Sewerodwinsk Russischer Atomunfall im August war wohl nukleare Kettenreaktion

tsha

28.10.2019

In Russland sind im August wohl bei einem missglückten Test auf einem Militärgelände sieben Menschen ums Leben gekommen (Symbolfoto).
In Russland sind im August wohl bei einem missglückten Test auf einem Militärgelände sieben Menschen ums Leben gekommen (Symbolfoto).
Bild: Keystone

Der Unfall auf einem russischen Marinetestgelände ist laut der deutschen Regierung wohl auf eine nukleare Kettenreaktion zurückzuführen. Die genauen Hintergründe bleiben aber weiter unklar.

Was geschah am 8. August 2019 auf dem russischen Marinetestgelände Njonoksa bei Sewerodwinsk? An jenem Tag kam es in der Anlage am Weissen Meer zu einer Explosion, bei der mehrere Menschen starben und weitere mit radioaktiver Strahlung verseucht wurden. Die Hintergründe des Unfalls sind noch weitgehend ungeklärt. Zumindest aber die deutsche Bundesregierung ist sich sicher: Auslöser für den Atomunfall war eine nukleare Kettenreaktion. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine Anfrage aus dem Bundestag hervor, berichtet der «Spiegel».

Demnach kam es auf dem Gelände zu einem sogenannten Kritikalitätsunfall. Das bedeutet, dass sich zu viel spaltbares Kernmaterial auf engem Raum befindet und darum eine nukleare Kettenreaktion in Gang kommt. Möglich sei aber auch ein anderes Szenario, so die deutsche Regierung: «ein Unfall in Verbindung mit einem Reaktor, der während oder kurz vor dem Unfall in Betrieb war».

Stürzte eine Rakete ins Meer?

In ihrem Bericht beruft sich die deutsche Bundesregierung auf Messungen des russischen Wetterdienstes. Die Daten hätten Zerfallsprodukte teils sehr kurzlebiger Edelgase aufgezeigt, «die wiederum selbst Produkte von Kernspaltungen sind», zitiert der «Spiegel». Die erhöhte Strahlung, die nach dem Unfall gemessen wurde, entspreche der Energiemenge, die ein 50-Megawatt-Atomreaktor in einer Minute erzeuge – zum Vergleich: Ein Block des Kernkraftwerks Beznau hat eine Leistung von 380 Megawatt.

Weil sich aber keine weiteren für einen solchen Fall übliche Spaltprodukte in der Luft nachweisen liessen, geht der Bericht davon aus, dass die Trümmer der Explosion vom 8. August wahrscheinlich ins Weisse Meer gefallen seien. Das Wasser hätte in dem Fall einen Grossteil der radioaktiven Belastung abgeschirmt. 

Zumindest Donald Trump hat dafür eine Erklärung: Ein neuartiger nuklearbetriebener Marschflugkörper des Typs SSC-X-9 «Skyfall» sei damals bei einem Test abgestürzt, so der US-Präsident. Auch ein Unfall mit dem Atom-Torpedo «Poseidon» sei möglich, so Analysten. Widerlegt ist hingegen die zunächst von Russland verbreitete Behauptung, es habe einen Unfall mit einer Radionuklidbatterie gegeben. Denn dem widerspricht nun der Bericht der deutschen Regierung.

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