Folgen des Klimawandels Schädliche Trockenheit: So schlecht geht es dem Schweizer Wald

tmxh / SDA

3.6.2019

Der Klimawandel zeichnet sich auch in den hiesigen Wäldern ab: Nach dem trockenen Sommer im letzten Jahr geht es den Schweizer Buchen und anderen Bäumen schlecht wie nie.

Der Schweizer Wald ist in Gefahr. In Folge des Hitzesommers 2018 sind selbst Experten vom schlechten Zustand der Bäume hierzulande überrascht. Die Folgen der Trockenheit alarmieren die Fachleute. 

So auch Prof. Dr. Andreas Rigling, der im Auftrag der WSL forscht und im SRF-Radio zur Situation der Wälder Auskunft gab: «Was passiert hier?», habe man sich nach dem trockenen Sommer gefragt. Viele Bäume seien braun geworden, grosse Teile der Kronen abgestorben, wiederum andere hätten Risse aufgewiesen. 

So setzte die Trockenheit der Schweiz 2018 zu

Studie zur Trockenheit

Dass Bäume unter der Trockenheit leiden und weniger Holz produzieren, zeigte bereits Anfang des Jahres eine WSL-Studie. Untersuchte wurden dabei die Jahrringe von Bäumen an verschiedensten Standorten der Erde. Die Auswirkungen von Klimaschwankungen auf das Wachstum der Bäume lassen sich demnach an den Jahrringen ablesen.

In warmen und zeitweise trockenen Gebieten hingegen reagieren die Bäume laut Studie in erster Linie auf fehlenden Regen. Bei starker Trockenheit hören die Bäume vorzeitig zu wachsen auf.

Die Forschenden befürchten, dass Bäume künftig bis hinauf in den Norden, bis ungefähr zum 60. Breitengrad, regelmässig Trockenperioden ausgesetzt sind. Auch in den Alpen wird erwartet, dass künftig nicht mehr die Kälte das Wachstum der Bäume steuert, sondern die trockenen Zeiten.

Braune Buchen

Das WSL nennt drei einheimische Bäume als Beispiel für dieses Phänomen: Insbesondere fielen die frühzeitig braunen Blätter der Buchen im vergangenen Sommer auf. Die Blätter sterben ab, damit die Bäume weniger Wasser verdunsten. Im schlimmsten Fall starben auch Bäume ab.

Auch laut Rigling seien insbesondere die Buchen betroffen gewesen – Bäume also, die bislang als sehr robust galten. «Sommer 2018 hat das Bild korrigiert», so der Experte – die Buchen würden ebenfalls an ihre Grenzen stossen. Laut Rigling leiden die Bäume darunter, dass sich die Extreme häufen. Zur wesentlichen Trockenheit kämen im Winter starker Frost und Stürme.

So konstatiert auch das «Jahrbuch Wald und Holz 2018» des Bundesamts für Umwelt BAFU: «Das Wetter setzte dem Wald 2018 zu: Anfang Jahr fegten mehrere Winterstürme und insbesondere der Orkan Burglind über die Schweiz und verursachten erhebliche Sturmschäden mit sehr grossen Mengen an geworfenem Holz. Im Sommer und im Herbst war dann eine ausserordentlich lange Trockenperiode mit entsprechender Waldbrandgefahr zu verzeichnen.»

Betroffen sind auch die Fichten, die häufigste Baumart der Schweiz. Wasserstress macht sie attraktiv für Borkenkäfer – Käfer-Befall liess im Sommer viele Fichten vorzeitig absterben. Waldföhren gehen im Unterwallis seit 20 Jahren zunehmend ein – das Wallis gehört zum südlichsten Teil des Verbreitungsgebietes der Art.

Wie fit sind Sie in Sachen Klimawandel?

Wie bleibt der Wald stabil?

Schweizer Forstleute und Waldeigentümer müssten sich laut WSL überlegen, wie sie ihren Wald auch in wärmerem und somit trockenerem Klima stabil und nachhaltig nutzbar halten wollen. Was also tun? Neu ins Leben gerufene Beobachtungsprogramme sollen die Entwicklung begleiten, zudem denkt man über eine Aufforstung durch andere Baumarten nach, die Wärme und Trockenheit gewohnt sind.

Erst im Mai organisierten sich im Verein Wald-Klimaschutz Schweiz Waldbesitzer, die «der Atmosphäre langfristig Kohlendioxid entziehen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten» wollen. Geschehen solle dies mit  «reduzierten Holznutzungen und/oder dem Verzicht auf den Vorratsabbau an Holz».

Auch das Programm «Waldpolitik 2020» des BAFU gibt unter anderem das Ziel aus: «Der Wald und die Holzverwendung tragen zur Minderung des Klimawandels bei. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Leistungen des Waldes bleiben möglichst gering.»

Die Trockenheit sorgt auch für regelmässige Waldbrände.
Die Trockenheit sorgt auch für regelmässige Waldbrände.
Keystone
Bilder aus der Schweiz
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