Ausgerechnet die zweitälteste Demokratie der Welt gewährte erst 1971 als eines der letzten Länder weltweit Frauen ihre vollen Bürgerrechte. Der Abstimmungskampf der Gegner wurde jahrzehntelang mit heftigen Plakaten geführt.
1920 machte Mann sich in der Deutschschweiz vor allem Sorgen um das Erscheinungsbild der Frauen – ein schrecklicher Abstimmungskampf in den Kantonen Basel-Stadt und Zürich. Das Frauenstimmrecht wurde dereinst mit sehr grosser Mehrheit abgelehnt.
Damals hatten sich einige Frauen noch selbst gegen die vollen Bürgerrechte gewehrt. «Zürcher Bürgerinnen, welche ihren Männern vertrauen», baten die Herren der Schöpfung, sie vor der Politik zu bewahren. «Unsere Welt ist unser Heim und sie soll es bleiben.»
Das Zürcher Kantonalkomitee gegen das Frauenstimmrecht führte 1946 ein scheinbar schlagkräftiges Argument ins Feld: Mit der Sauberkeit im Haushalt hätten Frauen genug zu tun. Bei den kantonalen Volksabstimmungen 1947 wurde das Frauenstimmrecht im Kanton Zürich abgelehnt.
Und was machten die Frauen in den Abstimmungskämpfen? Sie führten ganz einfach sachliche Argumente ins Feld, wie ein Plakat für eine vom Schweizerischen Verband für Frauenstimmrecht im Juni 1950 organisierte Matinée in Zürich zeigt. Nützte nur nichts.
Vergleichsweise harmlos warb dieses Abstimmungsplakat 1966 in Zürich: Ein «Nein» bei der Abstimmungsvorlage zur Einführung des Frauenstimmrechts verhindere die «Verpolitisierung» des Lebens. Das überzeugte die stimmberechtigten Männer, die der Nein-Parole mehrheitlich folgten. In kommunalen Belangen durften sie ab 1969 trotzdem abstimmen.
Das Ja-Komitee im gleichen Jahr hatte trotz des Aufrufs «Manne, s isch Zyt ...» keine Chance.
Von Zürich nach Basel: Die armen Babys, so befürchtete Mann 1946, würden verwahrlosen und nicht mal mehr den Nuggi bekommen. Der renommierte Basler Grafiker Donald Brun hatte das Plakat mit der Nein-Parole gestaltet – und war erfolgreich. Das Frauenstimmrecht wurde damals mit grosser Mehrheit abgelehnt.
Schon 1927 hatte Mann sich Sorgen um das Wohl der Kinder gemacht, sollten sich Frauen am politischen Leben beteiligen. Ernst Keiser, der Lehrer von Donald Brun, gestaltete sein Abstimmungsplakat für den Kanton Basel-Stadt ziemlich drastisch.
Und in der Romandie? Im Jahr 1952 durften die Genferinnen erstmals an die Wahlurne und darüber abstimmen, ob sie selbst die Ausübung der politischen Rechte auf kantonaler und kommunaler Ebene wünschten. Das Ergebnis: ein klares «Mais oui» mit 35'133 Ja- gegen 6346 Nein-Stimmen.
In Vaduz stand es 1971 an den Häuserwänden, dass «etwas nicht stimmt». Aber es wird noch bis 1984 dauern, ehe auch das Fürstentum Liechtenstein das Frauenstimmrecht einführt.
Piloten und Flugbegleiterinnen, die damals noch Stewardessen genannt wurden, positionierten sich vor der Eidgenössischen Abstimmung am 7. Februar 1971 gemeinsam für ein klares (und herzliches) Ja zum Frauenstimmrecht.
Bei der nationalen Abstimmung am 7. Februar 1971 hatten die Frauen ihr Ziel erreicht und durften ihr Leben politisch aktiv mitgestalten. Zumindest auf Bundesebene: In Appenzell-Innerhoden schlossen die Männer noch bis 1990 Frauen von der Landsgemeinde aus.
Plakate zum Frauenstimmrecht
Ausgerechnet die zweitälteste Demokratie der Welt gewährte erst 1971 als eines der letzten Länder weltweit Frauen ihre vollen Bürgerrechte. Der Abstimmungskampf der Gegner wurde jahrzehntelang mit heftigen Plakaten geführt.
