1,5 Milliarden Jahre mehr Komplexes Leben auf der Erde könnte viel älter sein als gedacht

tafi

29.7.2024

Ein Forscherteam präsentiert Beweise für Nährstoffe, die diese Formationen in Gabun geschaffen haben sollen.
Ein Forscherteam präsentiert Beweise für Nährstoffe, die diese Formationen in Gabun geschaffen haben sollen.
IMAGO/ TT / Abderrazak El Albani / Nature / TT-VETENSKAP-LIV

Komplexes Leben auf der Erde könnte 1,5 Milliarden Jahre früher entstanden sein als bisher angenommen. Ein Forscherteam will für diese revolutionäre Theorie neue Beweise gefunden haben.

tafi

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Auf der Erde könnte schon viel früher komplexes Leben entstanden sein als bisher bekannt.
  • Ein Team der Cardiff University datiert erste komplexe Organismen auf die Zeit vor 2,1 Milliarden Jahren: Bisher geht man davon aus, mehrzellige Lebewesen seien vor 635 Millionen Jahren entstanden.
  • Die neuen Erkenntnisse werden in der Wissenschaft kontrovers aufgenommen.

Komplexes Leben auf der Erde könnte viel älter sein als gedacht. Ein Forscherteam der Cardiff University will im zentralafrikanischen Gabun Beweise gefunden haben, dass komplexe Lebewesen bereits vor 2,1 Milliarden Jahren auf der Erde gelebt haben könnten, wie sie in einer Studie mitteilen. Das wären 1,5 Milliarden Jahre früher als bisher angenommen.

Derzeit ist es wissenschaftlicher Konsens, dass komplexe Lebewesen erstmals vor etwa 635 Millionen Jahre auf der Erde vorkamen. Die neue Theorie geht nun aber von einem viel früheren Zeitpunkt aus. Man habe, erklärt Studienleiter Ernest Chi Fru gegenüber der BBC, in Gesteinsproben Verbindungen von Sauerstoff und Phosphor nachweisen können: Nährstoffe, die auf die Entstehung komplexer Organismen schliessen lassen.

«Hier gibt es Fossilien, hier gibt es Sauerstoff, das hat die Entstehung der ersten komplexen Lebewesen gefördert», führt Ernest Chi Fru aus. Es sei derselbe Prozess zu beobachten, wie im Kambrium vor 635 Millionen Jahren. Letztlich würden die neuen Erkenntnisse helfen, «zu verstehen, woher wir alle kommen».

Ein «Labor» für Leben

Allerdings schränkt der Wissenschaftler ein, dass die Lebewesen wahrscheinlich auf ein isoliertes Binnenmeer beschränkt gewesen seien und daher wieder ausstarben. Den ersten Hinweis darauf, dass komplexes Leben früher als bisher angenommen entstanden sein könnte, hätten sie vor etwa zehn Jahren mit der Entdeckung der sogenannten Francevillian-Formation bekommen.

Diese Formation bestehe aus Fossilien, die auf Leben hindeuten, das «wandern» und sich von selbst bewegen konnte. Um weitere Beweise für ihre Theorien zu finden, habe man nun Sedimentkerne analysiert, die aus dem Gestein in Gabun gebohrt wurden.

Die Chemie des Gesteins zeigte, dass kurz vor der Entstehung der Formation ein «Labor» für Leben geschaffen wurde. Der hohe Sauerstoff- und Phosphorgehalt sei wahrscheinlich durch den Zusammenstoss zweier Kontinentalplatten unter Wasser und die dadurch ausgelöste vulkanische Aktivität entstanden.

Vorbehalte in der Wissenschaft

Die neue Theorie stösst bei anderen Wissenschaftlern allerdings auf Skepsis. So äussert Graham Shields vom University College London, der nicht an den Forschungen beteiligt war, Vorbehalte. «Ich bin nicht gegen die Idee, dass es vor 2,1 Milliarden Jahren mehr Nährstoffe gab, aber ich bin nicht davon überzeugt, dass dies zu einer Diversifizierung führen konnte, die komplexes Leben hervorgebracht hat», fordert er mehr Beweise für die neue Theorie zum Ursprung des Lebens.

Auch Elias Rugen vom Naturhistorischen Museum London sagte, es sei klar, dass «die ozeanischen Kohlenstoff-, Stickstoff-, Eisen- und Phosphor-Zyklen zu diesem Zeitpunkt der Erdgeschichte etwas noch nie Dagewesenes taten». Es spräche nichts dagegen, «dass komplexes biologisches Leben bereits vor zwei Milliarden Jahren entstanden sein könnte». Doch auch Rugen fordert mehr Belege zur Untermauerung der neuen Theorie.

Acht Meter lang, 200 Kilogramm schwer // Forscher entdecken im Amazonas grösste Schlange der Welt

Acht Meter lang, 200 Kilogramm schwer // Forscher entdecken im Amazonas grösste Schlange der Welt

Wissenschaftler haben im nördlichen Amazonasgebiet Brasiliens die grösste Schlangenart der Welt entdeckt: Die Grüne Anakonda. Sie ist acht Meter lang und wiegt 200 Kilogramm.

22.02.2024