Lockerungen in Sicht Fällt morgen die Maskenpflicht, fallen längst nicht alle Masken

Von Oliver Kohlmaier

15.2.2022

Zugreisende mit Schutzmasken im Bahnhof Bern. 
Zugreisende mit Schutzmasken im Bahnhof Bern. 
KEYSTONE/Marcel Bieri

Der Bundesrat entscheidet morgen Mittwoch über weitere Lockerungen — sogar die Maskenpflicht steht zur Disposition. Für viele Schweizer*innen steht aber schon jetzt fest: Die Maske werden sie weiterhin tragen.

Von Oliver Kohlmaier

Beim Thema Schutzmassnahmen hat sich der Wind mit der Omikron-Welle gedreht. Seitdem nun auch die Infektionszahlen wieder sinken, scheint es, als könne es bei den Lockerungen gar nicht schnell und weit genug gehen. Vor allem die Zentralschweizer Kantone drücken aufs Gas.

Homeoffice- und Quarantäne-Pflicht sind ohnehin bereits Geschichte, und auch die Maskenpflicht ist kein Tabu mehr, wenn der Bundesrat morgen Mittwoch neue, weitgehende Öffnungsschritte beschliessen wird. Die Regierung hat zwei Varianten in die Vernehmlassung gegeben und die Kantone dabei auch um ihre Meinung zur Maskenpflicht gebeten. 



Auch zahlreiche Epidemiolog*innen halten Lockerungen mit Augenmass in der aktuellen Phase der Pandemie für vertretbar. Ein Aufheben der Maskenpflicht jedoch käme für sie zu früh. 

Der Mund-Nasen-Schutz gehört nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den effektivsten Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Und dieses verschwindet schliesslich nicht einfach.

Streit gibt es um die Maskenplicht im öffentlichen Verkehr.
Streit gibt es um die Maskenplicht im öffentlichen Verkehr.
KEYSTONE/LAURENT GILLIERON (Symbolbild)

Arbeitnehmer*innen vorsichtig

Bereits beim ersten grossen Lockerungsschritt und der Ankündigung des Bunderates sprachen sich nicht wenige für ein Beibehalten der Maskenpflicht aus.

Berset will offenbar an Maskenpflicht festhalten

Wie die Zeitungen von CH Media und die NZZ übereinstimmend berichten, will Gesundheitsminister Alain Berset dem Bundesrat morgen Mittwoch vorschlagen, alle nationalen Corona-Massnahmen zu streichen, mit einer Ausnahme: Die Maskenpflicht im ÖV, Spitälern und Pflegeheimen solle demnach erhalten bleiben.

In vielen Betrieben geraten Arbeitnehmer*innen in engen Kontakt mit Kund*innen, so etwa bei den Coiffeuren. Der Präsident von Coiffeure Suisse räumt zwar auf nau.ch ein, dass es sowohl für die Kundschaft, als auch den ganzen Berufstand «eine Erleichterung» wäre, sollte das Tragen der Masken nicht mehr nötig sein.

Dennoch sei Vorsicht gegenüber den Angestellten geboten, eine Mehrheit der Mitglieder habe sich deshalb dafür ausgesprochen, die Maske noch eine Weile beizubehalten.

Auch Travailsuisse, der Dachverband der Arbeitnehmenden, begrüsst die Lockerungen, spricht sich aber für eine Beibehaltung der Maskenpflicht bis auf Weiteres aus.

Derweil haben sich auch sieben zivilgesellschaftliche Organisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme gegenüber dem Bundesrat für das Beibehalten der Maskenpflicht ausgesprochen.

«Rücksichts- und verantwortungslos»

Sie wünschen sich, dass der Bundesrat an der Maskenpflicht in Innenräumen, im Detailhandel und im ÖV festhält. Für Gesundheitseinrichtungen sollte es sogar eine FFP2-Empfehlung geben.