1920 machte Mann sich in der Deutschschweiz vor allem Sorgen um das Erscheinungsbild der Frauen – ein schrecklicher Abstimmungskampf in den Kantonen Basel-Stadt und Zürich. Das Frauenstimmrecht wurde dereinst mit sehr grosser Mehrheit abgelehnt.
Damals hatten sich einige Frauen noch selbst gegen die vollen Bürgerrechte gewehrt. «Zürcher Bürgerinnen, welche ihren Männern vertrauen», baten die Herren der Schöpfung, sie vor der Politik zu bewahren. «Unsere Welt ist unser Heim und sie soll es bleiben.»
Das Zürcher Kantonalkomitee gegen das Frauenstimmrecht führte 1946 ein scheinbar schlagkräftiges Argument ins Feld: Mit der Sauberkeit im Haushalt hätten Frauen genug zu tun. Bei den kantonalen Volksabstimmungen 1947 wurde das Frauenstimmrecht im Kanton Zürich abgelehnt.
Und was machten die Frauen in den Abstimmungskämpfen? Sie führten ganz einfach sachliche Argumente ins Feld, wie ein Plakat für eine vom Schweizerischen Verband für Frauenstimmrecht im Juni 1950 organisierte Matinée in Zürich zeigt. Nützte nur nichts.
Vergleichsweise harmlos warb dieses Abstimmungsplakat 1966 in Zürich: Ein «Nein» bei der Abstimmungsvorlage zur Einführung des Frauenstimmrechts verhindere die «Verpolitisierung» des Lebens. Das überzeugte die stimmberechtigten Männer, die der Nein-Parole mehrheitlich folgten. In kommunalen Belangen durften sie ab 1969 trotzdem abstimmen.
Das Ja-Komitee im gleichen Jahr hatte trotz des Aufrufs «Manne, s isch Zyt ...» keine Chance.
Von Zürich nach Basel: Die armen Babys, so befürchtete Mann 1946, würden verwahrlosen und nicht mal mehr den Nuggi bekommen. Der renommierte Basler Grafiker Donald Brun hatte das Plakat mit der Nein-Parole gestaltet – und war erfolgreich. Das Frauenstimmrecht wurde damals mit grosser Mehrheit abgelehnt.
Schon 1927 hatte Mann sich Sorgen um das Wohl der Kinder gemacht, sollten sich Frauen am politischen Leben beteiligen. Ernst Keiser, der Lehrer von Donald Brun, gestaltete sein Abstimmungsplakat für den Kanton Basel-Stadt ziemlich drastisch.
Und in der Romandie? Im Jahr 1952 durften die Genferinnen erstmals an die Wahlurne und darüber abstimmen, ob sie selbst die Ausübung der politischen Rechte auf kantonaler und kommunaler Ebene wünschten. Das Ergebnis: ein klares «Mais oui» mit 35'133 Ja- gegen 6346 Nein-Stimmen.
In Vaduz stand es 1971 an den Häuserwänden, dass «etwas nicht stimmt». Aber es wird noch bis 1984 dauern, ehe auch das Fürstentum Liechtenstein das Frauenstimmrecht einführt.
Piloten und Flugbegleiterinnen, die damals noch Stewardessen genannt wurden, positionierten sich vor der Eidgenössischen Abstimmung am 7. Februar 1971 gemeinsam für ein klares (und herzliches) Ja zum Frauenstimmrecht.
Bei der nationalen Abstimmung am 7. Februar 1971 hatten die Frauen ihr Ziel erreicht und durften ihr Leben politisch aktiv mitgestalten. Zumindest auf Bundesebene: In Appenzell-Innerhoden schlossen die Männer noch bis 1990 Frauen von der Landsgemeinde aus.
«Elementares Gebot der Gerechtigkeit» und «Mann und Frau als mündige Menschen»: Die Meinungen in der Presse waren gemacht, als vor 50 Jahren das Frauenstimmrecht an die Urne kam – und doch gab es Gegner, die sich offen für ein Nein stark machten.
