Glosse Es muss nicht immer die Schweiz sein – ein paar Reisetipps für den Bundesrat
Von Gil Bieler
9.7.2021
Das Covid-Zertifikat bringt die Reisefreiheit zurück, doch die Bundesratsmitglieder verbringen die Sommerferien meist in der Schweiz. Fehlen etwa die Ideen? Da hilft «blue News» gern aus – mit einem Augenzwinkern.
Von Gil Bieler
09.07.2021, 18:01
09.07.2021, 18:28
Gil Bieler
Simonetta Sommaruga geht nach Graubünden, Ueli Maurer in den Jura, und auch Alain Berset sowie Guy Parmelin bleiben in der Schweiz. Die bundesrätlichen Sommerferien-Pläne sind so bodenständig wie vernünftig. Wenn es die Mitglieder der Landesregierung überhaupt ins Ausland zieht, dann – mit einer Ausnahme – von Amtes wegen.
So viel Heimatverbundenheit ist ja schön und gut, aber auch etwas fade. Immerhin hat das Covid-Zertifikat uns gerade erst ein grosses Stück Reisefreiheit zurückgebracht – und es gäbe durchaus einfallsreichere Destinationen, die für die Mitglieder der Landesregierung infrage kämen.
Darum erlaubt sich «blue News», ein paar gänzlich unverbindliche Reisetipps anzubringen.
Guy Parmelin – ab nach Brüssel
Ein Städtetrip nach Brüssel – für Parmelin wäre das nicht die schlechteste Option. So könnte der Bundespräsident zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen wäre es eine versöhnliche Geste nach seinem Besuch bei EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen im April, der den Anfang des so abrupten Endes für das Rahmenabkommen mit der EU markierte.
Zum anderen könnte der Weinbauer sich in Belgien auch gleich mit Bier anfreunden. Die Braukunst des kleinen Landes geniesst schliesslich einen sensationellen Ruf. Win-win, also.
Simonetta Sommaruga – ab in die Nachhilfe
Sommaruga war gerade erst im Ausland, genauer: im Senegal und in Ghana. Die Umweltministerin weilte wegen einer Dienstreise in Westafrika, stellte sich zwischendurch aber auch mal an die Plattenteller, um sich als DJ zu versuchen. Leider lieferte sie eine alles andere als glanzvolle Performance ab. Scratchen ist nicht so ihr Ding.
Aber hey: Was nicht ist, kann ja noch werden – und Mut zu Neuem sollte ohnehin gefördert werden. Zum Glück werden DJ-Kurse heute in allen möglichen Städten angeboten. Ob in Berlin, Amsterdam, Zürich, Basel oder Bern – die SP-Magistratin hat die freie Wahl.
Er wolle auf die zweite Corona-Impfung verzichten: Mit dieser Erklärung sorgte Ueli Maurer dieses Jahr für eine kleine Kontroverse. Denn so erhält man natürlich weder den vollen Impfschutz noch ein Covid-Zertifikat. Es zeichnete sich also schon länger ab, dass der Finanzminister Schweiz-Ferien plant. Wieso auch nicht? Nach der geplanten Velotour im Jura könnte er vielleicht auch durch Zug pedalen – der Zentralschweizer Kanton ist ein Hotspot des sogenannten Crypto Valley, wo zig Unternehmen an den digitalen Währungen der Zukunft tüfteln. Als Finanzminister kann man ja nicht im Goldvreneli-Zeitalter stehen bleiben.
Ah ja, und die zweite Impfdosis hat sich Maurer mittlerweile auch spritzen lassen, wie er Anfang Juni an einer Medienkonferenz erklärte. Er könnte also theoretisch auch ins fast schon altmödelige Silicon Valley nach Kalifornien jetten.
Viola Amherd – ab nach Frankreich
Für Viola Amherd wäre Fliegen quasi Pflichtprogramm. Nachdem sich der Bundesrat beim Kampfjet-Kauf für die F-35 aus den USA entschieden hat, könnte die Verteidigungsministerin mit ihren Ferienplänen der Verstimmung bei den europäischen Nachbarn entgegenwirken.
Frankreich konnte mit seiner Rafale nicht überzeugen – wieso sollte die Walliserin also nicht wenigstens ein paar Tage in der Grande Nation ausspannen? As Glasji Wiisse gibt es ja bestimmt auch dort.
Karin Keller-Sutter – ab nach Bali
Karin Keller-Sutter ist die einzige Bundesrätin, die sich ganz privat von der Reiselust packen lässt. Das Departement der Justizministerin erklärte der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, sie werde die Ferien «zum Teil in der Schweiz, zum Teil im Ausland» verbringen. Wo genau, darüber lässt sich nur spekulieren. Ein Yoga-Retreat in Bali würde aber nicht überraschen.
Wieso? Nun, die politische Linke hat Keller-Sutter nicht erst wegen ihres Engagements gegen die Konzernverantwortungsinitiative auf dem Kieker. Und da sie nun auch noch beim Thema Bilaterale inoffiziell die Federführung übernommen hat, schiesst sich auch SVP-Urgestein Christoph Blocher auf sie ein. Der St. Gallerin drohen also Anfeindungen von allen Seiten. Da braucht es starke Nerven und viel Gelassenheit.
Ignazio Cassis – ab auf die Datscha
Ignazio Cassis braucht nicht gross kreativ zu werden: Der Aussenminister reist ohnehin ins Ausland, und zwar nach Madrid, wo er vom 22. bis zum 25. Juli seinen spanischen Amtskollegen treffen wird. Also liesse sich danach gut noch ein Abstecher nach Barcelona anhängen, soll ja hip sein.
Wenn das aber zu viel Trubel ist, könnte Cassis auch den Bogen nach Osten schlagen: Mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow schien er sich in Genf, beim Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Biden und Kreml-Chef Putin, ja blendend zu verstehen. Wer weiss, vielleicht lädt Lawrow den Tessiner zum Chillen auf seine Datscha ein.
Alain Berset – ab in den Europapark
Bleibt noch Alain Berset. Der Gesundheitsminister ist im Verlaufe der Pandemie durch die Schweiz getingelt, hat sich in allen Landesteilen mit den kantonalen Vertretern ausgetauscht. Vom Thurgau bis ins Tessin, von der Waadt bis nach Graubünden. Die Sommerferien will er nun mit der Familie verbringen, ebenfalls hierzulande.
Aber Hand aufs Herz: So schön die Schweiz auch sein mag, irgendwann braucht man doch mal einen Tapetenwechsel, oder? Zumindest den Kindern zuliebe sollte zumindest ein kurzer Sprung über die Grenze drinliegen. Der Europapark in Rust hat ja wieder offen, nur so als Tipp. Und Reporterkollege Philipp Dahm hat das Angebot schon mal vorsondiert.
Wiedereröffnung: Na, dann viel Spass? So fühlt es sich an, wieder im Europapark zu sein
Der Europapark in Rust gehört völkerrechtlich wohl zu Deutschland, ist im Grunde aber eine Spass-Kolonie der Schweiz. Kann man sich im einst so belebten Freizeitpark im Norden noch amüsieren – «post» Pandemie?
22.05.2021
Gute Erholung, den Damen und Herren. Bitte einfach daran denken: Am 11. August wieder retour sein, dann steht die erste Bundesratssitzung nach den Ferien an.