Zeugen in Angst Frauen gebrandmarkt – Prozess um bizarren Sex-Kult-Gründer beginnt

phi

6.5.2019

Guru und auch ein Gauner? Eine Gerichtszeichnung von  Keith Raniere vom April 2018 aus Brooklyn, New York.
Guru und auch ein Gauner? Eine Gerichtszeichnung von  Keith Raniere vom April 2018 aus Brooklyn, New York.
Bild: Keystone

Die mutmassliche Sekte «Nxivm» soll amerikanische Frauen ausgebeutet, erpresst und missbraucht haben, so die Anklage. Nun beginnt in New York der Prozess gegen Gründer Keith Raniere.

Spätestens im März 2018 war klar, dass die selbst erklärte Selbsthilfegruppe aus Albany in New York doch nicht so ein dienlicher Beistand ist: Damals wurde in Mexiko der Führer der mutmasslichen Sekte «Nxivm» (Gesprochen: Nexium) verhaftet. Am Dienstag beginnt nun in Brooklyn der Prozess gegen Keith Raniere, dessen Initialen sich Mitglieder des extremen Kults auf den Leib haben brennen lassen.

Raniere war ein Jahr zuvor nach Mexiko geflohen, als erstmals Vorwürfe gegen den Guru laut geworden waren. Zu seinem Kult bekennen sich prominente Frauen wie «Smallville»-Darstellerin Allison Mack oder die millionenschwere Spirituosen-Erbin Clare Bronfman, die den Kult finanziell unterstützt haben soll. Mack wird sogar Menschenhandel vorgeworfen: Die 35-Jährige soll «Nxivm» Frauen zugeführt haben, die laut Anklage sexuell ausgebeutet worden seien.

Mit kompromittierenden Fotos erpresst?

Der Staatsanwalt wirft Raniere vor, mit der «Selbsthilfegruppe» eine Art Schneeballsystem aufgebaut zu haben, bei dem Raniere das einzige männliche Mitglied ist. Frauen werden teure Kurse angeboten, die sie motivieren, selbst Mitglieder zu werben und somit die eigenen Kosten zu senken. Dabei sollen auch kompromittierende Fotos gemacht oder eingefordert worden sein, die später benutzt wurden, um die Frauen zu erpressen.

Schauspielerin Allison Mack verlässt mit ihrem Anwalt Anfang Dezember 2018 das Gericht in New York. 
Schauspielerin Allison Mack verlässt mit ihrem Anwalt Anfang Dezember 2018 das Gericht in New York. 
Bild: Keystone

Aus Angst vor Druck auf die Zeuginnen haben die Ermittler die Namen der Frauen, die gegen den 58-Jährigen im Prozess aussagen wollen, bisher geheim gehalten. Ranieres Anwälte wiederum gehen dagegen an: Sie wollen erreichen, dass der Richter vor Prozessbeginn offenlegt, wer hinter den Aussagen steckt.

Ihre Argumentation: Wenn das Gericht sowie die Staatswaltwaltschaft die Namen anonym halte, suggeriere das den Geschworenen bereits, dass die Damen Opfer eines Sexualverbrechens und in Gefahr seien. Raniere bestreitet sowohl den Vorwurf des Menschenhandels wie auch alle anderen Anklagepunkte, schreibt der «Guardian».

Die Sexsklavinnen und der «Vorreiter»

Der Führer hat seine Organisation mit der Krankenschwester Nancy Salzman 1998 gegründet, in der er sich selbst als «Vorreiter» und Salzmann sich als «Präfektin» anreden liessen. 2003 berichtete «Forbes» erstmals über ausbeuterische Methoden der Gruppe. Titel des Artikels: «Der Persönlichkeitskult».

Ein angebliches Opfer des Kults berichtet im Interview mit «ABC News von ihren Erfahrungen.

Die Verhaftungen löste aber erst die Enthüllung der «New York Times» im Herbst 2017 aus, die offenlegt, wie es in der Studentinnenorganisation «DOS» zu- und hergeht, wo Frauen als Sexsklavinnen gedient haben sollen. Die Tochter von Mitgründerin Salzmann hat sich inzwischen schuldig bekannt: Beobachter gehen davon aus, dass Mack und sie ab morgen in Brooklyn gegen Raniere aussagen werden. Fortsetzung folgt.

Lauren Salzman, Tochter der «Nxivm»-Mitgründerin Nancy Salzman, bekannte sich im Dezember der kriminellen Machenschaften schuldig.
Lauren Salzman, Tochter der «Nxivm»-Mitgründerin Nancy Salzman, bekannte sich im Dezember der kriminellen Machenschaften schuldig.
Bild: Keystone

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