«Es ist schwer verständlich, dass viele Männer auch heute noch nicht zu erkennen vermögen, dass es sich um ein elementares Gebot der Gerechtigkeit handelt», hiess es in der NZZ vom 1. Februar 1971 mit Blick auch die bevorstehende Abstimmung über das Frauenstimmrecht. Selbst das nicht eben für seine gesellschaftliche Vorreiterrolle bekannte Zürcher Blatt sah die Zeichen der Zeit gekommen.
Und mit ihm die Mehrheit der Schweizer Männer: Vor genau 50 Jahren stimmten sie mit 65,7 Prozent Ja dafür, dass endlich auch die Frauen zur Urne durften – wenigstens bei nationalen Vorlagen. Einige Kantone brauchten für diesen Entscheid bekanntlich noch etwas länger.
1959 hatte das Schweizervolk – oder genauer: der männliche Teil davon – den Frauen das Stimmrecht noch in selber Deutlichkeit verwehrt. Dass bereits zwölf Jahre später wieder darüber abgestimmt wurde, sah die NZZ damals trotzdem als gerechtfertigt: Es könne «nicht ernsthaft von Zwängerei gesprochen werden», schrieb das Blatt am 13. Januar 1971. Denn in den Jahren zuvor habe sich ein Umschwung bemerkbar gemacht, ein Ja zum Frauenstimmrecht liege daher «nicht nur im Bereich des Möglichen, sondern auch des Wahrscheinlichen».
Wenig Enthusiasmus im Abstimmungskampf
Auch der «Walliser Bote» zeigte sich in einem Ausblick auf den Urnengang zuversichtlich, dass es ein Ja geben würde – und wertete die Zeit dafür als reif: «Wenn alles gut geht, werden die Schweizer Männer am 7. Februar ihren Frauen einen stark verwelkten Blumenstrauss überreichen, gekennzeichnet von den Spuren langer Auseinandersetzungen, die beweisen, dass männliche Vernunft lange nicht so gefühlsfrei ist, wie man das wahrhaben will», hiess es in der Zeitung am 19. Januar 1971.
Auch im Leitartikel des Berner «Bund» ist von einem enthusiastisch geführten Abstimmungskampf wenig zu spüren «Die Argumente pro und kontra sind nicht nur längst bekannt, sondern sie wurden in den letzten Jahren nach allen Kanten abgewandelt, so dass sie heute abgegriffen wirken und ihnen jener zündende Funke fehlt, der eine politische Auseinandersetzung entfachen könnte», hiess es dort am 8. Januar 1971.
Es werde sich kaum mehr jemand finden, der noch einen Artikel gegen das Frauenstimmrecht schreiben würde, schrieb «Der Bund» weiter. Trotzdem gab es Argumente gegen ein Ja zur Beteiligung der Frauen am politischen Prozess. Die die Zeitung aber klar zurückwies: «Politische Gleichberechtigung kann und soll nicht zur Aufhebung der natürlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau führen, wohl aber dazu, dass in der Demokratie Mann und Frau als mündige Menschen politische Entscheide treffen und verantworten.»
Eine schweigende Mehrheit?
Entgegen dem Leitartikel des «Bund» gab es Gegner, die sich offen für ein Nein stark machten: «Wir sind der Meinung, dass nicht Ungleiches soll gleichgesetzt werden», sagte etwa Markus Herzig, Präsident des eidgenössischen Aktionskomitees gegen die Frauenstimmrechtsvorlage vor der Abstimmung zur «Rundschau» des Schweizer Fernsehens. Darum bekämpfe man die «fehlgeleitete Emanzipation der Frau».
Der Kommentar des damaligen Berichts liess aber keinen Zweifel offen, dass Herzig und seine Leute dabei auf verlorenem Posten standen: «Für die Sache der Gegner laufen keine Druckmaschinen. Für farbige Plakate und Traktätchen, nett bedruckte Tragtaschen oder gar poppige Protestknöpfe fehlt das Geld. Gesamtschweizerische Inserate sind zu teuer.»
Trotz dieser ungleich langen Spiesse, die Herzig in dem Beitrag beklagte, strahlte er Sicherheit aus: «Wir sind überzeugt, dass die schweigende Mehrheit hinter uns steht.» Immerhin zeigte er sich danach als guter Verlierer, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtete: Er gratulierte den Befürwortern zu ihrem Erfolg – allerdings nicht ohne zu beklagen, dass die Argumente seines Komitees von den «Massenmedien» totgeschwiegen worden seien.
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