprozess. Ein Hauptziel war es, mögliche Massnahmen zu finden, die die Impfquote bei jungen Menschen erhöhen könnten.

Die Befragten wünschen sich unter anderem mehr Informationen und eine bessere Aufklärung über die Impfung. Unbegründete Ängste sollten ausgeräumt und die Sicherheit und Wirksamkeit betont werden. Eine direkte Ansprache im unmittelbaren Umfeld wie Bildung, Arbeit oder Ausgang und über die sozialen Medien wäre hier hilfreich, empfehlen die Autoren der Studie.



Viele Befragte fordern auch eine Ausweitung der Zertifikatspflicht, etwa auf öffentliche Veranstaltungen sowie Sport- und Freizeiteinrichtungen wie Restaurants, Clubs, Theater, Freibäder oder Fitnesscenter. Auch die freie Wahl des Impfstoffs sowie das Schaffen von Anreizen – wie der Aufhebung von Maskenpflichten für Geimpfte oder der Abgabe von Gutscheinen oder Genussmitteln – wurden oft genannt.

Der Kanton will daraus nun zielgerichtete Massnahmen zur Kommunikation und Motivation ableiten, um die Impfquote weiter zu steigern, schreibt er in einer Mitteilung.

Umfrage
Wie könnten Bund und Kantone die Menschen von der Impfung überzeugen?

Der Kanton Aargau bietet seit Kurzem Impfungen in Schulen an (siehe Bild oben) – das Angebot ist erfolgreich angelaufen, teilt das Departement Gesundheit und Soziales mit. Die Impfquote bei den 16- bis 19-Jährigen konnte so erheblich gesteigert werden. Mehrere Termine für eine Impfung ohne Anmeldung gab es auch etwa im Einkaufszentrum Shopping Tivoli.

Zu den Leuten gehen: Impfangebot im Shoppi Tivoli in Spreitenbach AG.
Zu den Leuten gehen: Impfangebot im Shoppi Tivoli in Spreitenbach AG.
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Grosse Nachfrage nach Walk-in-Angeboten

Diese Angebote für eine Impfung ohne Anmeldung sind in vielen Kantonen wichtig. Glarus etwa teilt mit, dass Walk-in-Möglichkeiten auf sehr grosse Nachfrage stossen und ein weiterer Termin dafür angeboten wird. Der Kanton verzeichne momentan den höchsten Zuwachs an Erstimpfungen in der Schweiz – was auch nötig sei, denn die Impfquote sei mit rund 50 Prozent noch nicht im erwarteten Bereich.

Obwalden bietet ebenfalls weitere Walk-in-Termine an, wie der Halbkanton mitteilt. Bisher nahmen 600 Personen das Angebot einer Impfung ohne Voranmeldung zu Randzeiten in Anspruch. «Es freut uns, dass das Angebot in der Bevölkerung auf so grosse Nachfrage stiess. Die Impfung ist heute wichtiger denn je, um möglichst gut gegenüber den aktuellen Virusmutationen gerüstet zu sein», sagt Olivier Gerber, Leiter des Gesundheitsamts.

Basel verteilt Flyer in alle Haushalte

Der Kanton Basel-Stadt geht noch einen Schritt weiter und hat gemäss einer Mitteilung des Gesundheitsdepartements verschiedene Massnahmen beschlossen. So steht nächste Woche an drei Nachmittagen ein Impftelefon zur Verfügung, mit dem die Bevölkerung sich informieren kann. Ausserdem bekommen am Wochenende alle Basler Haushalte einen Flyer mit QR-Code und direktem Link zur Registrierung.



Auch sollen die Kommunikationsmassnahmen verstärkt werden, vor allem für die fremdsprachige Bevölkerung. In den Sprachen Albanisch, Kroatisch, Serbisch und Türkisch werden Inserate geschaltet, welche zur Registration leiten. Damit erfülle das Gesundheitsdepartement ein Anliegen aus der Migrationsbevölkerung, das sicher zur Registration geleitet werden möchte, heisst es weiter.

Tessiner lassen sich in Apotheken impfen

Der Kanton Tessin erweitert den Zugang zur Covid-Impfung, wie Kantonsapotheker Giovan Maria Zanini an einer Medienkonferenz bekannt gab. So wird es im Impfzentrum Giubiasco möglich sein, sich ohne Termin impfen zu lassen. Eine mobile Einheit tourt durch das Tessin und macht an 28 Orten Halt. Zudem ist ein Samstag den Jugendlichen gewidmet, und das Angebot in den Apotheken – das auf grossen Anklang stösst – wird verdreifacht.