Tödlicher Unfall in Baden Bericht kritisiert Sicherheitslücke bei SBB-Kontrollsystem

SDA/gbi

21.8.2019 - 09:52

Ursache für den tödlichen Unfall eines SBB-Mitarbeiter beim Bahnhof Baden AG war defekter Einklemmschutz an der Tür des Wagentyps EW IV. (Archivbild)
Ursache für den tödlichen Unfall eines SBB-Mitarbeiter beim Bahnhof Baden AG war defekter Einklemmschutz an der Tür des Wagentyps EW IV. (Archivbild)
Source: Keystone

Die Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat an der Türe des SBB-Wagens, in die ein Zugchef eingeklemmt und tödlich verletzt wurde, Mängel festgestellt. Das Kontrollsystem sei ungenügend.

Die Untersuchungen zum tödlichen Unfall am Bahnhof Baden AG vor gut zwei Wochen kommen voran: Wegen des defekten Einklemmschutzes blieb die Schliesskraft der Türe erhalten, wie die Sust am Mittwoch in ihrem Zwischenbericht mitteilte. Der Zugchef war mitgeschleift worden und kam dabei ums Leben.



Eine lose Verbindung beim Druckwellenschalter der Türe 4 des betroffenen Wagens hatte zur Folge, dass die Schliesskraft der Türe nicht abgebaut wurde, wenn sie auf ein Hindernis traf. Damit war der Einklemmschutz nicht wirksam.

Ein spezieller Sensor soll die Einklemmschutzfunktion kurz vor den endgültigen Schliessung der Türe deaktivieren. Gemäss Untersuchung spricht der Sensor aber nicht immer an der gleichen Position an. Das bedeutet, dass der Einklemmschutz bereits abgeschaltet wird, bevor der Schliessvorgang zu 98 Prozent abgeschlossen ist. In diesem Fall kann ein Gegenstand von einer bestimmten Grösse eingeklemmt werden, ohne dass ein Druckabbau erfolgt.

Der Zustand der Türen wird gemäss Sust-Zwischenbericht dem Lokführer mittels einer roten Kontrolllampe im Führerstand angezeigt. Leuchtet die Lampe, sei mindestens eine Türen noch offen.

Sust kritisiert Sicherheitslücke

Werden Personen oder Gegenstände in der Türe eingeklemmt, müsste das mit hoher Sicherheit festgestellt werden können, hält die Sust fest. Das heutige System der Einheitswagen IV mit der Parallelschaltung von zwei Türendschaltern erfülle diese Anforderung nicht. Die Tür könne dem Lokführer als geschlossen angezeigt werden, obwohl sie nicht ganz verschlossen sei. «Dies führt zu Unsicherheit beim Lokpersonal und kann zu Unfällen führen», steht im Zwischenbericht.



Das genaue Zusammenspiel zwischen den Mängeln und dem Unfall wird die Sust in ihrem Schlussbericht darlegen. Sie empfiehlt dem Bundesamt für Verkehr, den Fahrzeughalter aufzufordern, das heutige System für die Inaktivschaltung des Einklemmschutzes auf dem EW IV durch ein zuverlässiges System zu ersetzen.

SBB halten an Unfallwagen fest

Die SBB lassen nach eigenen Angaben die Empfehlungen der Sust in ihre eigenen Untersuchungen einfliessen. Man arbeite bereits an konkreten Massnahmen zu den Empfehlungen, schreiben die SBB in einer Stellungnahme.

Die Einheitswagen IV – die beim Unfall im Einsatz standen – könnten weiterhin sicher betrieben werden, so die SBB. Es sei daher nicht nötig, die Bahnwagen ausser Betrieb zu nehmen. Die Sofortmassnahmen gewährleisteten die Sicherheit von Reisenden und Mitarbeitenden.

Die SBB unterziehen derzeit alle Türen des betroffenen Wagentyps einer zusätzlich Kontrolle. Rund zwei Drittel aller Wagen seien kontrolliert. Türen, bei denen ein Mangel festgestellt werde, würden entweder umgehend instandgesetzt, gesperrt oder als defekt gekennzeichnet.

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