Impf-Offensive Wie überzeugt der Bundesrat die Impf-Zögerer?

Von Lukas Meyer

13.10.2021

Eine Frau erhält den Impfstoff von Johnson & Johnson: Der Bundesrat will dem Impfen noch einen Schub geben.
Eine Frau erhält den Impfstoff von Johnson & Johnson: Der Bundesrat will dem Impfen noch einen Schub geben.
KEYSTONE

Der Bundesrat hat eine Impf-Offensive angekündigt. Die Vorschläge stiessen auf Kritik, vor allem die Gutscheine für Impf-Überzeuger, die bereits vom Tisch sein sollen. Heute entscheidet die Regierung definitiv.

Von Lukas Meyer

13.10.2021

Heute Mittwoch tagt der Bundesrat in Luzern. Im Anschluss will er bei einem Apéro die Bevölkerung treffen und damit «seine grosse Verbundenheit mit den verschiedenen Regionen unseres Landes zum Ausdruck bringen». Gegner der Corona-Massnahmen haben bereits Proteste angekündigt.

Auch inhaltlich geht es um einiges. So wird der Bundesrat über seine vor zwei Wochen angekündigte Impfoffensive entscheiden, für die er 150 Millionen Franken in die Hand nehmen will. Mit diesem «Schlussspurt» will die Regierung Unentschlossene dazu bewegen, sich impfen zu lassen. Die Vorschläge stiessen bei den Kantonen teilweise auf Kritik.

Momentan steigt die Impfgeschwindigkeit wieder. Pro Tag werden rund 30'000 Impfungen verabreicht, seit einer Woche auch mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson. Doch sind laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) immer noch zu wenig Leute immun.

Gutscheine für erfolgreiche Überzeugungsarbeit

Die Idee: Wer jemanden vom Impfen überzeugt, bekommt einen Gutschein über 50 Franken – ob etwa fürs Kino oder fürs Restaurant, sollen die Kantone entscheiden. Die neu geimpfte Person kann angeben, wer sie überzeugt hat. Gesundheitsminister Alain Berset bezeichnete diesen Vorschlag selber als «unkonventionell».

Bei den Kantonen stösst er auf Ablehnung. Damit setze man einen falschen Anreiz und die Massnahme sei kontraproduktiv, hiess es vielerorts. Zudem sei sie ungerecht gegenüber Personen, die sich bereits haben impfen lassen. Der Impfentscheid solle unabhängig von finanziellen Anreizen getroffen werden, so der Tenor.

Das Thema habe sich angesichts des Widerstands der Kantone bereits erledigt, schreibt der «Blick» so auch heute unter Berufung auf mehrere Quellen.

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Niederschwellige Angebote fördern

Mobile Impf-Teams in Bussen oder Trams sind ein Erfolg, rund 50 sind momentan unterwegs. Der Bundesrat will mehr: So sollen während mehrerer Wochen 170 zusätzliche mobile Einheiten bereitgestellt werden, eine pro 50'000 Einwohner. Diese Einheiten sollen einen niederschwelligen Zugang zur Impfung sicherstellen und an verschiedenen Orten zum Einsatz kommen: etwa am Arbeitsplatz, beim Sport, im Einkaufszentrum oder vor der Disco.



Die Kantone sehen diese Massnahme mit unterschiedlichen Gefühlen. Es bestünden bereits viele solcher Angebote und der Aufwand für noch mehr mobile Einheiten sei sehr gross und der Nutzen gering.

Nationale Impfwoche 

Auch eine nationale Impfwoche ist vorgesehen, während der die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung vermittelt und der hohe gesamtgesellschaftliche Nutzen betont werden soll. Dies soll an Veranstaltungen etwa von Kantonen, Gemeinden oder Vereinen geschehen. Das Echo hierauf ist mehrheitlich positiv.

Hausbesuche von Impf-Beratern

Ausserdem sollen schweizweit rund 1700 Berater*innen noch Ungeimpfte direkt und individuell beraten – per Telefon, über die sozialen Medien oder persönlich vor Ort. Diese sollen über die Impfung informieren, aber auch bei der Registrierung helfen oder allenfalls eine Ansprechperson in einer Fremdsprache oder eine ärztliche Beratung vermitteln. Doch die Kantone sind davon nicht überzeugt. Sie befürchten einen grossen Aufwand beim gleichzeitigen Risiko eines Leerlaufs.