Das grosse Hitze-ABC – Teil 2/2 Wie hoch kann eigentlich die Nullgradgrenze klettern?

Von Gil Bieler

21.8.2023

An der Hitze kommt am Wochenende niemand vorbei. Grund genug, nützliche und unnütze Fakten zur Hitze zusammenzutragen. Teil 2 zu Omega-Lage, Schlaftipps und – Zürich. Ähem.

Von Gil Bieler

21.8.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • DieHitzewelle in der Schweiz nimmt am Wochenende Fahrt auf. Am Samstag wurde der Tageshöchstwert mit 36,2 Grad Celsius in Genf gemessen.
  • Unterhalb von 800 Metern Höhe gilt die Hitze-Gefahrenstufe 3, im Tessin gar 4 von 5. Es besteht laut Bund ein erhöhtes Risiko für Kreislaufbeschwerden und körperliches Unwohlsein.
  • Alles, was du zum Thema wissen musst, erklärt dir blue News in einem zweiteiligen Hitze-ABC – mit Augenzwinkern. Hier geht es zu Teil 1.

N wie Nullgradgrenze

Die Nullgradgrenze wandert. Je heisser es wird, desto weiter hinauf. Im August 2023 erklomm sie eine neue Rekordhöhe: In der Nacht vom 20. auf den 21. August wurde sie in Payerne in der Waadt in einer Höhe von 5299 Metern über Meer gemessen. Respektive weit, weit oberhalb von Payerne. 

Der bisherige Rekord liegt bei 5184 Metern und datierte vom 25. Juli 2022. Das ist weit höher als der höchste Berg auf Schweizer Boden. (Bevor du googlest: Das wäre die Dufourspitze, 4634 Meter hoch. Gern geschehen.)

Dass der Rekord in Payerne aufgestellt wurde, ist übrigens wenig überraschend: Dort steigen jeweils die Wetterballons auf, die messen, wo die Temperatur in den Minusbereich kippt. 

Der höchste Gipfel der Schweiz: Am 11. Juli 2018 erklimmen Sandro Mirasolo und Thomas von Büren zu Fuss die Dufourspitze.
Der höchste Gipfel der Schweiz: Am 11. Juli 2018 erklimmen Sandro Mirasolo und Thomas von Büren zu Fuss die Dufourspitze.
Bild: Keystone

O wie Omega-Lage

Wenn sich Hoch- und Tiefdruckgebiete gegenseitig blockieren, entsteht eine sogenannte Omega-Lage. Das so entstandene Druckgebilde erinnert an den griechischen Grossbuchstaben Omega Ω – daher der Name. Eine solche Omega-Lage führt dazu, dass sich wettertechnisch über längere Zeit nichts richtig verändert. Die Schweiz lag etwa im Frühjahr 2023 unter solch einer Omega-Lage.

So illustrierte SRF-«Meteo» die jüngste Omega-Lage über der Schweiz.
So illustrierte SRF-«Meteo» die jüngste Omega-Lage über der Schweiz.
Screenshot: SRF

P wie Prost!

Auch wenn das kühle Bier verlockend sein mag: Dem Alkohol solltest du während der Hitze mit Vorsicht zusprechen.

Denn Alkohol wirkt bei Hitze schneller. Das hat auch damit zu tun, dass der Körper die Blutgefässe erweitert (siehe auch L wie Lethargie). Du wirst schneller betrunken und hast schneller mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät darum: Auf alkoholische Getränke bei Hitze verzichten. 

Q wie Quecksilber

Wieso sich Quecksilber als Füllmittel für Thermometer durchgesetzt hat? Na, weil sich dieses flüssige Metall durch Hitze besonders regelmässig ausdehnt – und keine Spuren im Röhrchen hinterlässt. 

Weil Quecksilber aber hochgiftig ist, sind mittlerweile unbedenklichere Alternativen im Einsatz.

R wie Rekord

Die heisseste je gemessene Temperatur auf der Welt wurde vor hundert Jahren im kalifornischen Death Valley gemessen: Am 10. Juli 1913 zeigte das Thermometer dort unfassbare 56,7 Grad Celsius an. Weil Teile der USA in diesem Sommer aber unter einer extremen Hitzewelle leiden, schien der Allzeitrekord ein paar Mal zu wackeln, und Tourist*innen strömten an die Messstation, um sich in der sengenden Wüstenhitze fotografieren zu lassen. Geknackt wurde der Weltrekord aber trotzdem nie.

Der heisseste Ort der Welt: Messstation im Furnace Creek Visitor Center im Death Valley National Park, Kalifornien.
Der heisseste Ort der Welt: Messstation im Furnace Creek Visitor Center im Death Valley National Park, Kalifornien.
John Locher/AP/dpa

S wie Schlafen

Wenn die Temperaturen draussen einem Glutofen gleichen, raubt das vielen den Schlaf. Doch es gibt Tipps und Tricks, wie du dich gegen heisse Nächte wappnen kannst: hier in diesem Video.

Tipps für eine kühle Wohnung: So hilft dir eine PET-Flasche, bei Tropennächten cool zu bleiben

Tipps für eine kühle Wohnung: So hilft dir eine PET-Flasche, bei Tropennächten cool zu bleiben

Wenn das Thermometer nachts draussen über 20 Grad steigt, raubt uns die Hitze den Schlaf. Aber es gibt Abhilfe. Mit diesen blue News-Tricks bist du bestens gegen heisse Nächte gewappnet.

