USA Corona-Pandemie beschert Autodieben reiche Beute

AP/toko

25.5.2020

Die Sperrmassnahmen bescheren Autodieben in den USA reiche Beute.
Die Sperrmassnahmen bescheren Autodieben in den USA reiche Beute.
Bild: Damian Dovarganes/AP/dpa

Wegen der Sperrmassnahmen stehen viele Autos unbewacht herum. Die Besitzer machen es den Kriminellen oft zudem sehr leicht: Sie schliessen nicht ab und lassen dann auch noch die Schlüssel im Fahrzeug.

Die Täter müssen oft gar nicht die Scheiben einschlagen, um sich in einem an einer Strasse oder auf einem Parkplatz abgestellten Auto zu bedienen. Denn viele Autofahrer in den USA schliessen ihr Fahrzeug gar nicht ab, und nicht wenige lassen sogar den Zündschlüssel im Fahrzeug zurück. Zusammen mit den Auswirkungen der Sperrmassnahmen gegen die Corona-Pandemie, die den Autoverkehr ausgebremst haben und dazu führen, dass die Fahrzeuge die meiste Zeit des Tages unbewacht herumstehen, sind das goldene Zeiten für Autodiebe von New York bis Los Angeles.

«Komm, nimm dir meine Sachen»

In dem vom Coronavirus hart getroffenen New York sind die Autoeinbrüche von Januar bis Mai um 63 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, in Los Angeles im fast 17 Prozent. In dieser Statistik sind der Diebstahl des gesamten Autos und Einbrüche erfasst, bei denen die Täter sich Wertgegenstände schnappen. Die Polizei sagt, dass es für die Täter ein geringes Risiko sei, zumal wenn die Türen nicht abgeschlossen sind und die Schlüssel auch noch im Auto, etwa im Becherhalter, abgelegt sind.

«Man könnte da auch einen Aufkleber ans Fenster machen, auf dem steht: ‹Komm, nimm dir meine Sachen›, sagt ein fassungsloser Polizist von Los Angeles County, Alex Villanueva.

In Austin, Texas, waren in 72 Prozent der gestohlenen 322 Autos die Schlüssel im Fahrzeug. Im April stieg die Zahl der Autodiebstähle um 50 Prozent, während die Einbrüche in Fahrzeuge um 2 Prozent gegenüber April 2019 zunahmen.

Perfekte Bedingungen

Das Coronavirus habe für Autodiebe perfekte Bedingungen geschaffen, sagt der Chef der Abteilung für Autodiebstähle der Polizei in Austin, Chris Vetrano. Das sind nach seinen Worten: Die Autobesitzer sind zuhause und sehen nicht regelmässig nach ihren Fahrzeugen. Schulen sind geschlossen, und so mancher Teenager versucht sein Glück. Viele Kriminelle, die sonst auf andere Beute spezialisiert sind, verlegen sich auf den einfachen Coup am parkenden Auto. Und Drogenabhängige sehen ihre Chance auf schnelles Geld.

Derzeit haben es Autodiebe in den USA besonders einfach.
Derzeit haben es Autodiebe in den USA besonders einfach.
Bild: Axel Heimken/dpa (Symbolbild)

«Man kann sich heutzutage im Internet anschauen, wie man in Autos einbrechen kann», sagt Vetrano. «Einfach in YouTube suchen». Der Chef der Autodiebstahlabteilung spricht nicht nur aus der Ermittlerperspektive. Sein Ford-F150-Pickup — eines der meistgeklauten Fahrzeugmodelle in den USA — wurde ihm vor etwa einem Jahr gestohlen.

In Salt Lake City sind die Autodiebstähle um 22 Prozent gestiegen; Polizist Greg Wilkens sieht da eine kleine Zahl Krimineller dahinter, die buchstäblich auf Auto-Beutezüge gingen. «Es sind echt nur zehn Sekunden. Sie sind nicht lange in Ihrem Auto. Es ist ein Einschlagen, Zugreifen und Abhauen» — manchmal am helllichten Tag. Wilkens schätzt, dass die Zahl der Einbrüche weiter steigen wird.



Eine Stadt, die einst berüchtigt viele Autodiebstähle zu verzeichnen hatte, zeigt sich dagegen gegen diese Folgen der Corona-Pandemie gewappnet. In aggressiven Kampagnen wurden Autobesitzer in Baltimore ermahnt, ihre Autos abzuschliessen, die Schlüssel nicht im Wagen zu lassen und ihr Auto am besten bei sich zuhause oder wenigstens an gut beleuchteten Plätzen zu parken. Autoeinbrüche gingen von Januar bis Mai um 24 Prozent und Autodiebstähle um 19 Prozent zurück, sagt Polizist Richard Worley. Da andere Kriminalität rückläufig sei, habe die Polizei auch mehr Kapazität für proaktive Streifenfahrten.

Doch einmal eingerissene Gewohnheiten sind schwer loszuwerden. Lindsey Eldridge von der Pressestelle der Polizei in Baltimore hatte eines Abends doch wieder ihre Autoschlüssel im Becherhalter ihres Wagens zurückgelassen, der damit unverschlossen am Strassenrand parkte. Kurz vor dem Einschlafen fiel ihr das gerade noch rechtzeitig ein.

Oder wie Worley es ausdrückt: «Sie hätte in die Statistik eingehen können.»


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