Die Maskentragpflicht in Innenräumen biete aktuell den wirksamsten Schutz für vulnerable Menschen sowie ungeimpfte Schülerinnen und Schüler, stellen die Organisationen «ProtectTheKids», «Kinder schützen — jetzt!», «Long Covid Schweiz», «Long Covid Kids Schweiz», «IG Risikogruppe Schweiz», «Sichere Schule» und «Bildung Aber Sicher CH» in ihrer am Montag veröffentlichten Antwort zur Konsultation des Bundesrates fest.

Bei sehr hoher Inzidenz die Maskenpflicht in Innenräumen aufzuheben wäre rücksichts- und verantwortungslos gegenüber besonders gefährdeten Personen und auch im Hinblick auf die daraus resultierenden Fälle von Long Covid, heisst es in der Stellungnahme.

#ohnemaskeohnemich

Unterdessen kündigen viele Schweizer*innen im Netz an, unabhängig von der Entscheidung des Bundesrates weiterhin eine Maske tragen zu wollen — der Hashtag #ohnemaskeohnemich trendet derzeit auf Twitter.

Für viele steht dabei besonders die Verantwortung gegenüber vulnerablen Personen und Kindern im Fokus. Auch die Sorge um Long Covid treibt nicht wenige um. Denn trotz ermutigender Zahlen bei den Spitaleintritten und Krankheitsverläufen ist weiterhin kaum etwas über die Langzeitfolgen der Omikron-Variante bekannt.

Wie zudem eine gemeinsame Umfrage von «20 Minuten» und der Tamedia-Zeitungen ergab, wünscht sich eine Mehrheit der Schweizer*innen zwar ein Ende der Restriktionen, die Maskenpflicht hingegen sollte fortbestehen. Demnach sprachen sich zwei Drittel der Befragten für ein Beibehalten der Maskenpflicht im ÖV aus.

Kantone uneins

Sämtliche Zentralschweizer Kantonsregierungen hatten den Bundesrat vergangene Woche aufgefordert, die Corona-Massnahmen in einem Schritt am 17. Februar aufzuheben. Die meisten anderen jedoch sind vorsichtiger.

Insbesondere bei der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und Spitälern sind die Kantone gespalten. «Ich stelle fest, dass die Kantone, die die schnellste Variante bevorzugen, trotzdem dafür plädieren, die Maske in bestimmten Fällen beizubehalten, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Krankenhäusern», sagte Engelberger in einem Interview, das am Freitag von den französischsprachigen Tamedia-Zeitungen verbreitet wurde.

«Der Tag, an dem man die Maske überall ablegen kann, ist dann wirklich ein Zeichen, dass das Coronavirus hinter uns liegt», sagte der Präsident der Konferenz der Gesundheitsdirektoren.

Die vier Ostschweizer Kantone sind grundsätzlich für eine gleichzeitige Aufhebung aller Corona-Massnahmen. Massgebend dafür sind aber die Hospitalisationen. Die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr soll vorläufig beibehalten werden.

Warnung vor Long Covid

Der Bundesrat will seine morgige Entscheidung über die folgenden Öffnungsschritte von der Entwicklung der Fallzahlen sowie den Spitaleintritten abhängig machen.

Die «Aufhebung der Massnahmen in einem einzigen Schritt», so hiess es in der Ankündigung am 2. Februar, sei nur dann angezeigt, «wenn die Ansteckungswelle den Höhepunkt überschritten hat».

Dieser war nach Meinung der Expert*innen vergangene Woche erreicht. Nun gelte es, Long Covid stärker in den Blick zu nehmen.

Wie die Zeitungen von CH Media und die NZZ übereinstimmend berichten, will der Bundesrat morgen Mittwoch alle nationalen Corona-Massnahmen streichen, mit einer Ausnahme: Die Maskenpflicht im ÖV, Spitälern und Pflegeheimen solle demnach erhalten bleiben.

Mit Material von Keystone-SDA.

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