23.06.2023

T wie Tropennacht

Das kennst du sicher: Sinkt die Temperatur zwischen 18 Uhr und 6 Uhr nie unter 20 Grad, spricht man von einer Tropennacht. Was du dagegen vielleicht nicht wusstest: Tropennächte gibt es nur im deutschsprachigen Raum. Das liegt nicht am Klima in der Schweiz, in Deutschland und Österreich, sondern daran, dass dieser Begriff nur in der deutschsprachigen Meteorologie genutzt wird.

Bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts gab es kaum Tropennächte in der Schweiz, sie traten nur ab und zu im Tessin auf, weiss Meteoschweiz. Durch den Klimawandel hat sich das freilich geändert, es gibt heutzutage in tieferen Lagen im ganzen Land fast jedes Jahr einzelne Tropennächte.

U wie Unfallrisiko

Die Hitze erhöht auch das Unfallrisiko, warnt die Suva. Ihrer Analyse zufolge ereignen sich an >> Hitzetagen mit über 30 Grad rund sieben Prozent mehr Unfälle als an anderen Sommertagen. Als Gründe kommen Übermüdung und mangelnde Konzentration in Frage.

Die Unfallversicherungsanstalt sorgt sich daher vor allem um all jene, die im Freien arbeiten müssen, etwa Gärtner*innen oder Dachdecker*innen. Doch auch alle anderen sollten schwere körperliche Arbeiten im Freien während Hitzewellen möglichst in den Morgenstunden ausführen und ihr Arbeitstempo der Hitze anpassen, rät die Suva.

Die Gewerkschaft Unia fordert wegen der aktuellen Hitzewelle einen Arbeitsstopp auf den Schweizer Baustellen. Die Arbeit bei extremer Hitze schade der Gesundheit der Bauarbeiter, schreibt die Unia in einer Mitteilung vom Freitag. Extreme Hitze könne zu Dehydrierung, Sonnenstich und Hitzschlag führen.

Ein Bauarbeiter kühlt sich in Lugano ab. (Archivbild)
Ein Bauarbeiter kühlt sich in Lugano ab. (Archivbild)
Keystone

V wie Venus

Der Merkur ist jener Planet in unserem Sonnensystem, der der Sonne am nächsten ist. Dennoch ist er nicht der heisseste: Auf dem Merkur werden nämlich «nur» Temperaturen von 460 Grad erreicht. Auf der viel weiter entfernt gelegenen Venus dagegen kann es dagegen über 470 Grad heiss werden.

Den Grund kennt das «Geo»-Magazin: Die Atmosphäre der Venus bestehe überwiegend aus Kohlendioxid (CO2), «das die Wärme speichert. Deshalb bleibt die Temperatur selbst in der Nacht so hoch». Auf dem Merkur dagegen kühlt es nachts auf bis zu minus 180 Grad ab.

Die Venus ist ein echt heisses Pflaster.
Die Venus ist ein echt heisses Pflaster.
Bild: Nasa/AP/DPA

W wie Welle

Auf einer Hitzewelle reitest du nicht, du leidest darunter. Auch hier gibt es genaue Kriterien: Der Bund spricht erst dann von einer Hitzewelle, wenn an mindestens drei Tagen eine sogenannte Tagesmitteltemperatur (Mittelwert über 24 Stunden) von 25 Grad oder mehr gemessen wird. Ist das nur während zweier Tage der Fall, spricht man von einer kurzen Hitzeperiode.

X wie XXL-Glace 

Riesige Hitze, riesiges Glace? Verstehen wir. Den Weltrekord für die meisten Glacekugeln in einem Cornet hält übrigens dieser Mann hier. Dimitri Panciera aus Italien balancierte sage und schreibe 125 Kugeln in einer Hand. Mamma mia!

Y wie Yoghurt

Glace mag fein sein, ist aber auch eine echte Kalorienbombe. Rahm, Zucker, vielleicht sogar Doppelrahm – wer seine Glace mit Schoggisauce und Rahm mag, vertilgt in wenigen Minuten 400 Kilokalorien. 

Besser für die Figur: eisgekühlter Yoghurt. Als Frozen Yoghurt liegt der ja zum Glück ohnehin im Trend. 

Z wie Zürich

Okay, das war jetzt getrickst, denn nicht nur Zürcher*innen leiden besonders unter Hitze, sondern alle Menschen in städtischen Gebieten. Aber der Buchstabe Z war halt noch abzufüllen.

Jedenfalls: Die Temperatur in Städten ist das ganze Jahr über höher als im Umland, besonders ausgeprägt tritt dieser Hitzeinsel-Effekt aber gemäss Meteoschweiz in Sommernächten auf. In Zürich (und anderen Städten, ja ja) kann es dann fünf bis sieben Grad wärmer sein als in der Umgebung.

Zu den Gründen für diese städtischen Wärmeinseln zählt die dichtere Bebauung, dass mehr Bodenoberfläche etwa durch Asphalt versiegelt ist, und dass mehr Schadstoffe und Abwärme ausgestossen werden. All das macht eine Stadt zum Hotspot.

Doch es gibt Bestrebungen, die Städte abzukühlen. Ein Beispiel siehst du im Video unten.

Begrünte Städte: Gegen die Hitze ist tatsächlich manch ein Kraut gewachsen

Begrünte Städte: Gegen die Hitze ist tatsächlich manch ein Kraut gewachsen

Die Schweiz ächzt am 9. Juli 2023 unter Temperaturen von 35 Grad und mehr. Auf dem Land bieten Gewässer und Wälder Abkühlung. Und in der Stadt? Auch dort können Verwaltung und Private sich gegen die Hitze wehren.

27.06.2023