Kommentare Zustimmung für Massnahmen gegen Coronavirus

SDA/tjb

14.3.2020

Die Kommentatoren in Schweizer Medien heissen die Massnahmen des Bundesrates als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie gut. Gleichzeitig appellieren sie an die Verantwortung eines jeden Einzelnen.

«Neue Zürcher Zeitung»

In Krisenzeiten gelte es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und dann, wenn nötig, mit grosser Entschlossenheit zu handeln, schreibt der Kommentator der NZZ. «Genau das tat und tut der Bundesrat.» Die Landesregierung beweise, dass sie im Notfall das Land führen könne – «und dass sie bereit ist, mutig und zum richtigen Zeitpunkt auch schwere Entscheidungen zu treffen. Dafür ist ihr Lob zu zollen.» Gleichzeitig sei festzuhalten, «dass die am Freitag beschlossenen Massnahmen keine Sekunde zu früh kommen. Es war an der Zeit, durchzugreifen.» 

«AZ Medien»

«Der Bundesrat wandelt in dieser ausserordentlichen Situation zwangsläufig auf einem schmalen Grat», analysiert der Kommentar der «AZ Medien». Er müsse der Öffentlichkeit reinen Wein einschenken, ohne Panik zu erzeugen. «Wie in jeder schweren Krise kommt die Sehnsucht, dass der Bundesrat den Befreiungsschlag präsentiert. Doch das ist beim Coronavirus eine Illusion.» Erst in ein paar Monaten werde man wissen, ob die Politik übertrieben oder allenfalls zu spät reagiert habe. 

Chronologie der Coronavirus-Krise

«La Tribune de Genève»

Die Hauptschwierigkeit für die Bevölkerung liege nicht in den einschneidenden Massnahmen, die am Freitag getroffen worden seien, findet der Kommentator der «Tribune de Genève». «Sie liegt darin, dass – fast täglich – neue Entscheidungen die vorhergehenden verschärfen. Immer wenn man sich an die momentane Situation angepasst hat, wird diese obsolet.» Und zwischen all den bisher getroffenen Massnahmen und der Unsicherheit über ihre ständige Verschärfung beginne für das soziale, kulturelle und wirtschaftliche Leben eine Eiszeit. Mit strikten Massnahmen versuchten die Behörden die Zeit der Krise zu verkürzen. «Diese Strategie ist gut, aber nur unter einer Bedingung: Dass jeder und jede mitspielt. Sonst droht uns eine deutlich schlimmere wirtschaftliche und soziale Katastrophe.»

«Blick»

«Wir sind konfrontiert mit einer Situation, die wir uns bis vor kurzem nicht hätten vorstellen können. Vielleicht noch nicht einmal am Anfang dieser Woche. Und jetzt, auf einmal, ist es Realität: Die Schweiz befindet sich in einer Ausnahmesituation. Die Länder um uns herum ebenso», bilanziert der «Blick». Und dennoch: Grund zur Panik bestehe nicht. Hamsterkäufe seien nicht notwendig. Kritische Infrastruktur werde in der Schweiz aufrechterhalten. «Wir dürfen in der Aufregung nicht vergessen, warum die Regierungen vieler Länder Notrecht ergreifen: Es ist ein drastischer Akt, der am Ende Solidarität bedeutet. Solidarität mit jenen Menschen, denen das Coronavirus gefährlich werden kann.»

«Tages-Anzeiger»

«So krass sich das alles aus Schweizer Binnenoptik ausnimmt, so durchschnittlich wirkt es im internationalen Vergleich. Dass der Bundesrat mit seinem jetzigen Paket überborden würde, liesse sich nur noch mit gehöriger Ignoranz behaupten», kommentiert der «Tages-Anzeiger». Eher sei in die gegenteilige Richtung zu fragen: Müsste der Bundesrat noch weiter gehen? Oder hätte er die jetzigen Restriktionen früher beschliessen sollen? «Im Rückblick lässt sich zumindest die zweite Frage bejahen. Das bisherige Krisenregime hat den Kantonen im Kampf gegen Corona zu viel Freiheit gelassen, aber auch zu viel Verantwortung aufgebürdet.»

«24heures»

Der Bundesrat und die Waadtländer Kantonsbehörden hätten wichtige Dinge ohne Panikmache oder Populismus verkündet, lobt der Kommentar von «24heures». «Alle scheinen begriffen zu haben, dass wir das Virus nicht mit Hilfe von Dafalgan loswerden.» Hingegen bleibe trotz zahlreicher Vorbereitungssitzungen zwischen Bund und Kantonen ein kleiner Geschmack von Uneinigkeit und Unübersichtlichkeit. «Angesichts einer ausserordentlichen Krise zeigt die Langsamkeit des Föderalismus Grenzen und Widersprüche auf.» Die Behörden hätten aber auch aufgezeigt, dass der Staat nicht alles könne. Es sei also an allen, eine weltweite Gesundheitskrise zu lösen.

«La liberté»

«Im erklärten Kampf gegen das Coronavirus wird in den kommenden Wochen unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt werden. Der neue Staatsfeind Nummer 1 bedroht nämlich nicht nur verletzliche Einzelpersonen, sondern auch unsere gesamte Wirtschaft», gibt «La liberté» in ihrem Kommentar zu bedenken. Dass der Bundesrat der Wirtschaft mit 10 Milliarden Franken unter die Arme greift, zeige, dass dem Bund der Ernst der Lage bewusst sei. Nun sei aber auch die Bevölkerung gefragt, Verantwortung zu übernehmen. «Denn das Coronavirus stellt unsere Solidarität genauso auf Probe wie unser Gesundheitssystem.» 

«Le Temps»

«Die Schweiz lässt ihre Bevölkerung nicht im Stich. Sie will sie beschützen. Mit drastischen Massnahmen», kommentiert «Le Temps» online. Die spektakulärste Massnahme sei sicherlich die Schliessung aller Schulen – sie sei schockierend aber unumgänglich, um die Krankheit einzudämmen. In einigen Kantonen seien die Schulen sakrosankt «aber angesichts der Situation hat Bern glücklicherweise durchgegriffen. Eine andere Lösung wäre unverantwortlich gewesen.» Diese Massnahmen veränderten die ganze Gesellschaft.

Die Existenz jedes Einzelnen werde sich während der nächsten Wochen verändern. Aber das solle keine Angst mit sich bringen, sondern Solidarität, Vertrauen und sozialen Zusammenhalt. «Die Schweizer Gesellschaft wird sich neu erfinden müssen, ihren Rhythmus verlangsamen; aber man sollte sich weder isolieren, noch alte oder verletzliche Menschen vergessen. Der Bundesrat will die Bevölkerung mitnehmen, er ruft zu Vertrauen auf. Die Angst wird dennoch vorhanden bleiben.»

Zurück zur Startseite